Andere Länder entdecken, an tropischen Stränden den Sonnenuntergang genießen, Kunst und Kultur internationaler Großstädte erleben, den unterschiedlichsten Menschen begegnen – Reisen erweitert den Horizont, lässt uns über den Tellerrand schauen. Die Sehnsucht nach der Ferne ist nach wie vor ungebrochen, doch die Reiselust hat auch ihre Schattenseiten. Dabei schließen sich Reisen und der nachhaltige Umgang mit Ressourcen nicht aus.

Ob bei Lebensmitteln, Kleidung oder Alltagsgegenständen – immer mehr Menschen entscheiden sich für das nachhaltigere Produkt, wenn sie die Wahl haben. Viele haben ein Bewusstsein dafür entwickelt, dass unser Handeln und unser Konsumverhalten ganz unmittelbare Auswirkungen auf die natürlichen Ressourcen unseres Planeten haben. Das gilt auch für das Reisen.

Ressourcenschonend reisen

Tourist in Asien © GettyImages
Tourist in Asien © GettyImages

Ressourcen wie Trinkwasser werden übernutzt, Straßen und Hotels gebaut, Ökosysteme geraten unter Druck oder verschwinden. Nachhaltiger Tourismus sorgt dafür, dass dies nicht passiert – und dass die Menschen vor Ort davon profitieren und nicht mit den Reisenden um knappe Ressourcen konkurrieren.

Wie also kann man am besten vorgehen, um weiterhin Freude am Reisen zu haben und gleichzeitig den eigenen Fußabdruck so klein wie möglich zu halten?  

Was ist nachhaltiger Tourismus?

Nachhaltiger und sanfter Tourismus stellt sicher, dass die Menschen vor Ort davon profitieren, fair behandelt und in Entscheidungsprozesse einbezogen werden. Nachhaltiger Tourismus sorgt auch dafür, dass Ökosysteme nicht ausgebeutet und Ressourcen nicht übernutzt werden. Kurz: Nachhaltiger Tourismus „denkt“ nicht nur im Hier und Jetzt, sondern langfristig. Auch künftige Generationen von Reisenden sollen sich an einer intakten Natur erfreuen können. Auch künftige Generationen der Menschen vor Ort sollen eine gesicherte Lebensgrundlage haben.

Sanfter Tourismus ist auch eine Frage der persönlichen Einstellung: Für Reisende geht es dabei darum, möglichst wenig negativen Einfluss auf die Natur im Reiseland zu nehmen. Und darum, sich der Kultur des Reiselandes anzupassen und die Menschen und ihre Kultur zu respektieren.

Reisen planen: Nachhaltig unterwegs

Gleise im Tiger-Territorium © Tim Cronin / WWF Australien
Wer im Urlaub Zug fährt, sieht mehr © Tim Cronin / WWF Australien

Nachhaltiges Reisen beginnt bereits bei der Wahl des Anbieters: Mittlerweile gibt es zahlreiche Reiseanbieter, die sich auf nachhaltiges Reisen spezialisiert haben. Bei Reiseportalen, die in erster Linie auf das Preis-Leistungs-Verhältnis achten, ist eine qualitative Bewertung der Reise in Bezug auf Nachhaltigkeit hingegen oft nicht möglich.

Die nächste Frage ist: Wohin soll die Reise gehen? Kommt eine Reise mit der Bahn oder dem Reisebus in Frage? Oder ist das gewünschte Reiseziel nur mit dem Flugzeug erreichbar? Fliegen verursacht tonnenweise klimaschädliche Treibhausgase. Viele Fluggesellschaften trösten mit einer CO2-Kompensation. Diese verspricht den Ausgleich der Emissionen durch Klimaschutzprojekte. Doch das Konzept ist sehr komplex, hat große Schwächen und führt oft nicht zu den gewünschten Ergebnissen.

Kreuzfahrten gehören zu den umweltschädlichsten Formen des Reisens. Die Schiffe stoßen viele Treibhausgase aus, produzieren Unmengen an Müll und verbrauchen immens viel Strom. Zudem profitiert die lokale Bevölkerung kaum von den Kreuzfahrttourist:innen.

Am Reiseziel: Overtourism vermeiden

Noch vor der Wahl des Verkehrsmittels steht die Wahl des Reiseziels. Das Gute liegt manchmal sehr nah und vielleicht sogar vor den Toren Ihrer Heimatstadt. Fahrradreisen, die direkt vor Ihrer Haustür starten, können tolle Sommerabenteuer für die gesamte Familie sein. Wenn es dennoch weiter weg gehen soll, ist Recherche wichtig.

Massentourismus in der Türkei © Michel Gunther / WWF
Massentourismus in der Türkei © Michel Gunther / WWF

Setzen Sie sich bei der Urlaubsplanung mit dem Land, in das Sie reisen möchten, auseinander und informieren Sie sich über die Situation vor Ort. So wichtig und sinnvoll Tourismus sein kann, so schädlich kann er sein – Stichwort „Overtourism“. Um immer mehr Menschen unterbringen zu können, entstehen vielerorts riesige Hotelanlagen und die lokale Bevölkerung wird von zentralen Orten oder Stränden verdrängt – die brauchen ja die Badegäste. Dadurch wird die lokale Fischerei – in Küstenregionen oft wichtigste Lebensgrundlage der Menschen – stark eingeschränkt. 

Apropos Strand: Muss es unbedingt ein Urlaub direkt an der Küste sein? Auch wenige Kilometer weiter im Hinterland findet man herzliche Gastfreundschaft und authentischere Erlebnisse abseits des Massentourismus. Auch die lokale Gastronomie und die lokalen Märkte abseits der Massen bieten ein Reiseerlebnis mit Mehrwert. Das gilt übrigens nicht nur für die überfüllten Mittelmeerküsten, sondern auch für den Urlaub in Deutschland.

Reisen und Natur schützen

Wenn Menschen reisen, möchten sie intakte Natur erleben. Deswegen sind Schutzgebiete und Nationalparks beliebte Reiseziele. Schutzgebiete können die Grundlage für einen sanften Tourismus sein – das zeigen unsere Erfahrungen in vielen WWF-Projektregionen. Denn das eine schließt das andere nicht aus.

Lodge in Kaza © Gareth Bentley / WWF US
Lodge in Kaza © Gareth Bentley / WWF US

Wenn Menschen Schutzgebiete besuchen, profitiert die lokale Bevölkerung. Die Menschen vor Ort können zum Beispiel sogenannte Eco-Lodges betreiben. Das sind Unterkünfte, die sich der Nachhaltigkeit und dem Schutz der lokalen Ressourcen verschrieben haben. Außerdem können die Menschen vor Ort ihre Produkte an die Reisenden verkaufen – in WWF-Projektgebieten ist das zum Beispiel Honig – oder Dienstleistungen anbieten, wie zum Beispiel geführte Touren durch Naturschutzgebiete oder nachhaltige Bootstouren zu Haien und Delfinen.

Gleichzeitig erkennen die Menschen vor Ort, dass ihnen eine intakte Natur, eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt hilft, ihre Lebensgrundlagen zu sichern – was auch dazu beitragen kann, Mensch-Tier-Konflikte zu verringern. Nämlich dann, wenn Menschen aus aller Welt kommen, um genau diese intakte Natur und die darin lebenden Wildtiere zu erleben. Ein gut gesteuerter Tourismus kann also den Erhalt der Natur unterstützen und gleichzeitig zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen, Einkommensmöglichkeiten schaffen und die Lebensqualität der lokalen Bevölkerung verbessern.

Ressourcen schonen auf Reisen

Wenn Sie ein nachhaltiges Reiseziel gefunden haben, können Sie im Urlaubsland selbst dazu beitragen, dass Ihr Urlaub umweltfreundlich bleibt. Angefangen bei so einfachen Dingen wie Strom sparen. Lassen Sie die Klimaanlage im Hotel nicht zu oft laufen. Vermeiden Sie Müll und verzichten Sie auf Einwegverpackungen. Nutzen Sie eigene, wiederverwendbare Trinkflaschen, Dosen und Stoffbeutel. Wählen Sie möglichst nachaltige Verkehrsmittel, um im Urlaub von A nach B zu kommen. Auch im Reiseland gibt es öffentliche Verkehrsmittel oder organisieren Sie vor Ort jemanden, der Sie fährt.

Korallenriff © Antonio Busiello / WWF US
Korallenriff © Antonio Busiello / WWF US

Es scheint ein kleiner Baustein zu sein, aber selbst die Wahl der Sonnencreme macht einen Unterschied: Sonnencremes enthalten UV-Filter, die sich negativ auf die Gewässer auswirken können.

Der chemische UV-Filter Octocrylen schädigt beispielsweise Korallen, stört bei Fischen die Entwicklung von Gehirn und Leber und reichert sich in Muscheln und Austern an. Trotzdem ist dieser Stoff in deutschen Sonnencremes weit verbreitet. Kaufen Sie daher korallenfreundliche Sonnencreme ohne Mikroplastik.

Das Reiseland nachhaltig erleben

Einen großen Einfluss darauf, ob eine Reise umweltfreundlich und nachhaltig ist, hat auch das, was die Tourist:innen vor Ort unternehmen. Zu den Erlebnissen, die Reisenden am meisten in Erinnerung bleiben, gehören oft Erfahrungen mit Tieren. Ein Selfie mit einem Faultier oder Äffchen, Tiger und Löwen streicheln, Schlangenbeschwörer oder Boxkämpfe zwischen Menschenaffen – vielfach haben sich Angebote mit direktem Kontakt zu Wildtieren oder Unterhaltungsshows mit Wildtieren als Attraktion für Tourist:innen etabliert.

Viele dieser Tiere werden illegal in freier Wildbahn gefangen und nicht artgerecht gehalten. Unterstützen Sie solche Angebote nicht! Das befeuert nur die Nachfrage. Suchen Sie sich stattdessen einen verantwortungsvollen Reiseveranstalter und beobachten Sie die Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum.

Schnorchel-Ausflug in Queensland, Australien © WWF / James Morgan
Schnorchel-Ausflug in Queensland, Australien © WWF / James Morgan

In Küstenregionen sind es häufig Aktivitäten am und im Meer, die das Leben im Meer auf vielfältige Weise beeinflussen und die natürlichen Lebensräume nachhaltig schädigen können. Schnorcheln, Tauchen und Tierbeobachtungstouren beispielsweise erfreuen sich bei Tourist:innen zunehmender Beliebtheit. Sie können aber, wenn sie nicht nachhaltig durchgeführt werden, immense Schäden an Korallen und anderen Meereslebewesen verursachen.

Bei all den Eindrücken, die man auf einer Reise sammelt, gehört für viele ein Souvenir dazu. Gerade hier ist Vorsicht geboten: Bedrohte Arten, wie viele Muscheln und Schnecken, oder Schnitzereien aus Tropenholz gehören nicht ins Reisegepäck. Mehr darüber erfahren Sie im WWF-Souvenirratgeber.

Umweltverträglich reisen – aber wie?

Bei all den Gedanken, die man sich für einen umweltfreundlichen Urlaub machen sollte, verliert man schnell den Überblick. Und sicher stellt sich oft die Frage: Woran erkenne ich eigentlich umweltfreundliche Reiseveranstalter:innen oder nachhaltige Angebote vor Ort?

Gütesiegel können hier Orientierung bieten – genau wie beim Kauf von Lebensmitteln oder Kleidung. Mehr als 200 solcher Labels gibt es weltweit im Bereich des Tourismus. Der Tourismuslabel-Guide gibt einen Überblick über ausgewählte Gütesiegel, die Urlaubsangebote auszeichnen, „die Menschenrechte respektieren, natürliche Ressourcen und das Klima schonen und der Bevölkerung in den Destinationen einen Nutzen bringen.“

Wir wünschen Ihnen eine gute Reise!

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