Wie senke ich meine CO2-Emissionen – nachhaltig, ohne Einschränkungen und viel Aufwand? Hunderte Menschen quer durch Deutschland sind dieser Frage im Rahmen des Volkshochschulkurses „klimafit“ nachgegangen. Eine Teilnehmerin berichtet nun, wie sie und ihre Familie mit der Energiewende umgehen und welchen Beitrag sie zu einem besseren Klima leisten. Lesen Sie hier von ihrer persönlichen Vision 2030.

Wenn wir uns als Familie unser Leben im Jahr 2030 vorstellen, träumen wir von einer Welt in der ein großes Umdenken stattgefunden hat und Klimaschutz eine Selbstverständlichkeit geworden ist.
Wir träumen von einer Welt, in der unsere Tochter glücklich und weitestgehend sorgenfrei aufwachsen kann, weil die Menschheit sich auf den Weg zu einer nachhaltigen und ressourcenschonenden Lebensweise gemacht hat und die Krise gemeinsam bewältigen will.
 

Handlungsoptionen entdeckt und genutzt

Elektrisches Lastenrad © Kristina D.
Elektrisches Lastenrad © Kristina D.

Wir leben in einer Kleinstadt in der Nähe von Freiburg und auch wenn bei uns vor Ort schon recht viel für den Klimaschutz getan wird, ist diese Vision dennoch an vielen Stellen ein Traum. Wir haben überlegt was wir als Familie aktiv tun können, um die Welt jeden Tag ein kleines bisschen besser zu machen. Sehr schnell wurde das Auto als großes Problem erkannt und wir haben bewusst angefangen uns auf den öffentlichen Nahverkehr zu konzentrieren. Schnell haben wir begonnen, die Vorteile vom Bus- und Bahnfahren zu genießen, sowohl in der Freizeit als auch beim täglichen Schulweg. Besonders schön empfinden wir dabei, dass es plötzlich mehr Zeit zum Reden und Spielen, zum Lesen und auch einfach mal aus dem Fenster schauen und sich an der Landschaft erfreuen gibt.

Dies ist aber nur deshalb so entspannt möglich, da wir über ein recht gut ausgebautes Nahverkehrsnetz verfügen, welches allerdings auch große Schwachstellen hat, die man dann entweder mit dem Fahrrad oder längeren Fußwegen ausgleichen muss. Diese Umwege sind natürlich deutlich zeitaufwändiger. Es gibt immer wieder Tage, an denen wir das Auto nehmen müssen um am geplanten Ziel anzukommen. Wären die Gegebenheiten vor Ort anders, wäre sicher auch unser Weg ein anderer geworden – wir wären auf eine möglichst klimafreundliche E-Mobilität umgestiegen.
 

Der Wechsel vom Auto zum Fahrrad

Das Fahrrad ist uns schon vor langer Zeit ans Herz gewachsen – egal ob für den Arbeitsweg, um schnell im Ort Dinge zu erledigen, bei langen Radtouren oder um Freunde zu besuchen. Mit dem bewussten Kauf eines Lastenrades haben wir nun auch die Möglichkeit, den Großeinkauf per Rad zu erledigen – dank einer großen Ladekiste ist fast alles möglich. So fristet das Auto mittlerweile ein Schattendasein und wird eigentlich nur noch für den Urlaub genutzt, da wir als Familie vollständig auf Urlaubsflugreisen verzichten. Wenn wir das Auto aus der Garage holen, haben wir uns selbst zur Auflage gemacht, einen ehrlichen CO2-Ausgleich zu schaffen, indem wir alle Fahrten bei einem seriösen Anbieter kompensieren.
 

Strom vom eigenen Dach

Haus mit Solaranlage aus Emmendingen © Kristina D.
Haus mit Solaranlage aus Emmendingen © Kristina D.

Letztes Jahr haben wir uns den großen Traum einer Solaranlage auf dem eigenen Hausdach erfüllt, auch wenn dies mit einem recht hohen Anschaffungspreis einherging: In unserem Fall rund 25.000 Euro, da wir direkt einen Batteriespeicher einbauen lassen haben um auch an Tagen mit weniger Sonne das größtmögliche aus der Anlage herauszuholen. Nun erfreuen wir uns tagtäglich an der eigenen Stromversorgung und stellen mittlerweile Waschmaschine, Geschirrspüler und Co. erst dann an, wenn die Sonne so richtig schön den Strom fließen lässt. So müssen wir möglichst wenig Strom aus dem öffentlichen Stromnetz beziehen – auch wenn dies in unserem Fall 100 Prozent Ökostrom ist.

Freudig überrascht hat uns als „Solarneulinge“, dass die Anlage selbst in den dunklen Monaten und an bewölkten Tagen Strom produziert – wenn auch deutlich weniger. Tage an denen wir komplett auf Netzstrom angewiesen waren, gab es seither kaum noch. Nun sind wir sehr neugierig wie sich dies auf unsere Stromrechnung Ende des Jahres auswirken wird.

Das Gefühl, jeden Tag bewusst etwas für das Klima zu tun ist unbeschreiblich antreibend. Wenn man es erst einmal geschafft hat, den ersten kleinen Schritt zu gehen, folgen ganz schnell viele weitere.
 

„Tatsächlich sind die wertvollsten Dinge unseres Lebens ja gerade die unbezahlbaren – die Liebe, das Lächeln, die Hingabe, das Glück. Aber anders als diese unerschöpflichen Freuden hat die Natur ihre Grenzen. Sie kann nicht mehr. Es wird höchste Zeit, eine Welt zu gestalten, in der sich die Ausbeutung des vermeintlich Unbezahlbaren nicht mehr lohnt.“

Kristina D. aus Emmendingen

„klimafit“ vernetzt

Die Teilnahme am „klimafit“-Kurs hat im letzten Jahr dazu geführt, dass wir uns der eigenen Ortsgruppe für Klimaschutz angeschlossen haben. Es ist großartig mit anderen Menschen gemeinsam aktiv zu werden, sich gegenseitig zu motivieren. So sind wir gerade dabei das „Urban Gardening“ bei uns vor Ort voranzubringen und dabei auch direkt die Kinder miteinzubeziehen. Eine Kinderpädagogin hilft uns dabei.

Wir haben es trotz der Corona-Pandemie geschafft eine großartige Online-Podiumsdiskussion zu den Landtagswahlen in Baden Württemberg auf die Beine zu stellen, nehmen seit fünf Jahren aktiv an der Earth Hour teil, erstellen eine Karte zur Nachhaltigkeit und versuchen die Stadt immer wieder auf die Dringlichkeit eines schnellen Handelns hinzuweisen. Und wenn man endlich auch zum Demonstrieren wieder auf die Straße gehen darf, werden wir auch dort präsent sein.
 

Gemeinsam handeln statt allein

Gemeinsam das Klima verbessern © Kristina D.
Gemeinsam das Klima verbessern © Kristina D.

Und so merken wir immer häufiger, dass wir nicht allein sind. Die Großeltern beispielsweise haben sich zeitgleich eine Solaranlage montieren lassen, das alte Auto gegen einen elektrischen Kleinwagen getauscht, kommen mit auf die Straße und genießen bei uns die vegetarische Küche. Die Nachbarn lassen immer öfter das Auto stehen oder holen sich Angebote für Photovoltaikanlagen ein.

Jeder Einzelne kann im Kleinen so vieles tun, was dann wiederum irgendwann zu etwas Großem wird – egal ob man die Raumtemperatur senkt, sich angewöhnt das Licht auszumachen um Strom zu sparen, Standby-Betriebe vermeidet, regional einkauft, das Auto einfach mal stehen lässt oder weniger bis gar kein Fleisch isst. Alles hilft und macht Lust mehr zu tun!

Wir haben bisher, bis auf wenige Ausnahmen, nur positive Reaktionen und Rückhalt erfahren und möchten andere gerne motivieren sich auf das Projekt Energiesparen einzulassen. Wir haben es in der Hand unseren Lebensraum zu retten und eine neue, nachhaltige und lebenswerte Erde mitzugestalten – gibt es eine bessere Motivation?!

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