Die EU-Kommission hat die Richtlinien für den kommerziellen Handel mit Elfenbein in, durch und aus der EU verschärft. Die Regelungen zum Handel von Elfenbein sind kompliziert, und nicht alles ist verboten. Das Problem mit dem legalen Handel ist jedoch, dass er viele Schlupflöcher für den illegalen Handel mit dem Elfenbein erst kürzlich gewilderter Elefanten bieten kann.

Alte und neue Richtlinien für den EU-Handel mit Elefanten-Elfenbein

Jetzt verschärfte die EU-Kommission die Richtlinien für den kommerziellen Handel mit Elfenbein in, durch und aus der EU, über die schon länger diskutiert wurde.

Konkret: Seit dem 19. Januar 2022 sind der EU-interne Handel sowie kommerzielle Wiederausfuhren oder Einfuhren von Elfenbein weitgehend verboten. Ausnahmen gelten nur für Musikinstrumente aus der Zeit vor 1975 und Antiquitäten, die vor dem 03.03.1947 hergestellt wurden und vor allem für Museen vorgesehen sind. Diese dürfen mit entsprechenden Genehmigungen auch weiterhin gehandelt werden.

Elfenbein © WWF Frankreich
Elfenbein © WWF Frankreich

Bisher durfte antikes Elfenbein mit Altersnachweis noch im EU-Binnenraum gehandelt werden. Das galt auch für den Handel mit verarbeitetem Elfenbein aus der Zeit vor 1975 beziehungsweise 1989, sofern hierfür eine behördliche Genehmigung vorlag. Kommerzielle Ausfuhren von Roh-Elfenbein in Nicht-EU-Länder wurden aber auch vor den neuen Bestimmungen nicht mehr genehmigt. Diese alten und nun auch die neuen Richtlinien gelten allerdings ausschließlich für das Elfenbein von Elefanten und nicht von anderen Tierarten, wie etwa Walross oder Mammut.

Nach Schätzungen werden jedes Jahr bis zu 20.000 afrikanische Elefanten für ihre Stoßzähne gewildert. Besonders in Zentralafrika ist Wilderei immer noch stark verbreitet und gefährdet besonders die vom Aussterben bedrohten Waldelefanten. In vielen asiatischen Ländern gelten Schnitzereien, Anhänger und Glücksbringer aus Elfenbein immer noch als Luxusprodukt und begehrtes Statussymbol.

Der größte Elfenbeinaufgriff in Deutschland

Insgesamt 1,2 Tonnen Elfenbein fanden Zöllner:innen zunächst im Mai 2016 am Flughafen Berlin-Schöneberg und nach weiteren Ermittlungen im August desselben Jahres in einem Industriegebiet in Rheinland-Pfalz. Ziel: Vietnams Hauptstadt Hanoi. Marktwert dort: Fast eine Million Euro. Hinter dem Fahndungserfolg steht ein trauriges Schicksal. Wahrscheinlich mussten etwa 100 Elefanten dafür sterben. Das beschlagnahmte Elfenbein wurde vor vielen Jahren vermutlich legal nach Deutschland und die EU importiert.

WWF begrüßt die Verschärfung zum Schutz der Elefanten

Im internationalen Vergleich ist die EU zwar kein Hotspot für den illegalen Handel mit Elefanten-Elfenbein. Auch der legale Handel, vor allem Ausfuhren in nicht EU-Länder, war wegen der bereits zuvor bestehenden engen Handelsbeschränkungen gering und eher rückläufig. Trotzdem begrüßt der WWF die Verschärfung der Handelsbestimmungen als klares politisches Signal für den Elefanten-Schutz und gegen den illegalen Elfenbeinhandel.

WWF Artenschutz-Expertin Katharina Hennemuth: „Das neue EU-Regularium wird es künftig gar nicht erst zulassen, dass ein Händler legal Elfenbein innerhalb der EU zusammenträgt, um es möglicherweise dann über dubiose Kanäle zu exportieren.“

Fokus auf die Hotspots des illegalen Elfenbeinhandels

Schmugglerware © WWF UK / James Morgan
Schmugglerware © WWF UK / James Morgan

Allerdings darf diese striktere Regulierung keine falsche Sicherheit schaffen. Denn die größte Bedrohung für die afrikanischen Elefanten besteht nach wie vor in den ost- und südostasiatischen Elfenbeinmärkten, die die Nachfrage nach dem weißen Gold befeuern und unmittelbar zu Wilderei und illegalem Handel beitragen.

Der Großteil der Schmuggelrouten führt dabei allerdings nicht durch die EU, sondern nimmt direktere Wege von Afrika nach Asien.

Auch in Zukunft bleibt daher die wichtigste Aufgabe, die Wilderei in den betreffenden afrikanischen Staaten zu bekämpfen und vor allem die Nachfrage in den Abnehmerländern in Asien einzudämmen und so die Absatzmärkte für Elefantenelfenbein trockenzulegen. Die Zukunft der afrikanischen Elefanten entscheidet sich in Asien.

Helfen Sie mit, Elefanten zu schützen

  • Beschlagnahmtes Elfenbein in Paris © WWF-France Elfenbein – das weiße Gold

    Bis zu 20.000 Afrikanische Elefanten werden jedes Jahr illegal getötet. Grund dafür: vor allem die Gier der Menschen nach ihren Stoßzähnen. Mehr zu Elfenbein

  • Beschlagnahmtes Elfenbein © Mike Goldwater / WWF Der Elfenbein-Detektiv: woher stammen die geschmuggelten Stoßzähne?

    Dr. Stefan Ziegler vom WWF kann die Herkunft von Elfenbein bestimmen und ist vor Gericht und beim Zoll ein gefragter Experte. Mehr zum Elfenbein-Detektiv

  • Spitzmaulnashorn nach Hornabtrennung © Michel Gunther / WWF Wilderei: Gefahr für die Artenvielfalt

    Wilderei ist nicht nur eine Gefahr für den Erhalt der Artenvielfalt, sondern bedroht auch die Entwicklung der Herkunfts- und Abnehmerländer. Mehr zum Thema Wilderei