Zweimal im Jahr fliegen Millionen Vögel enorme Strecken zwischen ihren Brutplätzen und Winterquartieren hin und her. Deutschland ist Rast- und Brutgebiet vieler dieser Zugvögel. Ihre An- und Abreise im Frühjahr und Herbst sind ein Naturphänomen, das sich wunderbar mit der ganzen Familie bestaunen und erkunden lässt. Aber welche Vögel können wir wann beobachten? Wie weit reisen sie und wie sehen sie aus? Wir haben das wichtigste Wissen zusammengetragen.

Zugvögel beobachten - So gelingt es!

Zugvögel zu beobachten ist in Deutschland an vielen Orten gut möglich. Wir haben Ihnen einige Tipps zusammengestellt, mit denen es leicht gelingt.

Wo?

In Deutschland gibt es einige Orte, an denen viele verschiedene Vögel rasten und gut zu beobachten sind, zum Beispiel das Wattenmeer. Beliebte Rastplätze für Zugvögel sind aber auch Feuchtgebiete, Gewässerränder und Natur- schutzgebiete im Binnenland. Selbst in jeder Hecke und in jedem Baum können Zugvögel rasten.

Wann?

Am besten lassen sich Zugvögel auf ihren Reisen im Frühjahr und im Herbst beobachten, wenn sie auf ihrem Weg ins Winterquartier oder zurück in die Heimat Pausen einlegen. Möchten Sie die Zugvögel am Himmel beobachten, sollten Sie sich einen Wecker stellen. In den Morgenstunden sind die meisten Zugvögel zu sehen.

Welche Art?

Erkundigen Sie sich vor Ihrem Familienausflug, welche Vogelarten in dem Gebiet vorkommen, das Sie besuchen möchten. Informieren Sie sich: Wo rasten die Vögel am liebsten? Welche Töne geben sie von sich? Wie sehen sie genau aus? Ihr Wissen kann Ihnen dabei helfen, die Zugvögel schneller zu orten.

Was muss auf die Packliste?

Ein Fernglas! Damit können Sie auch Vögel gut erkennen, die hoch am Himmel fliegen oder in einiger Entfernung von Ihnen rasten. Warme Kleidung: Gerade im Frühling und Herbst kann es in den Morgenstunden sehr frisch sein. Und Proviant: Wenn es länger dauert und so viel Spaß macht, dass Sie gar nicht mehr aufhören möchten.

Nehmen Sie gemeinsam als Familie Rücksicht!

Wenn Sie Zugvögel beim Rasten beobachten, sollten Sie ihnen die Ruhe gönnen, die sie nach der anstrengenden Reise brauchen. Beobachten Sie Vögel immer aus einiger Entfernung und machen keinen Lärm.

Weite Wege: Woher kommen und wohin ziehen unsere Zugvögel?

Küstenseeschwalbe im Nationalpark Wattenmeer © Hans-Ulrich Rösner / WWF
Küstenseeschwalbe im Nationalpark Wattenmeer © Hans-Ulrich Rösner / WWF

Der Zugvogel mit der längsten Strecke weltweit ist die Küstenseeschwalbe. Sie brütet fast überall südlich der Arktis in Küstengebieten, in Deutschland auch teilweise an Nord- und Ostsee. Den Winter verbringen Küstenseeschwalben in der Antarktis.

Die nur etwa 100 Gramm schweren Vögel fliegen dafür durchschnittlich 48.000 Kilometer im Jahr. Vereinzelte Messungen haben sogar Strecken von um die 90.000 Kilometer nachgewiesen - das sind dann zwei Erdumrundungen!

Die meisten Zugvögel aus Deutschland überwintern in Afrika südlich der Sahara, zum Beispiel Schwalben, Störche, der Kuckuck, der Pirol, die Nachtigall und der Wespenbussard. Denn bei uns finden sie in der Kälte nicht mehr genug zu fressen. Diese sogenannten Langstreckenzieher legen je nach Art und Zugroute pro Halbjahr zwischen 3.000 und 10.000 Kilometern zurück.

Schon gewusst?

Wie andere Vögel auch, schlafen Küstenseeschwalben in der Luft. Während die eine Hirnhälfte ruht, steuert die andere den Flug.

Kurz- und Mittelstreckenzieher

Rotkehlchen
Rotkehlchen © GettyImages

Einige Vögel ziehen nicht ganz so weit. Sie fliegen in Mittelmeerländer wie Spanien, Frankreich und Italien – oder nach Nordafrika. Dazu gehören die Rotkehlchen, Kiebitze, Feldlerchen und Mäusebussarde

Rotkehlchen sind übrigens sogenannte Teilzieher. Denn einige von ihnen bleiben im Winter in Deutschland, vor allem Männchen in wärmeren Regionen.

Wintergäste unter den Zugvögeln

Es gibt tatsächlich auch Zugvögel, die im Winter zu uns nach Deutschland kommen. Ihre Sommer verbringen sie in nördlichen Regionen wie Skandinavien oder Russland und ziehen im Herbst nach Mitteleuropa, weil es hier für sie milder ist und sie mehr Nahrung finden.

Bekannte Wintergäste oder Winterzieher in Deutschland:

Wie Familien Zugvögel schützen können

Auch zukünftige Generationen sollen das Naturschauspiel der Vogelzüge noch erleben dürfen. Zugvögel in Deutschland leiden jedoch unter immer weniger Nahrung durch die intensive Landwirtschaft, unter der Trockenlegung von Feuchtgebieten und unter der Klimakrise, die ihre Zugzeiten und Nahrungsquellen verändert.

Wir alle können ihnen helfen, zum Beispiel durch naturnahe Gärten als leckere Rastplätze und insgesamt durch ein umweltfreundliches Verhalten, etwa bei der Wahl der Lebensmittel oder beim Stromverbrauch.

Der WWF schützt Feuchtgebiete, das Wattenmeer – wichtiger Durchzugsort für rund 10 Millionen Wat- und Wasservögel - und möglichst viel Wildnis in Deutschland, um nicht nur den Zugvögeln geeignete Lebensräume, Brutplätze und ausreichend Nahrung zu erhalten.

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