Gemäß dem Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen ist die internationale Staatengemeinschaft verpflichtet, die Meeresumwelt wirksam zu schützen – auch vor den schädlichen Auswirkungen durch alle mit dem Abbau von mineralischen Rohstoffen zusammenhängenden Tätigkeiten. Der Rohstoffabbau in der Tiefsee aber birgt so hohe Risiken, dass ein wirksamer Schutz der Meeresumwelt nicht gesichert ist.

Abbau polymetallischer Knollen

Grafische Darstellung des Tiefseebergbaus © WWF INT
Grafische Darstellung des Tiefseebergbaus © WWF INT

Ein großflächiger Abbau von Manganknollen, kobalthaltigen Krusten oder polymetallischen Sulfiden würde laut Wissenschaft mit gravierenden Auswirkungen auf die Meeresumwelt einhergehen:

Bei dem geplanten Abbau polymetallischer Knollen wird ein Kollektor in die Tiefe (bis etwa 4.000 Meter) zum Meeresboden gelassen, mehrere Tonnen schwer, bis zur Größe eines kleinen Einfamilienhauses. Dieser Kollektor (oder auch mehrere) gräbt die obere Bodenschicht durch und fördert die Manganknollen nebst Wasser und Sediment über ein kompliziertes Schlauchsystem mit hydraulischen Pumpen an Bord eines Schiffes oder einer Plattform. An Bord werden die Knollen heraus gespült und das überflüssige Wasser und Sediment wieder ins Meer zurückgeführt, entweder in Bodennähe oder in die Wassersäule.

Die gravierendsten Probleme beim Abbau polymetallischer Knollen

  • Die metallhaltigen Knollen und mit ihnen die sessile, also auf ihnen lebende Tiefsee-Fauna wird unwiederbringlich entfernt und damit z.B. auch Laichhabitate für seltene Tiefsee-Arten wie verschiedene Oktopus-Arten.
  • Die oberste Bodenschicht wird vollständig umgegraben oder abgetragen, die Fauna zerstört, aufgrund der Sedimentumlagerungen ist der Lebensraum auf Jahrzehnte verändert.
  • Es entstehen am Boden erhebliche Trübungswolken (Sedimentwolken), aus der die Trübstoffe absinken und selbst die bislang unbeeinträchtigte Fauna in der Umgebung zudecken, so dass die Tiere absterben (z.B. Schwämme).
  • Das zurückgeleitete Wasser-Sedimentgemisch verursacht eine weitere Trübungswolke, entweder am Boden oder sogar in der Wassersäule. Es ist weitgehend unbekannt, wie groß diese Trübungswolke sein wird und wie sie sich in der Wassersäule verhält, wie schnell sie sich auflöst oder verdriftet wird. Die Absinkprozesse in den Tiefseebecken sind extrem langsam, so dass damit gerechnet werden muss, dass sie sich lange in der Wassersäule hält und dort lebende Organismen erheblich beeinträchtigen kann, zumal sie auch Schadstoffe durch den Metallabrieb während des Förderprozesses enthalten kann.

Darüber hinaus werden weitere schädliche Auswirkungen insbesondere durch Unterwasserlärm (sowohl durch die eingesetzten Schiffe als auch durch das Kollektorsystem) erwartet. Zudem bleibt das Risiko durch Havarien.

Abbau von Massivsulfiden und kobaltreichen Krusten

Grafische Darstellung einer Tiefseebergbau-Maschine © WWF INT
Grafische Darstellung einer Tiefseebergbau-Maschine © WWF INT

Beim Abbau von Massivsulfiden und kobaltreichen Krusten werden vor allem solche Systeme eingesetzt, die das Gestein mit den auf ihm befindlichen Ablagerungen herausschneiden oder -brechen.

Die Gefahren, die hierbei entstehen, sind ebenso gravierend wie beim Abbau von Manganknollen:

  • Die Ablagerungen befinden sich an hochsensiblen Lebensräumen, die zumeist mit einzigartigen Lebensgemeinschaften besiedelt sind –  diese werden beim Abbau und Herauslösen der Ablagerungen vollständig und unwiederbringlich zerstört – dabei ist die Individuenzahl und vermutlich auch die Anzahl der Arten noch deutlich höher als die in Manganknollengebieten.
  • An vielen Seebergen und in Hydrothermalfeldern gibt es endemische Arten, die nur dort oder in extrem wenigen anderen, naheliegenden Gebieten vorkommen und auf ein zusammenhängendes Netzwerk von geschützten Gebieten angewiesen sind, um einen genetischen Austausch zu gewährleisten. Werden selbst einzelne dieser Gebiete zerstört, so können ganze Arten aussterben.
  • Beim Abbau entstehen ebenfalls Trübungswolken, deren Verhalten an den Hängen der Seeberge oder in den Hydrothermalfeldern weitgehend unerforscht ist.
  • Es entstehen erhebliche Vibrationen und Lärm, wenn das Gestein bzw. die Ablagerungen herausgelöst werden, deren Auswirkungen auf viele der seltenen Arten noch weitgehend unbekannt sind.
  • Wie auch beim Manganknollenabbau wird nach dem Förderprozess Wasser und ggf. Restsediment in den Ozean zurückgegeben. Auch hierbei entstehen Trübungswolken (siehe oben) –  ihr Verhalten und ihre Auswirkungen sind bislang kaum abschätzbar.

Zudem bestehen auch hier die zuvor aufgeführten Risiken hinsichtlich der Auswirkungen von Unterwasserlärm und Havarien.

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