Bienen spielen als Bestäuberinnen eine essentielle Rolle im Ökosystem und bei der Produktion von Nahrungsmitteln. Wir brauchen Bienen. Ohne sie wären unsere Regale leer. Doch Bienen können noch viel mehr – das zeigen die Bienenvölker einer Frauengruppe im Gemeindeschutzgebiet Nasaru Olosho in Unganisha.

In mehreren Projekten unterstützt der WWF die Menschen im Nasaru Olosho Gemeindeschutzgebiet bei der Verwirklichung ihrer Vision einer gesunden Landschaft. Dazu gehört auch die Bereitstellung von Bienenstöcken und Schulungen in der Bienenhaltung. Zu den ersten Nutzerinnen dieses Angebots gehören die Mitglieder der örtlichen Frauengruppe, inzwischen bekannt als die „Bienenköniginnen“ von Nasaru Olosho.

„Alle in der Gemeinde waren überrascht, uns in Imkeranzügen Honig ernten zu sehen – so etwas haben sie zuvor noch nie gesehen.“

Jane Musoni, Imkerin im Nasaru Olosho Gemeindeschutzgebiet

Ein seltener Anblick

Die Imkerinnen bei der Arbeit © WWF Kenia
Die Imkerinnen bei der Arbeit © WWF Kenia

Honig ernten – das ist in der Kultur der Massai eigentlich Männersache. Und weil die Bienen, wenn man sie tagsüber stört, ausschwärmen würden und Kinder und Vieh stechen könnten, wird Honig traditionell nur nachts geerntet. Doch das hat sich inzwischen geändert. Heute machen die Frauen der Gemeinde diese Arbeit – und zwar tagsüber.

Jane Musoni ist eine der ersten Frauen, die sich in der Bienenhaltung hat ausbilden lassen. „Alle in der Gemeinde waren überrascht, uns in Imkeranzügen Honig ernten zu sehen – so etwas haben sie zuvor noch nie gesehen“, erzählt sie. „Männer und Kinder waren sprachlos als sie sahen wie wir Frauen tagsüber Honig ernteten.“

Während der Imkerei-Ausbildung erlernten die Teilnehmerinnen das Imkerhandwerk und erhielten Ausrüstung. Auf dem Programm stand zum Beispiel der Umgang mit dem so genannten „Smoker“. Das Gerät erzeugt Rauch, der die Bienen beruhigt, sodass die Imkerinnen in Ruhe an den Waben der Bienen arbeiten können.

Neue Möglichkeiten für die Frauen

„Während der Ausbildung haben wir tagsüber einen Bienenstock inspiziert und uns ist nichts passiert“, erzählt Jane Musoni. „Wir haben gelernt, wie wir eine Menge Honig ernten und damit Geld verdienen können, wenn wir uns gut um die Bienenstöcke kümmern.“

Leah Lasiti ist ebenfalls eine der „Bienenköniginnen“ in Nasaru Olosho. Auch sie ist begeistert von ihrer neuen Tätigkeit: „Wir würden uns wünschen, dass die Zahl der Bienenstöcke weiter erhöht wird, damit wir mit dieser neuen Tätigkeit einen noch größeren Gewinn erzielen können.“

Neue Einkommensquellen schaffen, die Lebensgrundlage der Bevölkerung verbessern und die Frauen der Gemeinden gezielt unterstützen: All das sind wichtige Bausteine in allen WWF-Projekten in Unganisha – so wie im Beispiel der Bienenköniginnen. „Wir tun unser Bestes, um die Geschlechterfrage in die Agenda aufzunehmen“, erklärt Dr. Martin Mulama, Leiter des WWF-Programms in Südkenia.

„In diesem Fall haben wir den Schwerpunkt auf Frauen und Jugendliche gelegt, weil sie unterrepräsentiert sind. Wir haben diese spezielle Aktivität auf Frauen konzentriert. Verschiedene Frauengruppen wurden nicht nur darin geschult, wie man Bienen hält und Honig erntet, sondern auch darin, welche weiteren Bienenprodukte sie vermarkten können.“

Initiative findet großen Anklang

Die Imkerinnen auf dem Weg zu ihrer Arbeit © WWF Kenia
Die Imkerinnen auf dem Weg zu ihrer Arbeit © WWF Kenia

Die großartige Initiative der Frauengruppe, die den Einstieg in die Bienenzucht gewagt hat, war im kenianischen Fernsehen und auf den Social-Media-Kanälen ein riesiger Erfolg. Jane Musoni hofft nun, dass ihr mutiger Schritt, sich in eine sonst als „männlich“ angesehene Rolle zu wagen, andere inspiriert. Sie hofft, dass sich die jüngere Generation von Mädchen nicht nur in die Bienenzucht wagen wird, sondern sie auch den Mut finden, weitere Rollen zu übernehmen, die noch immer von Männern dominiert werden.

Jane Musoni, Leah Lasiti und die „Bienenköniginnen“ werden ihr in der Ausbildung erworbenes Wissen und ihre Erfahrung nun nutzen und an andere Frauengruppen weitergeben. Die Frauen sind sich sicher: Diese Initiative wird für ihre Gruppe und die Familien im Schutzgebiet süße Früchte tragen!

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