Sie stecken in Autos, Häusern und Handys – metallische Rohstoffe sind in zahllosen alltäglichen Produkten verarbeitet und aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Die wachsende Weltbevölkerung und die rasante Verbreitung elektronischer Geräte lassen die Nachfrage nach Metallen immer weiter steigen.

Doch um Aluminium, Stahl, Gold und Co. zu gewinnen, werden Wälder gerodet, Flüsse vergiftet, Menschen ausgebeutet und ganze Ökosysteme zerstört. Verantwortungslose Abbaupraktiken im Bergbau sind zu einer der größten Umweltbedrohungen unserer Zeit geworden.

Der Weltmarkt der Bodenschätze

Die größten Vorkommen metallischer Rohstoffe liegen meist in den ärmsten Ländern der Erde. Indonesien beispielsweise ist der bedeutendste Zinn-Exporteur und die Demokratische Republik Kongo liegt an der Spitze der weltweiten Förderung von Kobalt. Das kleine, afrikanische Guinea hat mit 7.400 Millionen Tonnen die weltweit größten Bauxitreserven – daneben gehören Jamaika, Australien, Brasilien und Indien zu den wichtigsten Herkunftsländern des Aluminiumerzes.

Was genau sind metallische Rohstoffe?

Zu den metallischen Rohstoffen gehören alle Metalle oder Erze, aus denen Metalle veredelt werden – so zum Beispiel Eisenerz (Stahl), Bauxit (Aluminium), Kupfer, Nickel und Gold. Sie werden aus der Erdoberfläche gewonnen und sind, im Gegensatz zu nachwachsenden Rohstoffen, nicht erneuerbar.

Abbaumethoden im Bergbau

Kohlemine © WWF / James Morgan
Kohlemine © WWF / James Morgan

Man unterscheidet zwischen zwei Formen von Bergbautätigkeiten: Im Tagebau werden die Rohstoffe in offenen Gruben gewonnen – so zum Beispiel Bauxit, welches Stück für Stück durch das Abtragen von Erdschichten freigesetzt wird.

Nach metallischen Erzen und Edelmetallen muss meist unter Tage in Minen und Stollen gegraben werden. Zum Untertagebau gehört auch der Tiefseebergbau, bei dem schwere Bohr-Geräte in den empfindlichen Meeresboden eindringen und Metalle wie Mangan, Kobalt und Nickel an die Oberfläche befördern.

Eine Branche – zwei Akteure

Während man bei „Large Scale Mining“ (LSM) von großen, industriellen Bergbaubetrieben mit schweren Geräten spricht, versteht man unter „Artisanal and Small-Scale Mining“ (ASM) den Kleinbergbau, bei dem mit sehr einfachen mechanischen Methoden gearbeitet wird.

Profit zu lasten der Umwelt – die Auswirkungen des Bergbaus

Infografik: Direkte Auswirkungen des Bergbaus © WWF
Infografik: Direkte Auswirkungen des Bergbaus © WWF

Am deutlichsten sichtbar werden die Folgen des Bergbaus durch die Umwandlung riesiger Landgebiete – insbesondere durch die Rodung großer Waldflächen für den Tagebau. Allein in Brasilien verschwanden im Zeitraum von 2005 bis 2015 fast 10 Prozent Amazonasregenwald.

Diese Entwaldung verursacht nicht nur einen hohen Verlust der Biodiversität – sie führt auch dazu, dass Menschen in Gebiete vordringen, in denen die Natur bisher weitgehend unberührt war. Straßen, Schienen, Dämme und Stromleitungen werden gebaut um eine Infrastruktur für die Minenbetriebe herzustellen. Neue Arbeiter lassen sich nieder, beanspruchen Siedlungsfläche und betreiben Landwirtschaft – Entwicklungen, die weitere negative Auswirkungen zur Folge haben.

Nutzung und Verschmutzung von Wasser, Boden und Luft

Der Rohstoffabbau schluckt jedes Jahr Unmengen von Wasser. Bis zu 4,5 Prozent der durchschnittlichen Wassernutzung in den betroffenen Ländern gehen auf den Bergbausektor zurück. Der Effekt: Grundwasserspiegel sinken, Flüsse trocknen aus und besonders in Dürrezeiten leidet die ganze Region unter massiver Wasserknappheit.

Ein weiteres Problem ist die Verschmutzung des Grundwassers durch Schadstoffe und Schwermetalle, die beim Abbau freigelegt werden. Große Mengen des kontaminierten Wassers oder Schlamms werden in Absetzbecken und Halden gelagert. In Erzlagern entstehen dadurch hochgiftige, saure Grubenwässer, auch „Acid Mine Drainage“ (AMD) genannt. Sickert diese Substanz unkontrolliert in die Erde, kann sie für tausende Jahre Boden und Grundwasser vergiften.

Ebenso toxisch sind die Emissionen, die bei Rodung, Aushub, Transport und Sprengarbeiten in die Luft gelangen. Selbst für Menschen, die mehrere Kilometer von den Minen entfernt wohnen, gehören Atemwegsprobleme und schwere Lungenerkrankungen zum Alltag.

Immer wieder kommt es bei Abraumhalden zu schrecklichen Umweltkatastrophen durch Lecks oder gar Dammbrüche. Das jüngste Beispiel ereignete sich im Januar 2019, als der Damm eines Absetzbeckens im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais brach. Eine zwölf Millionen Kubikmeter große, giftige Schlammlawine begrub ganze Dörfer unter sich und forderte mindestens 186 Todesopfer.

Menschenrechtsverletzungen und soziale Folgen

Schätzungsweise mehr als 40 Millionen Menschen weltweit arbeiten im Kleinbergbau – mindestens 150 Millionen sind direkt von diesem Einkommen abhängig. Der Beruf des Bergbauarbeiters gehört zu den gefährlichsten der Welt: Rund acht Prozent aller tödlichen Arbeitsunfälle passieren im Tage- und Untertagebau.

Besonders im Kleinbergbau herrschen katastrophale Bedingungen: Die Arbeiter kriechen durch knöchelhohen Schlamm, steigen ohne Helm und Sicherung in enge Schächte und sind hochtoxischen Chemikalien schutzlos ausgeliefert. Alternativen gibt es kaum: Der nicht industrielle Bergbau ist für Menschen in abgelegenen Gebieten meist die einzige Einnahmequelle.

Auch unzählige Anwohner leiden unter den Bergbauaktivitäten: Ganze Dorfgemeinschaften und indigene Völker werden für neue Abbaustätten vertrieben und ihre angestammten Gebiete zerstört. Viele Indigene fallen gewaltvollen, oft tödlich endenden, Auseinandersetzungen zum Opfer.

Der Rohstoffabbau ist fast überall auf der Welt für Ressourcenkonflikte zwischen lokalen Gemeinden und Mining-Konzernen verantwortlich. Denn verdienen tun hauptsächlich Letztere –  die Bevölkerung bezahlt mit ihrer Gesundheit.

Quecksilber: Die unsichtbare Gefahr im Goldabbau

Kind badet in Neu-Guinea © Brent Stirton / WWF
Kind badet in Neu-Guinea © Brent Stirton / WWF

Jedes Jahr werden rund 3.000 Tonnen Gold in über 100 Ländern der Welt abgebaut – oft unter Verwendung hochtoxischer Substanzen und chemischer Verfahren.

So auch im Amazonasgebiet: Größtenteils sind es illegale Kleinschürfer, die Quecksilber in den Gesteinsschlamm mischen um Gold herauszulösen und zu binden. Das Nervengift landet danach ungefiltert in Luft, Boden und Wasser – es vergiftet Pflanzen, Fische und letztlich alle Menschen, die sich von dem Fisch ernähren.

Die Folgen: Schwere und irreversible Schäden des Nervensystems sowie der inneren Organe – selbst bei ungeborenen Kindern. Schätzungsweise 1,5 Millionen Menschen entlang des Amazonas sind von hohen Quecksilbereinträgen gesundheitlich betroffen. Nie zuvor war der Zustand der aquatischen Ökosysteme so besorgniserregend. Doch hohe Gewinnmargen und der Mangel an Alternativen verhindern derzeit ein Ende der Krise.

Etwas Hoffnung spendet ein völkerrechtlicher Vertrag: Durch das sogenannte Minamata-Übereinkommen können Quecksilber-Emissionen eingedämmt und die Goldgewinnung durch legale Maßnahmen gefördert werden. Hierfür müssen die Amazonas-Staaten die Konvention jedoch erst einmal unterzeichnen, anschließend ratifizieren und umsetzen.

Es ist Zeit, umzudenken! Unser Kampf für mehr Verantwortung

Der WWF fordert Unternehmen, Investoren und Regierungen auf, Verantwortung zu übernehmen: Durch verbesserte Methoden, nachhaltige Abbauverfahren und eine eingeschränkte Ressourcennutzung. Nur wenn wir den Raubbau jetzt stoppen, können wir die biologische Vielfalt bewahren – und eine Zukunft für Mensch und Tier sicherstellen.

Das können Sie tun: 4 Tipps für nachhaltige Kaufentscheidungen

  • Versuchen Sie, Ihren Verbrauch an Erzeugnissen, die auf mineralstoffintensiven Produktionsverfahren basieren, zu reduzieren. Fragen Sie sich vor jedem Kauf, ob Sie dieses Produkt wirklich brauchen und setzen Sie einen stärkeren Fokus auf hohe Qualität und Haltbarkeit.
  • Wann immer möglich, sollten Sie Produkte warten, reparieren und wiederverwenden. Damit können Sie Abfall vermeiden –  und somit den Abbau zusätzlicher natürlicher Ressourcen.
  • Geben Sie alte Elektrogeräte bei einem Recyclinghof ab. Metalle sind wiederverwendbare Ressourcen und können in neuen Produkten verarbeitet werden.
  • Fragen Sie vor dem Kauf eines Produktes, ob die Materialien recycelt oder neu gewonnen wurden. Viele Unternehmen bieten Verbrauchern ein gewisses Maß an Transparenz, indem sie ihre Produkte mit Nachhaltigkeitszertifizierungen versehen.
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