Schuppentiere oder Pangoline gehören zu den meistgeschmuggelten Säugetieren der Welt. Erst vor Kurzem wurden in Singapur 237 Säcke mit Schuppen der akut bedrohten Tiere sichergestellt – ein wichtiger Schlag gegen die Wildtier-Mafia. Doch nicht nur Asien oder Afrika stehen im Zentrum des Schmuggels, auch Deutschland spielt eine Rolle im internationalen Handel mit den Schuppen der Schuppentiere. Das zeigt eine aktuelle Untersuchung des WWF Deutschland zusammen mit weiteren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern.

Das Ergebnis der Studie von der University of Adelaide in Australien, Monitor Conservation Research Society und WWF Deutschland: Deutschland fungiert im internationalen Schuppentier-Schmuggel als Transitland. Im Zeitraum von 2010 bis 2018 wurden hierzulande insgesamt 39 Mal Schuppen und andere Pangolin-Produkte beschlagnahmt. Eine Menge, die etwa 737 toten Tieren entspricht.

In 97 Prozent der aufgegriffenen Fälle sollten die Schuppen der Tiere von Afrika nach China und Hongkong geschickt werden. In nur vier Fällen war Deutschland das Ziel der Sendungen, wobei es sich hierbei drei Mal um aus China importierte Medizinprodukte und einmal um aus Togo eingeführtes Buschfleisch handelte.

Schmuggel per Post

Malayisches Pangolin © naturepl.com / Roland Seitre / WWF
Malayisches Pangolin © naturepl.com / Roland Seitre / WWF

„Bei mehr als 90 Prozent der Fälle findet der Schmuggel auf dem Postweg statt“, berichtet Arnulf Köhncke, Fachbereichsleiter Artenschutz beim WWF Deutschland. „Gleichzeitig wissen wir, dass der Online-Handel mit illegalen Wildtierprodukten wächst. Auch wenn die Kontrolle schwierig ist: Im Postbereich müssen die Behörden wachsamer werden“, fordert Köhncke.

Den Schuppen der Pangoline werden in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) diverse Wirkungen nachgesagt – unter anderem die Reduktion von Schwellungen oder die Ableitung von Eiter aus dem Körper. Wissenschaftliche Belege dafür existieren nicht. In China und Vietnam gilt das Fleisch der Tiere außerdem als Delikatesse.

Mehr als eine Million Schuppentiere

Zwar ist der kommerzielle internationale Handel mit Schuppentieren seit 2017 vollständig verboten, doch die Behörden beschlagnahmen in Afrika und Asien weiterhin tonnenweise Schuppen und tausende ganze Tiere. Seit 2000 wurden mehr als eine Millionen Schuppentiere getötet und illegal gehandelt. Alle acht Pangolin-Arten in Afrika und Asien gelten mittlerweile als bedroht.

„Verbote nützen nur dann etwas, wenn sie auch durchgesetzt werden können“, so Köhncke. „Wir gehen davon aus, dass nur ein geringer Anteil des Schmuggels überhaupt aufgedeckt wird. Die Beschlagnahmungen sind enorm wichtig, aber bringen wenig, wenn im Anschluss daran keine Ermittlungen und Festnahmen stattfinden. Es bedarf in vielen Ländern Asiens und Afrikas schärferer Kontrollen und einer strikten Umsetzung der Gesetze, um den Druck auf Wilderer und Schmuggler zu erhöhen und gleichzeitig die Absatzmärkte auszutrocknen“, unterstreicht Köhncke.

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