Brände gibt es in verschiedenen natürlichen Systemen, von Wäldern und Graslandschaften bis hin zu Tundren. Brände, die auf natürlich Weise ausgelöst werden, können eine wichtige Rolle in den Kreisläufen der Ökosysteme spielen. Doch längst ist der Großteil der Brände nicht mehr natürlichen Ursprungs und auch die Brandverläufe sind nicht mehr natürlich. Die Ökosysteme können sich nicht mehr erholen – und der Mensch heizt den Klimawandel und damit die Brände weltweit immer weiter an.

Typische Waldbrandherde am Mount Kilum in Kamerun © Sandra Mbanefo Obiago / WWF
Typische Waldbrandherde am Mount Kilum in Kamerun © Sandra Mbanefo Obiago / WWF

In vielen Ökosystemen spielen natürliche Brände eine wichtige Rolle beim Erhalt der biologischen Vielfalt und kommen in der Trockenperiode lokal immer wieder vor. Sie helfen dabei, dass sich feuerangepasste Wälder, zum Beispiel in Kalifornien, Gras- und Buschland verjüngen können. Brände beseitigen alte Vegetation, führen dem Boden über die Asche Nährstoffe zu und lassen die Sonne auf den Waldboden gelangen.

Wichtiger Bestandteil der Abläufe – aber nur dann sinnvoll, wenn der Wald zuvor auch sehr alt werden konnte, sich die davon abhängige Biodiversität entwickeln konnte und der Lebenszyklus durch Brände nicht flächig abgeschlossen oder in jüngeren Beständen nicht zu häufig abgekürzt wird.

Durch das Verbrennen der Vegetation am Boden bleibt die Menge an brennbarem Material kleiner, wodurch größere Brände verhindert werden. Brände reduzieren die Streuauflage auf dem Boden und fördern dadurch das Wachstum von Samen. Wird aber durch zu häufige oder großflächige Brände die Bodenfruchtbarkeit verringert und die Wiederbesiedlung durch Bodenlebewesen verhindert, wird es selbst für die feuerangepassten Systeme gefährlich.

Wachstum nach Bränden

Einige Baumarten, wie Mammutbäume in den USA, Eukalyptusbäume in Australien und Kiefern in Südeuropa, sind auf Feuer angewiesen, um ihre Samen freizusetzen und sich zu regenerieren. Erst die Hitze der Flammen lässt die Samen aus ihren Kapseln springen. Aus diesem Grund legen die Parkranger:innen manchmal gezielt Brände, um Flächen zu verjüngen und das Wachstum neuer Bäume anzuregen. Die allermeisten Baumarten benötigen dieses Feuermanagement nicht.

In Australien hat Feuermanagement der Ureinwohner eine lange Tradition. Kleinere, so genannte Mosaikbrände, verringern die Wahrscheinlichkeit größerer Brände in heißen und trockenen Monaten und sie beeinflussen die Vielfalt und den Reichtum der Vegetation und der Tierwelt.

Vier Waldbrandtypen

Waldbrände lassen sich in vier Typen unterteilen: Meist entzünden sich zunächst das Gras und der niedrige trockene Unterwuchs. Es kommt zu einem Bodenfeuer, das noch leicht bekämpft werden kann. Wenn es sich zu einem Lauffeuer auswächst, wird großflächiger auch die Verjüngung, höheren Büsche und Bäume im Unterstand erfasst. Diese Feuer können noch gelöscht werden.

Besonders bei Nadelhölzern kann das Feuer auf die Baumwipfel überspringen. Das führt rasch zu einem Kronenfeuer und zu einem rasanten Ausbreiten der Flammen. Kronenfeuer lassen sich deutlich schwerer bekämpfen und wachsen sich leicht zu einem Totalbrand aus. Dieser kann nur schwerlich gelöscht werden. Ein Megabrand stellt einen großräumigen Totalbrand dar, der erst nach dem Verbrennen des Materials oder an natürlichen Grenzen wie Küsten, Seen oder Schluchten Halt macht. Mosaikartige Übergänge der Brandtypen sind typisch.

Der Mensch verändert alles

Brandrodung für Sojaanbau im Cerrado © Andre Dib / WWF Brazil
Brandrodung für Sojaanbau im Cerrado © Andre Dib / WWF Brazil

Die Mehrzahl der Brände weltweit ist nicht natürlichen Ursprungs, sondern menschengemacht. Laut des WWF-Berichts „Fires, Forests and the Future“ aus dem Jahr 2020, der die Zusammenhänge von Klima und Waldbränden untersucht, sind mindestens 75 Prozent aller Brände in der Natur menschgemacht, vor allem durch Brandstiftung. Bei Waldbränden gehen sogar mehr als 90 Prozent auf das Konto des Menschen.

„Die Brände im Amazonas und anderswo werden häufig gezielt gelegt, um Platz für großflächige industrielle Landwirtschaft zu schaffen. Und die kontinuierliche Nachfrage aus der EU nach Rohstoffen aus diesen Gebieten trägt sehr deutlich dazu bei“, sagt Susanne Winter, Programmleiterin Wald beim WWF Deutschland.

In der nördlichen Hemisphäre ist es vor allem Unachtsamkeit, die zu Waldbränden führt, so ein Bericht des WWF: in Europa sind ganze 95 Prozent auf Fahrlässigkeit zurückzuführen, in den USA sind es 84 Prozent. Allerdings ruiniert Brandstiftung gezielt auch wertvolle (Rest-)Natur, so dass diese Brände zusätzlich sehr zerstörerisch wirken.

Waldbrände und Erderwärmung: Ein Teufelskreis

Waldbrand und Gewitter im Pantanal © WWF-Paraguay / Henry Maillet and Jeff Wong
Waldbrand und Gewitter im Pantanal © WWF-Paraguay / Henry Maillet and Jeff Wong

Als eine der Hauptursachen für die schweren Waldbrände weltweit nennt der WWF-Bericht die menschenbedingte Erderhitzung und damit einhergehendes heißeres und trockeneres Wetter. Nicht nur zunehmende Hitze und Trockenheit, sondern auch Extremwetter mit Gewittern und Blitzen lösen Waldbrände aus.

Im Amazonas hat die massive Entwaldung bereits den Effekt, dass die Regenwälder sich selbst immer weniger mit Wasser versorgen können und immer trockener werden. Nicht nur deshalb führen Waldbrände zu weiteren Waldbränden: Jährlich werden durch Feuer in der Natur etwa fünf Milliarden Tonnen Kohlendioxid freigesetzt, die in Böden, Wäldern und Torfmooren gebunden waren – mehr als elf Prozent der menschengemachten globalen Emissionen. Sie befeuern die Klimakrise. Und die Erderwärmung wiederum befeuert die Waldbrände – vom Polarkreis bis zum Äquator. Ein Teufelskreis.

In Zeiten der Klimakrise werden Waldbrände häufiger und vor allem heftiger. Hitze, Trockenheit und Wind machen Brände zum Inferno.

„Waldbrände und Klimakrise schaukeln sich gegenseitig hoch. Die Erderhitzung führt zu heftigeren Feuern und die Waldbrände heizen die globale Erwärmung an.“

Susanne Winter, Programmleiterin Wald beim WWF Deutschland.

Schwerer und länger auf Kosten des Klimas

Feuer in Australien © Bryce Harper / WWF Australia
Feuer in Australien © Bryce Harper / WWF Australia

Ob in Afrika, den Amazonas-Regenwäldern oder am Polarkreis: In den meisten Waldbrandgebieten hat sich die jährliche Brandsaison dramatisch verlängert. Häufigere und intensivere Brände gefährden fast alle Ökoregionen, die für den Erhalt der Artenvielfalt unserer Erde entscheidend sind.

„Nur maximal auf 16 Prozent der Waldflächen bleiben die auftretenden Feuer in den ökologisch akzeptablen Grenzen“, warnt Susanne Winter. Die Gefahr der ökosystemaren Zerstörung steigt, wenn Pflanzen und Tieren die Anpassung an natürliche Brände fehlt. Immer öfter brennt es heute jedoch in Regionen, die vorher kaum mit Feuern zu kämpfen hatten und sich nur schwer erholen.

Mit zunehmender Schwere schädigen die Waldbrände auch tiefere Bodenschichten und Moorböden und setzen seit Jahrhunderten oder sogar seit Jahrtausenden gebundenen Kohlenstoff frei. Wachsen die Wälder nach dem Abbrennen nach, sind sie lange kleiner und ihr Wuchsort trockener als zuvor. Über viele Jahrzehnte bis Jahrhunderte hinweg speichern sie weniger Kohlenstoff als vor der Zerstörung.

Nicht selten brauchen die Wälder 200 bis 300 Jahre, um wieder eine annähernd vergleichbare Speicherfähigkeit wie vor den verheerenden Bränden zu erreichen. Doch so viel Zeit lassen die Brände den Wäldern kaum noch. Im Amazonas dauert die jährliche Brandsaison heute etwa sechs Wochen länger als früher. Auch in Afrika und den meisten anderen Waldbrandgebieten der Erde hat sich die Feuersaison um 30 bis 50 Prozent dramatisch verlängert und Flächen brennen in kürzeren Abständen ab.

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