Fast die Hälfte aller Haushalte in Europa ist im Besitz von Haustieren. Diese reichen von Katzen und Hunden über Fische bis hin zu Vögeln und Reptilien, von denen einige als sogenannte „exotische Haustiere“ klassifiziert werden.

Illegaler Handel mit exotischen Haustieren

Ara in Menschenhand © Rob Webster / WWF
Ara in Menschenhand © Rob Webster / WWF

Die Europäische Union (EU) ist Marktführer beim Handel mit exotischen Haustieren, insbesondere von Reptilien, Ziervögeln und Zierfischen (wie zum Beispiel Bartagamen, Aras oder Indischen Glasbarschen).

Auch wenn viele exotische Haustiere legal gehandelt werden, ist der EU-Verbrauchermarkt ein Hauptziel für Schmuggler:innen die versuchen, geltende Handelsregeln zu umgehen. Dabei werden vor allem Onlinehandelsplattformen, soziale Medien, Messen oder auch Zoohandlungen genutzt, um Kontakt zu potenziellen Käufer:innen herzustellen, welche dann unwissentlich ein Tier kaufen, dessen Handel illegal ist. 

Solche illegalen Aktivitäten tragen nicht nur zum Rückgang der Artenvielfalt bei. Dieser nicht-nachhaltige, unkontrollierte Handel mit wildlebenden Arten birgt auch globale Gesundheitsrisiken, etwa dann, wenn die im legalen Handel erforderlichen veterinärmedizinischen Kontrollen nicht durchgeführt werden. Nicht zuletzt stellt die Einschleppung möglicherweise invasiver Arten eine Bedrohung für einheimische Ökosysteme dar.

Beliebte exotische Haustiere

Vögel (Bsp. Graupapagei)
Graupapagei im Rehabilitationszentrum in Semproniano, Italien © Adriano Argenio / WWF-Italy
Graupapagei im Rehabilitationszentrum in Semproniano, Italien © Adriano Argenio / WWF-Italy

Papageien, wie z.B. Graupapageien, gehören zu den beliebtesten exotischen Haustieren. Dabei ist ihre Haltung nicht unkompliziert: sie brauchen sehr viel Platz und passende Sozialpartner. Einige Arten können zudem sehr alt werden – entsprechend hoch ist die Verantwortung der Haltenden.

Graupapageien sind über das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) und die dieses Abkommen in Europa umsetzende EU-Verordnung zum Schutz wildlebender Tiere und Pflanzen streng geschützt. Der kommerzielle internationale Handel mit Tieren aus freier Wildbahn ist hierdurch vollständig verboten. Der Handel mit Nachzuchten aus der Gefangenschaft ist zwar erlaubt, aber unterliegt strengen Auflagen.

Entsprechend brauchen Händler:innen und Haltende gültige Papiere, um zu belegen, dass ihre Tiere aus legalem und nachhaltigem Handel stammen.

Viele weitere Papageienarten unterliegen ebenfalls einem solch strengen Schutz. Manche Haltende versuchen diese Auflagen zu umgehen - der illegale Handel mit den Vögeln ist ein großes Problem: Zwölf Prozent der in der EU beschlagnahmten, illegal gehaltenen oder gehandelten Tiere waren lebende Vögel, insbesondere Papageien.

Reptilien (Bsp. Pythonschlange)
Python © Imago / ZumaWire / CHERIE DIEZ
Python © Imago / ZumaWire / CHERIE DIEZ

Reptilien gehören sicherlich zu einer der am stärksten nachgefragten Tierklassen für den exotischen Haustiermarkt. Unzählige Arten an Schlangen, Schildkröten, Chamäleons, Echsen und viele weitere finden sich in den Terrarien. Und sie alle haben ihre individuellen Haltungsansprüche, was den Platz, die Gestaltung ihres Lebensraums, eine Vergesellschaftung und das Futter angeht. Einige Arten, vor allem der Leguane oder Pythonschlangen, können sehr groß werden. 

Bis auf den hellen Tigerpython, der streng geschützt ist, ist der Handel mit Pythonschlangen über das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) und die EU-Verordnung zum Schutz wildlebender Tiere und Pflanzen zwar erlaubt, aber reguliert

Auch für diese Tiere benötigen Händler:innen und Haltende entsprechend gültige Papiere zum Nachweis von Herkunft und Nachhaltigkeit. Viele weitere Schlangen- bzw. ganz allgemein Reptilienarten sind ebenfalls geschützt oder sogar streng geschützt. Zudem kann die Haltung von Giftschlagen in einigen deutschen Bundesländern weiteren Auflagen unterliegen oder gänzlich verboten sein.

Auch beim Handel mit Reptilien – und Amphibien – boomt der Schwarzmarkt, um die bestehenden Regeln zum Schutz vor Übernutzung der Arten zu umgehen. Geschmuggelt wird oft im Gepäck, viele der Tiere überleben die Tortur nicht. Hinzukommt das Problem, dass viele Reptilien- und Amphibienarten bislang noch nicht über CITES und die EU-Verordnung geschützt sind und ein überbordender Handel ihre Bestände bedroht.

Legal heißt also leider nicht immer zwangsläufig nachhaltig – es muss immer stets beides gewährleistet sein.

Säuger (Bsp. Weißbüschelaffe)
Weißbüschelaffe © Adriano Gambarini / WWF US
Weißbüschelaffe © Adriano Gambarini / WWF US

Ein Affe im Wohnzimmer? Was kaum vorstellbar klingt, ist mancherorts Realität. Und nicht nur das, die Liste, der in Deutschland für den Heimtiermarkt nachgefragten Säugetiere ist länger, als viele erwarten würden: Neben den wahrscheinlich bekannten Nagetierarten wie verschiedene Hörnchen und Rennmäuse, umfasst sie auch Nasenbären, Wüstenfüchse und Erdmännchen, bis hin zu Wölfen und großen Raubkatzen.

Ohne Frage erfordert die Haltung vieler dieser Arten nicht nur eine Menge Fachkenntnisse, sondern auch sehr viel Platz und Geld

Alle Primatenarten, darunter auch unsere Bespielart, der Weißbüschelaffe, sind geschützt, ein großer Teil von ihnen sogar streng. Der Handel mit Wildfängen dieser Arten ist also entweder reguliert oder sogar gänzlich verboten. Genauso verhält es sich mit vielen anderen der beinahe 300 Säugetierarten, die online als exotische Haustiere feil geboten werden.

Und auch hier gilt eine besondere Wachsamkeit vor illegalem Handel mit den Tieren, der nicht nur Artbestände bedroht, sondern auch viel Tierleid verursacht. Zudem können einige Arten in bestimmten Bundesländern Deutschlands weiteren Auflagen unterliegen, wie z.B. die Haltung von gefährlichen Tieren.

Beschlagnahmung illegaler Wildtierprodukte in Deutschland und der EU

Grüner Leguan © Roger Leguen / WWF
Grüner Leguan © Roger Leguen / WWF

Deutschland lag EU-weit 2021 auf Platz eins der gemeldeten Beschlagnahmungen illegaler Wildtierprodukte. Insgesamt wurden in der EU über 4.000 Fälle gemeldet, davon zwölf Prozent lebende Vögel und zehn Prozent lebende Reptilien. 

Selbst lebende Säugetiere waren darunter. Vor allem verschiedene Papageienarten wie Graupapageien und Gelbbrustaras wurden eingezogen. Auch Reptilien wie Schlangen, Echsen, Leguane und Schildkröten sind auf dem exotischen Heimtiermarkt beliebt, aber können dennoch bedroht und geschützt sein.

Trotz der andauernden Bemühungen von EU-Organen, Regierungsbehörden und Nichtregierungsorganisationen, den illegalen Handel mit wildlebenden Arten zu bekämpfen, besteht dieser in der EU also weiterhin fort.

  • Löwe durchstreift das hohe Gras bei Hobatere, Namibia © CreativeLAB / WWF-US WWF-Podcast: Löwe als Haustier? Wildtiere in Privathaushalten

    Eileen Wegner vom WWF Deutschland spricht in dieser Folge mit WWF-Expertin Katharina Hennemuth. Gemeinsam beleuchten sie, was in Deutschland in Bezug auf die Haltung von Wildtieren erlaubt ist und vieles mehr. Zur Podcastfolge

Gesetzliche Regelungen zum Halten exotischer Haustiere

Krokodil in einem Gehege © Imago / Pond5 Images
Krokodil in einem Gehege © Imago / Pond5 Images

Um zu vermeiden, zum illegalen Wildtierhandel beizutragen, ist es daher wichtig, sich mit den geltenden Gesetzen vertraut zu machen. Der internationale Handel mit wildlebenden Pflanzen und Tieren wird durch das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) reguliert. Dieses weltweit verbindliche Abkommen soll sicherstellen, dass der internationale Handel mit wildlebenden Pflanzen und Tieren das Überleben der jeweiligen Art nicht bedroht. 

Die geltenden CITES Vorschriften werden in der EU über die Verordnungen für den Handel mit wildlebenden Tieren und Pflanzen umgesetzt. Diese Verordnung gibt vor, ob der kommerzielle Handel mit wildlebenden Arten verboten ist oder bestimmten Kontrollen unterliegt, und wie mit dem Handel von legalen Nachzuchten aus menschlicher Haltung verfahren wird. Darüber hinaus können in Deutschland je nach Bundesland noch weitere Regelungen und Meldepflichten bestehen, die beispielsweise die Haltung von gefährlichen oder giftigen Tieren verbieten oder einschränken. 

Es ist daher unerlässlich, sich vorab über die bestehenden Gesetze und Vorgaben zu informieren, um sicherzustellen, dass Sie über alle notwendigen Genehmigungen, Zertifikate und Einfuhrmeldungen verfügen und die Haltung Ihres Haustiers an Ihrem Wohnort im erlaubten Rahmen stattfindet. Weitere Informationen können Sie bei den zuständigen nationalen CITES-Behörden, auf der Webseite der EU-Verordnung für den Handel mit wildlebenden Tieren und Pflanzen oder bei Ihrem zuständigen Veterinäramt erhalten.

Exotische Haustiere sind anspruchsvolle Zeitgenossen

Griechische Landschildkröte © Wild Wonders of Europe / Christian Ziegler / WWF
Griechische Landschildkröte © Wild Wonders of Europe / Christian Ziegler / WWF

Bitte denken Sie daran, dass manche exotische Haustiere sowohl sehr groß als auch sehr alt werden können und besondere Haltungsanforderungen, zum Beispiel an Futter und Lebensraum stellen. Wussten Sie etwa, dass einige Schildkrötenarten in privater Haltung bis zu 100 Jahre alt werden können? 

Die Haltung von exotischen Haustieren erfordert in der Regel sehr viel Fachwissen und kann mit hohem Aufwand und hohen Kosten verbunden sein. Fragen Sie sich ehrlich, ob Sie den Bedürfnissen des Tieres an seinen Lebensraum nachkommen können, was die Größe und Gestaltung angeht. 

Können Sie sicherstellen, dass es artgerechtes Futter und Pflege erhält? Haben Sie eine fachkundige Tierärztin oder einen fachkundigen Tierarzt an Ihrer Seite? Und wissen Sie über die sozialen Ansprüche Ihres Tiers Bescheid, zum Beispiel, ob es mit Artgenossen leben solte? Eine falsche Haltung und Pflege kann zu viel Tierleid und einem verfrühten Tod des geschätzten Haustieres führen.

Nehmen Sie sich daher die Zeit, informieren Sie sich sorgfältig im Vorfeld und überlegen Sie gut, bevor Sie sich für den Kauf eines exotischen Haustiers entscheiden. Ziehen Sie insbesondere in Betracht, ob ein nicht-exotisches Haustier für Sie die geeignetere Wahl darstellt. In den Tierheimen warten viele Hunde und Katzen auf ein schönes neues Zuhause.

Das sollte man beim Kauf eines exotischen Haustieres berücksichtigen

Bitte beachten Sie die folgenden Aspekte, und bedenken Sie dabei auch die potenziellen Risiken und Tierschutzanforderungen, die mit dem Kauf eines wilden Tieres verbunden sein können.  

  • Legale Beschaffung: Stellen Sie sicher, dass Ihnen der Verkäufer oder die Verkäuferin exakte Informationen über das Tier zur Verfügung stellt, wie etwa genaue Angaben über die Art und Herkunft sowie alle nötigen Papiere.
  • Benötigte Papiere: Vergewissern Sie sich, dass die Verkäuferin oder der Verkäufer über alle benötigten Papiere verfügt, und stellen Sie sicher, dass Sie alle erforderlichen Genehmigungen und Zertifikate erhalten, die Sie für den Kauf benötigen. Hier hilft unser Entscheidungsbaum zum Kauf eines exotischen Haustieres, aber bitte beachten Sie, dass es je nach Art und nach Bundesland zu weiteren Auflagen kommen kann.
  • Gesundheit und Sicherheit: Beziehen Sie die Tiere nur von seriösen Züchtern oder Tierheimen, um zusätzliche Gesundheitsrisiken wie beispielsweise Zoonosen zu vermeiden.
  • Invasive Arten: Sorgen Sie dafür, dass ihr Haustier sicher untergebracht ist, um ein versehentliches Entlaufen zu verhindern; und setzen Sie ein exotisches Tier niemals einfach irgendwo aus. Einige exotische Haustiere können invasiv werden, was sich schädlich auf die heimische Artenvielfalt auswirken kann.
  • Verpflichtung: Exotische Haustiere können sehr komplexe Anforderungen an ihre Haltung stellen – informieren Sie sich daher im Vorfeld sorgfältig und fragen Sie sich ehrlich, ob Sie dem Tier gerecht werden können.
  • Nachhaltigkeit: Informieren Sie sich über die Folgen, die Ihr Kauf für den Artenschutz haben könnte. Nur weil Sie ein Tier legal erwerben können, heißt es nicht zwangsläufig, dass der Handel nachhaltig und unschädlich für die Art ist. Zum Beispiel kann die Art bereits kommerziellem Druck oder Trends ausgesetzt sein, die von der momentanen Gesetzgebung vielleicht noch nicht ausreichend berücksichtigt werden.
  • Aufmerksam machen: Teilen Sie Informationen über die Risiken sowie die Anforderungen für eine verantwortungsvolle Haltung mit Freund:innen und Familie.

Im Zweifelsfall gibt es keinen Zweifel: Bitte nicht kaufen.

Was tut der WWF gegen illegalen Handel mit exotischen Haustieren?

WWF Ungarn, Frankreich und Belgien sind Teil des UNITE-Projekts, welches die Bemühungen von Strafverfolgungsbehörden, Nichtregierungsorganisationen (NGOs), der EU und internationalen Behörden, sowie dem Finanz- und Privatsektor bei der Bekämpfung von Umweltkriminalität vereint. 

Das Projekt zielt darauf ab, kriminelle Netzwerke zu zerschlagen, die am illegalen Handel mit Abfällen, gefährdeten Arten oder Holz beteiligt sind, der innerhalb oder über die EU verläuft und die Vermögenswerte die durch diesen Handel generiert wurden, einzuziehen.

Finanziert wird es durch den Fonds für Innere Sicherheit der „Generaldirektion für Inneres Und Migration“ der Europäischen Kommission. Er wird angeführt und umgesetzt von der französischen Gendarmerie (OCLAESP), der italienischen Carabinieri, der Guardia Civil (SEPRONA), den Polizeikräften Ungarns und der Slowakei, sowie den NGOs IFAW, WWF Ungarn, WWF Frankreich, WWF Belgien und TRAFFIC.

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