Die Erwartungen an den Gipfel waren groß – unter anderem, weil die britische G7-Präsidentschaft dieses Jahr auch die Präsidentschaft der Klima-COP (COP26) innehat. Die Briten hatten sich daher zum Ziel gesetzt, den G7-Gipfel auch zur Vorbereitung der Klimakonferenz im November zu nutzen. Auch zum Biodiversitätserhalt kamen zuletzt sehr positive Töne aus London. Die UN-Biodiversitätskonvention (CBD COP15) soll noch in diesem Oktober neue globale Ziele für die Artenvielfalt beschließen.
Weltpolitik am Strand: Im britischen Cornwall fand vom 11. bis zum 13. Juni 2021 vor Großbritanniens malerischer Südküste der G7-Gipfel statt. Dabei gab es einerseits erfreuliche Bekenntnisse der Staats- und Regierungschefs zum Schutz von Biodiversität und Klima. Andererseits mangelt es aber leider an konkrete Maßnahmen und Plänen, diese Bekenntnisse in die Tat umzusetzen.
Einigkeit: Erderhitzung begrenzen und Biodiversitätsverlust umkehren

Tatsächlich sind mit der neuen Regierung der USA die G7-Staaten wieder zusammengerückt und wollen nun gemeinsam auch Umwelt und Klima schützen. Die Staats- und Regierungschefs einigten sich in Cornwall darauf, am 1,5-Grad Ziel festzuhalten: Die Erderhitzung soll auf 1,5 Grad reduziert werden.
Außerdem wollen die G7 bis spätestens 2050 Klimaneutralität erreichen und die Förderung von fossilen Energien begrenzen. Insbesondere die finanzielle Förderung der G7-Mitgliedsstaaten von Kohleverstromung ohne Kohlenstoffabscheidung (Carbon Capture and Storage, CCS) im Ausland soll Ende des Jahres aufhören. Auf ein Ende der Kohle zuhause konnte man sich aber nicht einigen. Dafür soll der Stromsektor in den 2030er Jahren „überwiegend“ dekarbonisiert werden.
Für den Erhalt der Biodiversität wurde neben der Abschlusserklärung sogar ein sogenannter „Nature Compact“ verabschiedet, in dem die G7 sich zu den aus ihrer Sicht nötigen Maßnahmen zum Erhalt der Artenvielfalt auf der Erde äußern. Hervorzuheben ist besonders das dort festgeschriebene Ziel, den Biodiversitätsverlust bis 2030 stoppen und umkehren zu wollen. Das ist das richtige Ambitionsniveau!
Ebenso bekannte man sich dazu, bis 2030 ein Drittel der Erde unter Schutz stellen zu wollen sowie eine naturfreundliche Wirtschaft mit grünen Lieferketten möglichst ohne Entwaldung zu etablieren. Der Auftrag der G7-Staats- und Regierungschefs an ihre Minister:innen, die Natur als wichtigen Faktor für wirtschaftliche und finanzielle Entscheidungen und Planung miteinzubeziehen, ist ebenso erfreulich.
Finanzierung muss erhöht werden

Beim Thema internationale Klimafinanzierung haben die G7-Staaten die alte Zusage bekräftigt, 100 Milliarden Dollar jährlich für die Klimaschutzfinanzierung im globalen Süden aufbringen zu wollen. Immerhin hat im Zuge dessen auch Deutschland seine Zusagen erhöht. Die Bundesregierung will bis 2025 ihre Klimafinanzierungsbeiträge von vier auf sechs Milliarden Euro pro Jahr erhöhen.
Der WWF fordert, diesen Betrag auf mindestens acht Milliarden zu erhöhen, die Hälfte davon soll in Anpassungsmaßnahmen fließen.
Konkrete Bekenntnisse zur Biodiversitätsfinanzierung blieben leider ganz aus. Zwar gab es vage Aussagen, man bemühe sich um mehr Finanzierung, insbesondere für „Nature-based Solutions“ (NbS). Gemessen an den aktuell laufenden Verhandlungen für neue globale Biodiversitätsziele auf der COP15 im Oktober, die den Biodiversitätsschutz für den Rest der Dekade bestimmen werden, ist das aber viel zu wenig.
Bekenntnisse statt Taten
Trotz der Einigkeit bei den Bekenntnissen zu Klima- und Biodiversitätsschutz blieb es auch bei diesem Gipfeltreffen wieder einmal nur bei Bekenntnissen.
So einigten sich die G7-Staaten beispielsweise, Subventionen fossiler Energien bis 2025 beenden zu wollen. Das ist ein alter Beschluss und damit eine verpasste Chance.
Biodiversität wurde prominenter adressiert als bisher, was durchaus erfreulich und aufgrund der Zwillingskrisen zu Biodiversität und Klima auch angemessen ist. Konkrete Verpflichtungen mit dem nötigen systemischen Ansatz blieben jedoch aus. Der politische Wille zu einer echten Transformation, den uns die Wissenschaft dringend rät, ist noch nicht zu erkennen.

Für einem gerechten Wandel zu einer neuen, klima- und naturverträglichen Wirtschaft braucht es jetzt Tatkraft: Wie soll das 1,5-Grad-Ziel erreicht werden? Wie soll der Zusammenbruch unserer globalen Ökosysteme noch verhindert werden? Gerade die G7, die größten Volkswirtschaften der Welt – die mit ihrem Handeln auch für den Großteil der globalen Emissionen und die Treiber des Biodiversitätsverlustes verantwortlich sind – tragen hier eine besondere Verantwortung.
Bis zu den Konferenzen zu Biodiversität im Oktober (CBD COP15) und Klima im November (COP26) müssen sie jetzt dringend konkrete Maßnahmen erarbeiten und diese anschließend schnellstens umsetzen. Nur so können die Staaten ihre Bekenntnisse zum Erhalt unseres Planeten realisieren.
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