Der lange Atem hat sich gelohnt: Nach mehr als 20 Jahren internationaler Verhandlungen, die seitens des WWF intensiv begleitet wurden, trat am 15. September 2025 das erste Abkommen der Welthandelsorganisation (WTO) zur Einschränkung schädlicher Fischereisubventionen in Kraft. Das ist ein historischer Meilenstein im Kampf gegen Überfischung und macht Mut, dass nun schnell weitere internationale Reformen zum Schutz der Weltmeere folgen. Fest steht jedoch auch: Es bleibt ein Marathon.
Schädliche Subventionen sind ein Haupttreiber von Überfischung. Das WTO-Abkommen verfolgt daher das Ziel, einen Teil der jährlichen, schädlichen Subventionen in Höhe von 22 Milliarden US-Dollar zu reformieren und umzulenken.
Konkret: Es dämmt Subventionen für illegale, unregulierte und undokumentierte Fischerei (kurz: IUU-Fischerei) sowie von Fischerei auf unregulierter Hoher See ein.
Diese Form der Fischerei ist hoch problematisch, denn hier werden Fische mit unerlaubtem Fanggerät, zu Sperrzeiten, ohne Lizenz, mehr als erlaubt oder in Schutzgebieten gefangen. Wissenschaftlichen Schätzungen zufolge wird der weltweite Fang aus IUU-Fischerei auf bis zu 26 Millionen Tonnen Fisch jährlich mit einem Wert von 8,6 bis 19,8 Milliarden Euro beziffert.
Ein weiterer zentraler Aspekt des Abkommens ist das Verbot von Subventionen für übernutzte Fischereibestände, wenn keine Maßnahmen zu ihrer Wiederherstellung ergriffen werden. Weltweit gilt bereits jetzt ein Drittel der kommerziell genutzten Fischbestände als überfischt.
„Heute ist ein großer Tag für den Meeresschutz. Schädliche Subventionen sind ein Haupttreiber für Überfischung. Das Abkommen ist nicht wasserdicht, aber es unterbindet die Subventionen, die Nachhaltigkeit in der Fischerei am stärksten aushebeln. Überfischung ist ein fataler Eingriff ins marine Ökosystem und bedroht die Biodiversität und Resilienz des Ozeans. Es liegt auf der Hand, dass illegale Fischerei nicht bezuschusst werden sollte, und dem wird jetzt endlich ein Riegel vorgeschoben.“
Anna Holl, Expertin für Meerespolitik beim WWF Deutschland
Globale Relevanz
Dieses multilaterale Abkommen der Welthandelsorganisation stellt das erste rechtsverbindliche WTO-Abkommen dar, das ausdrücklich Umweltfragen adressiert. Es ist von zentraler Bedeutung für die Umsetzung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung, insbesondere im Hinblick auf SDG 14.6, und trägt zur Erreichung von Ziel 18 des Globalen Biodiversitätsrahmens von Kunming-Montreal bei. Die Vertragsstaaten haben sich darin verpflichtet, Subventionen, die der Biodiversität schaden, entweder abzuschaffen, schrittweise auslaufen zu lassen oder entsprechend zu reformieren.
„Das Inkrafttreten dieses Abkommens muss als Sprungbrett für mehr Transparenz bei Fischereisubventionen und -daten, für stärkere globale Regeln sowie für eine gerechtere Bewirtschaftung von Fisch als globalem Gemeinschaftsgut dienen.“
Anna Holl, Expertin für Meerespolitik beim WWF Deutschland
Die nächsten Etappen aus WWF-Sicht
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Weitere Ratifizierungen: Bisher wurde das Abkommen von 122 Staaten, darunter Deutschland, ratifiziert. Wichtig ist nun, dass auch die anderen WTO-Mitglieder das Abkommen ratifizieren, sodass es für alle 166 Mitglieder gilt.
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Ergänzendes WTO-Abkommen: Aus Sicht des WWF sind zeitnah weitere Verhandlungen innerhalb der WTO über ein ergänzendes, zweites Abkommen zur Schließung bestehender Lücken hinsichtlich der Subventionen, die Überkapazitäten in den Flotten und damit Überfischung antreiben, notwendig.
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