Hier finden Sie die Fakten und Quellen zum Film „Cargills böse Welt“.

Generell: Mighty Earth 2019 - Cargill

„In unserem Essen steckt Entwaldung“

„Fleisch, Wurst, Käse, Schokolade, Kaffee, Tütensuppen, Tiefkühlpizza und und und –überall steckt Wald drin – oder besser gesagt: Entwaldung.“

Bis zu 80% der globalen Entwaldung gehen auf die Landwirtschaft zurück.
BMEL 2021: Leitlinien für Entwaldungsfreie Lieferketten
 

Ein Großteil dieser Entwaldung geht auf sechs Güter zurück: Soja, Rindfleisch, Palmöl, Kaffee, Kakao, Holz. 

Science Media Center 2021: Fußabdruck des internationalen Handels auf die Abholzung der Wälder weltweit (laut der Studie: Mapping the deforestation footprint of nations reveals growing threat to tropical forests von Nguyen Tien Hoang & Keiichiro Kanemoto 2021)

„Cargill steckt überall mit drin“

„Ohne Cargill hätten wir halt praktisch nichts zum Frühstück und auch nix zum Abendbrot.“

Cargill gehört zu den größtem Agrarkonzernen der Welt. Cargill produziert, verarbeitet und liefert Produkte und Rohstoffe auf der ganzen Welt. Mit Rohstoffen wie Soja, Getreide, Glycerin, Ölsaaten, Kakao usw. ist Cargill fast in jedem Supermarktprodukt vertreten und beliefert Firmen wie Nestle, Kraft und Unilever.

Spiegel 2019: „Das schlimmste Unternehmen der Welt“

Cargill 2022: Produkte und Dienstleistungen

Umsatz von Cargill

„Cargill ist mit rund 134 Milliarden US-Dollar Umsatz der führende Rohstoffhändler der Welt.“

Laut: Statista 2021: Umsatz von Cargill weltweint in den Geschäftsjahren von 2007-2021.

Soja als Futtermittel

Das schlimmste Übel ist die Produktion von Soja, also als Futtermittel für tierische Produkte, besonders für Fleisch."

Rund 75% der weltweiten landwirtschaftlichen Fläche wird für die Produktion von tierischen Produkten genutzt.

WWF 2021: Klimaschutz, landwirtschaftliche Fläche und natürlicher Lebensraum

Denn rund drei Viertel des weltweiten Sojas landet im Tierfutter.“

70-75% des weltweit produzierten Sojas landen im Tierfutter.

Albert Schweitzer Stiftung 2018: Warum Sojawurst nicht dem Regenwald schadet

Und dafür werden große Teile unseres Planeten geopfert: Bis heute über 1 Million Quadratkilometer.

WWF 2015: Eating Up Forests

Das ist in etwa die Fläche von Deutschland. Plus der Schweiz. Plus Österreich. Plus Slowenien. Plus Tschechien. Plus Ungarn. Plus Slowakei. Plus Polen! "

Deutschland

357.588

Schweiz

41.285

Österreich

83.882

Slowenien

20.273

Tschechien

78.866

Ungarn

93.036

Slowakei

49.034

Polen

312.696

Gesamt

1.036.660

Rund 6 Millionen Tonnen Soja werden jährlich allein nach Deutschland eingeführt, um all die Schweine, Rinder und Hühner zu füttern.“ 

Deutscher Bundestag 2020: Sojaimporte nach Deutschland

"Das heißt: unser Fleischkonsum und die Entwaldung in Brasilien hängen direkt zusammen. 70 % des Verlustes an biologischer Vielfalt und 80 % der Entwaldung passieren aufgrund von Landwirtschaft.“

WWF 2021: Klimaschutz, landwirtschaftliche Fläche und natürlicher Lebensraum

„Im Cerrado herrscht Goldgräberstimmung“

Der Cerrado ist eine riesige Savannenlandschaft. Und zwar die Artenreichste und eine der größten der Welt.“

Springer 2020: Biodiversity and conservation of the Cerrado: recent advances and old challenges

Das Problem ist im Cerrado und im Amazonas herrscht seit Jahrzehnten sozusagen Goldgräberstimmung. Tagein tagaus wird hier sehr viel Wald zerstört. Dahinter stehen dann große Konzerne mit viel Macht und sehr viel Geld.

MAPBIOMAS 2021: Annual Report of Deforestation in Brazil 2020

Und die arbeiten so: Für ein Stück Land bietet man heute im Amazonas und dem Cerrado den Kleinbauern ein bisschen Geld oder Jobs. Die Jobs werden dann zwar meist an andere vergeben, und das Geld ist ein Witz im Gegensatz zu dem, was das Land eigentlich wert ist, aber klingt doch erstmal gut…“

Science Panel for the Amazon 2021: Amazon Assessment Report 2021 / Part II

Ach so, und wenn die Kleinbauern sich dann wehren, naja, dann heißen die Waffen der illegalen Landspekulanten und Großgrundbesitzer halt nicht mehr Geld sondern: Waffen. Echte Waffen. Ja: ihr habt richtig gehört: im schlimmsten Fall werden die aufmüpfigen Bauern einfach um die Ecke gebracht...“

Seeds of Conflict 2021: Global Witness

In den 60ern-70ern lief das meist noch alles ganz harmonisch ab (ironisch): Man fuhr einfach mit einem Militärwagen vor, packte die einheimische Bevölkerung darauf und fuhr sie in ein riesiges eigens für sie eingerichtetes Reservat. Wunderschön. Praktisch wie ein riesiges Flüchtlingscamp – mitten im Urwald. In diesem riesiges Reservat leben heute rund 6000.“

The Royal Society 2013: The natural and social history of the indigenous lands and protected areas corridor of the Xingu River basin

Zahlen zu Amazonas und Cerrado

Ja, es brennt ganz schön viel in der Savanne von Brasilien“

Allein zwischen August 2020 und Juli 2021 hat der brasilianische Cerrado über 850.000 Hektar seiner Vegetation verloren.

WWF 2022: WWF: Beyond Forests - Reducing the EU’s footprint on all natural ecosystems (2022)

In den letzten 40 Jahren wurde die Hälfte der Vegetation einfach abgefackelt um Acker und Weideflächen zu gründen.“

Ach so, übrigens: 90% des Cerrado wurde illegal entwaldet.“

WWF Brasilien 2021: Desmatamento Ilegal na Amazônia e no Matopiba: falta transparência e acesso à informação

Pestizide

Mit den riesigen Monokulturen und öden Sojafeldern kamen aber auch Probleme für die Umwelt. Z.B. durch massiven Pestizid-Einsatz.“

Seit 1990 hat sich der Einsatz von Pestiziden weltweit verdoppelt. Dieser Zuwachs hängt hauptsächlich mit der steigenden Nachfrage nach Fleisch zusammen. Denn durch den Bedarf an Futtermitteln steigt die Nachfrage nach Soja. Zu den Hauptabnehmern zählt Brasilien, hier hat sich der Einsatz von Pestiziden in den letzten 30 Jahren verneunfacht.

Heinrich Böll Stiftung 2021: Gift auf dem Acker und im Fleisch

Veröffentlichung des Mighty Earth Reports

Menschenrechtsverletzungen in der Kakaoproduktion

"Ganz besonders schlimm ist das in Westafrika, wo der Kakao für Deinen Schokoriegel hergestellt wird. Dort werden Kinder von Menschenhändlern sogar teilweise verschleppt und arbeiten als Sklaven."

Der Anbau und die Ernte von Kakao läuft größtenteils über Kleinbäuer:innen. Rund 2,3 Millionen gibt es in Westafrika. Für viele von ihnen reicht das Einkommen vom Kakao nicht aus, sie leben in extremer Armut und können sich keine Mitarbeiter:innen leisten.

Welthungerhilfe 2020: Mit höheren Kakaopreisen gegen illegale Kinderarbeit

Die Pandemie hat die Lage der Erzeuger:innen verschärft – innerhalb weniger Monate sank der Kakopreis um 20%.

Statt in die Schule zu gehen, müssen die eigenen Kinder auf den Plantagen mitarbeiten. Viele dieser Kinder erledigen teilweise schwere und gefährliche Arbeit. Es kommt vor, dass sie mit gefährlichen Werkzeugen hantieren, schwere Lasten tragen und Pestizide versprühen.

Inkota Netzwerk 2020: Kinderarbeit – die bittere Seite der Schokolade

Im Jahr 2000 berichtete BBC von der Verschleppung von Kindern um auf Kakaoplantagen zu arbeiten. Lobbyisten der Agrarindustrie verhinderten ein US-Gesetz, dass Kindersklaverei verboten hätte.

Inkota Netzwerk 2020: Kinderarbeit – die bittere Seite der Schokolade

Die Unternehmen profitieren von der Ausbeutung – keiner der bekannten Unternehmen kann ausschließen, dass in ihren Produkten Kinderarbeit steckt. Namhafte Konzerne 2001 unterzeichneten eine freiwillige Selbstverpflichtung. Diese dort gesteckten Ziele wurden immer wieder revidiert und nach hinten verschoben. Bis 2020 sollten die schlimmsten Formen der Kinderarbeit um 70% reduziert sein – auch dieses Ziel wurde verfehlt.

Initiative Lieferkettengesetz 2001

Die Zahl der von Kinderarbeit betroffenen Kinder in Westafrika nahm in den letzten 10 Jahren sogar zu und zählte zuletzt 1,5 Millionen.

Inkota Netzwerk 2020: Kinderarbeit – die bittere Seite der Schokolade

Kindersklaverei

Rund 10.000 Kindern sind aktuell von Zwangsarbeit, Verschleppung und Sklaverei betroffen. Viele von ihnen wurden aus Burkina Faso und Mali in die Côte d’Ivoire verschleppt und arbeiten dort als Sklaven. Bäuer:innen kaufen die Minderjährigen von Händlern und sie arbeiten oft über mehrere Jahren hart und ohne Lohn auf ihren Plantagen.

Um einen solchen Fall ging es in einem Gerichtsverfahren gegen Nestlé, Cargill und andere. Sie wurden von den sechs betroffenen ehemaligen Kindersklaven beschuldigt, mitverantwortlich zu sein und von Bäuer:innen Kakao gekauft zu haben, obwohl ihnen das Risiko von möglicher Kinderarbeit in ihrer Lieferkette bewusst war.

Inkota Netzwerk: Kinderarbeit – die bittere Seite der Schokolade 2020

Das Verfahren wurde im Juni 2021 eingestellt. Das Gericht entschied für Nestlé, Cargill et al., da die Ausbeutung und Sklaverei nicht auf US-amerikanischem Boden stattgefunden habe.

Quellen: https://www.theobroma-cacao.de/blog/aktuelles-aus-der-welt-der-schokolade-3/post/us-gericht-sieht-nestle-und-cargill-nicht-in-der-verantwortung-fur-kinderarbeit-7495

https://quota.media/are-chocolate-giants-on-the-verge-of-solving-child-slavery/

Was tut die Industrie

Die Konzerne haben immer wieder versprochen, das Problem zu adressieren und einige Programme gestartet, unter anderem das Überwachungs- und Korrektursysteme gegen Kinderarbeit (Child Labour Monitoring and Remediation Systems, kurz: CLMRS) von Nestlé und der International Cocoa Initiative. Maßnahmen wie diese haben bereits zu einigem Erfolg geführt und in bestimmten Regionen die Kinderarbeit reduziert. Allerdings werden aktuell nur 15% der Kleinbäuer:innen im Kakaoanbau von CLMRS erreicht. Da die freiwillige Selbstverpflichtung nicht ausreicht, brauchen wir dringend ein EU-Lieferkettengesetz.

Inkota Netzwerk: Kinderarbeit – die bittere Seite der Schokolade 2020

Entwaldung und Abholzung

Durch die importierte Entwaldung entstehen in der EU rund 116 Mio. Tonnen CO2 – das entspricht einem Viertel der jährlichen EU Emissionen aus der Landwirtschaft – nur werden diese Zahlen, also die indirekten Emissionen, gar nicht erst erfasst. Keine Zahlen – keine Probleme.“

Die EU ist nach China der zweitgrößte Importeur von Abholzung. Im Jahr 2017 war die EU für 16 % der Entwaldung im Zusammenhang mit dem internationalen Handel verantwortlich, insgesamt für 203 000 Hektar und 116 Millionen Tonnen CO₂. Die EU wurde von China (24 %) übertroffen, lag aber noch vor Indien (9 %), den Vereinigten Staaten (7 %) und Japan (5 %).

WWF 2021: Stepping Up?

Politik

Und die Poliltiker vor Ort? Bolsonaro gibt den Cowboys im Wilden Westen einen richtig guten Lauf. Alles geht- und da holzt man schnell noch mal möglichst viel Regenwald ab und stopft sich die Taschen voll, wer weiß wie lange das so locker bleibt…“

Greenpeace 2022: Dangerous Man, dangerous deals

Verlust des Regenwalds im Amazonas

Fakt ist: die Amazonas-Abholzung in Brasilien hatte im letzten Jahr den höchsten Stand in den letzten 15 Jahren. Aus dem Weltraum konnte man einen Verlust von Regenwaldfläche im Umfang von 13.235 Quadratkilometern erfassen.“

Nationales Institut für Weltraumforschung 2021

Welthunger

Übrigens, falls ihr es kurz vergessen habt: 800 Millionen Menschen auf der Welt hungern.“

Welt-Hunger-Hilfe 2021: Welt-Hunger-Index

Kooperation WWF und Cargill

Cargill arbeitet mit dem WWF vor allem im Bereich Palmöl zusammen, um die Lieferketten nachhaltiger zu gestalten.

Cargill 2021

„Geringerer Fleischkonsum entlastet die Natur“

Würden wir alle Flexitarier werden und unseren Fleischkonsum halbieren, könnten wir 3 Millionen Hektar Fläche sparen.“

Unser Flächenfußabdruck würde sich von 16.61 Mio. Hektar auf 13,63 Mio. Hektar bei halbiertem Fleischkonsum reduzieren.

WWF 2021: Klimaschutz, landwirtschaftliche Fläche und natürlicher Lebensraum

Und glaubt mir, im Schnitt isst jeder Deutsche 1 kg Fleisch & Wurst die Woche – die Hälfte ist immer noch mehr als genug."

Im Jahr 2020 konsumierten die Deutschen pro Kopf 57,33kg Fleisch und Wurst pro Jahr, das sind rund 1,1 Kilogramm die Woche.

Statista 2021: Fleischverbrauch in Deutschland pro Kopf