In vier Schlüsselbereichen hat der WWF untersucht, wie weit die Bundesländer auf ihrem Weg zu Klimaneutralität sind. Auf die vorderen Plätze schafften es Brandenburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern.

Extreme Hitze, Trockenheit, Starkregen, brennende Wälder: Die Auswirkungen des Klimawandels sind längst Realität und betreffen schon heute jede Region Deutschlands. Fest steht, der Weg aus der Klimakrise führt weg von Kohle, Öl und Gas und hin zum schnellen Ausbau grüner Energien. Nur so kann die Transformation zu einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Wirtschaft gelingen und Deutschland sein selbst gestecktes Ziel erreichen, bis spätestens 2045 klimaneutral zu sein.

Die angestrebte Energiewende bringt dabei noch weitere Vorteile mit sich. Sie ist ein sicherheitsrelevanter Beitrag zu mehr Energieresilienz. Außerdem gilt sie als Jobmotor. Seit 2019 ist der Anteil von Berufen mit Bezug zur Energiewende an allen ausgeschriebenen Jobs von 1,8 Prozent auf 3,8 Prozent angestiegen. Weltweit wird die Anpassung an die Klimakrise den drittstärksten Job-Zuwachs bis 2030 ausmachen. So rechnet es das Weltwirtschaftsforum in seinem Jobreport von 2025 vor.

Föderale Unterschiede

Bis zur Klimaneutralität ist es jedoch noch ein weiter Weg. Bei der Umsetzung der Energiewende spielen die Bundesländer eine entscheidende Rolle. Um den Status Quo zu ermitteln und zu überprüfen, welche unterschiedlichen Stärken und Schwächen die einzelnen Regionen aufweisen, hat der WWF ein Bundesländer-Energiewende-Ranking aufgestellt.

Der Fortschritt der Transformation hin zur Klimaneutralität wird im Ranking in vier verschiedenen Schlüsselbereichen verglichen. Es geht um den Ausbau der Erneuerbaren Energien, um Verkehr und Mobilität, um Flächenverbrauch und Naturschutz sowie Gebäude und Wärme.

Die wirtschaftlichen, geographischen und demographischen Voraussetzungen in den 16 Bundesländern unterscheiden sich zwar stark. Entscheidend ist jedoch auch – das zeigen die Ergebnisse deutlich – der politische Wille der jeweiligen Landesregierung.

Das Energieranking des WWF kann dabei nur eine Momentaufnahme zum Fortschritt in ausgewählten Kategorien darstellen und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Ausbau Erneuerbarer Energien im Norden

Am besten abgeschnitten haben in der Studie Brandenburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Die nordischen Bundesländer punkteten insbesondere bei den Erneuerbaren Energien. Brandenburg setzte sich mit einem vergleichsweise hohen Sanierungsstand bei seinen Gebäuden und einer starken Position bei erneuerbaren Energien im Endenergieverbrauch an die Spitze.

Bei anderen Bundesländern fiel die Bilanz durchwachsener aus. Das Saarland etwa kann den höchsten Anteil an Naturschutzgebieten vorweisen, schaffte es vor allem aufgrund der schlechten Energieeffizienz des Gebäudebestands trotzdem nur auf Platz 13.

Die Schlusslichter im Ranking

Schild Ladesäule © getty / istock / Corinna71
Schild Ladesäule © getty / istock / Corinna71

Auf den letzten Rängen landeten Hamburg, Baden-Württemberg und Hessen. Hamburg konnte lediglich mit guten Werten im Verkehrs- und Mobilitätsbereich überzeugen, in allen anderen Bereichen muss die Hansestadt aufholen.

Enttäuschend ist der vorletzte Platz des wirtschaftlich starken Baden-Württembergs. Bei der Ladesäulenabdeckung führt das südwestdeutsche Bundesland das Ranking an, beim Anteil an Wärmepumpen erreicht es den dritten Platz. Ansonsten schneidet es im deutschlandweiten Vergleich durchweg schlecht ab.

Hessen wiederum fällt insbesondere im Bereich Flächenverbrauch und Naturschutz und einer unterdurchschnittlich ausgebauten Radinfrastruktur deutlich zurück.

„Wir brauchen noch einen deutlichen Schub, um Deutschland insgesamt auf Kurs zu bringen.“

Viviane Raddatz, Bereichsleitung Klimaschutz und Energiepolitik

Ziel noch nirgends erreicht

Viviane Raddatz, Klimachefin beim WWF Deutschland, bezeichnet den Fortschritt beim nachhaltigen Wandel Deutschlands als einen föderalen Flickenteppich. Kein Bundesland gehe die Energiewende bislang vollumfänglich an.

„Wir brauchen noch einen deutlichen Schub, um Deutschland insgesamt auf Kurs zu bringen und unser wirtschaftliches, soziales und gesundheitliches Wohlergehen dauerhaft und nachhaltig zu sichern. Einige Bundesländer haben heute aber schon einen größeren Anteil daran, die Wende hin zu einer klimafreundlichen und stabilen Zukunft zu vollbringen“, betont sie.

Bundesregierung in der Pflicht

Reichtagskuppel © iStock / Getty Images
Reichtagskuppel © iStock / Getty Images

Dabei ist auch die Bundesregierung gefordert, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen. Dazu zählen unter anderem klare Vorgaben sowie Planbarkeit beim Ausbau erneuerbarer Energien und der dazugehörigen Technologien, wie beispielsweise Wärmepumpen mit klimafreundlichem Betrieb oder Elektrofahrzeuge.

Ebenso wird Verlässlichkeit beim schrittweisen Ausstieg aus fossilen Energieträgern sowie eine schnelle, ambitionierte und kooperative nationale Umsetzung der EU-Wiederherstellungsverordnung notwendig.

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