Jeder zweite Privathaushalt hat Zugang zu einem Garten – vom Grün am eigenen Haus über Schrebergärten bis hin zu Gemeinschaftsgärten. Urban Gardening auf kleinen Brachflächen und sogar in Kisten auf versiegelten Flächen erfreut sich bei Städter:innen zunehmender Beliebtheit. Und auch auf Balkonen grünt und blüht es üppig.

Hummel an einer Blüte © Ola Jennersten / WWF-Sweden
Prächtige Blüten © Ola Jennersten / WWF-Sweden

Wo auch immer Hobbygärtner:innen in der Erde buddeln: Jede:r Einzelne hat hier die Möglichkeit, den Boden zu schützen – eine der wertvollsten Ressourcen unseres Planeten. Und dieser Bodenschutz kommt nicht nur unmittelbar den Pflanzen zugute, die sich mit prächtigem Wachstum, herrlicher Blüte und einer üppigen Ernte bedanken.

Indem wir der Erde in unserem Garten und in unseren Pflanzenkübeln Gutes tun, betreiben wir auch noch aktiven Klimaschutz. So einfach geht das:

Kaufen Sie Pflanzenerde ohne Torf

Insbesondere im Frühling, wenn Gärten und Balkone aus der Winterruhe erwachen, wenn Kübel frisch bepflanzt und Setzlinge in die Beete ausgebracht werden, strömen Hobbygärtner:innen in Baumärkte und Gartencenter, um Blumenerde zu kaufen.

Das Angebot ist riesig und es gibt qualitativ große Unterschiede – gerade wenn man beim Gärtnern die Umwelt im Blick hat. Der WWF empfiehlt, ausschließlich torffreie Pflanzen- und Blumenerde zu verwenden.

„Durch Torfabbau wird der dramatisch zunehmende Artenschwund weiter beschleunigt und riesige Mengen des in den Mooren gespeicherten Kohlendioxids (CO2) werden freigesetzt.”

Albert Wotke, Programmleiter Flächennaturschutz des WWF Deutschland

Torf ist eine ganz besondere Art von Boden, der aus nicht oder nur teilweise zersetzten Pflanzenresten unter Luftabschluss im Moor heranwächst. Ein gesundes Hochmoor wächst pro Jahr nur einen Millimeter. Es dauert also rund 1.000 Jahre, bis eine ein Meter dicke Torfschicht entstanden ist. Diese ist nicht nur besonders nährstoffreich – weshalb sie als Gartenerde so beliebt ist – sie übernimmt eine wichtige Funktion im Klimaschutz.

Laut Bundesamt für Naturschutz entziehen Moore der Atmosphäre weltweit pro Jahr 150 bis 250 Millionen Tonnen klimaschädliches CO2. Durch den kommerziellen Torfabbau, für den die Moore entwässert werden, gehen nicht nur diese wertvollen Böden verloren und es wird gespeichertes Klimagas freigesetzt, auch der Lebensraum vieler, inzwischen vom Aussterben bedrohter, Pflanzen- und Tierarten verschwindet.

Die gute Nachricht ist: Es gibt viele ökologische und nachhaltige Alternativen zu torfhaltiger Erde, damit der Boden im Garten und die Pflanzenerde im Blumenkübel nährstoffreich und gesund sind.

Machen Sie Ihre Erde selbst

Selbstgemachter Kompost erfreut Garten und Regenwurm @ MementoImage / iStock / Getty Images
Selbstgemachter Kompost erfreut Garten und Regenwurm @ MementoImage / iStock / Getty Images

Werfen Sie Gartenabfälle wie Laub, Gras oder Baumschnitt und pflanzliche Küchenabfälle wie Obst- und Gemüsereste, Kaffee- und Teesatz nicht einfach weg, sondern kompostieren Sie sie! Auch Blumenerde, Mist, Holzspäne, Stroh und Eierschalen dürfen in den Komposter. In der Wildnis ist dies der ganz natürliche Kreislauf: Abgestorbene organische Materialien verrotten und führen ihre Nährstoffe wieder dem Boden zu. In vielen Gärten und insbesondere auf dem Balkon ist dieser Kreislauf jedoch unterbrochen, was dazu führt, dass die meisten Gärter:innen regelmäßig ihre Pflanzen düngen.

Echter Kraftstoff für die Erde – und obendrein viel besser und nachhaltiger als torfhaltige Erde oder Kunstdünger – ist Kompost: Er gibt dem Boden natürliche Humus- und Pflanzennährstoffe zurück, lockert ihn und verbessert insbesondere im Garten die gesamte Bodenqualität. Es dauert nur wenige Monate, bis sich die von Ihnen gesammelten organischen Abfälle mithilfe von Wärme, Feuchtigkeit, Sauerstoff und Bakterien in reifen Kompost verwandeln, den Sie in Ihrem Garten oder im Blumenkübel ausbringen können.

Und falls Sie selbst keinen Platz für einen eigenen Komposthaufen haben: Viele Gärtnereien verkaufen den natürlichen Turbodünger portions- und säckeweise.

Mulchen Sie Ihre Beete

Im Garten fällt regelmäßig Grünschnitt an, sei es beim Rasenmähen, Schneiden der Obstbäume oder Unkrautjäten. Vielen Gärtner:innen ist dieser organische Abfall lästig, er wird in der Biotonne entsorgt oder gar kostenpflichtig zum Werkstoffhof gebracht. Grünschnitt ist jedoch ideal geeignet, um Beete zu mulchen. Mulchen bedeutet: Nicht bepflanzter Boden wird bedeckt, um ihn vor Austrocknung, Frost und Auswaschung zu schützen. Gleichzeitig führt der Grünschnitt dem Boden Nährstoffe zu – in ganz natürlichen Dosen.

Was in der Permakultur längst bekannt ist, wird zunehmend auch in klassisch bewirtschafteten Gärten genutzt. Denn wer mulcht, muss weniger gießen. Außerdem schützt das aufgehäufte organische Material die Pflanzen und lässt sie schneller und üppiger wachsen.

Mähen Sie den Rasen so selten wie möglich

Rasen ist ein toller Spielplatz © Brian A. Jackson / iStock / GettyImages
Rasen ist ein toller Spielplatz © Brian A. Jackson / iStock / GettyImages

Immer wieder samstags dröhnt das Brummen der Rasenmäher durch Wohnstraßen, Dörfer und Kleingartenkolonien. Eine Geräuschkulisse, die so gar nicht zum erholsamen Wochenende im Garten passt. Unsere Empfehlung: Mähen Sie Ihren Rasen einfach seltener! Alle vier Wochen reicht absolut aus.

Oder wagen Sie ein Experiment, säen Sie eine Wildblumenmischung auf Ihrem Flecken Grün aus und lassen Sie ein Stückchen Blumenwiese wachsen. So schaffen Sie Lebensraum für nützliche Insekten und Kleintiere und sparen ganz nebenbei viel Zeit und Energiekosten. Mit einer Sense ist die verblühte Wiese am Ende des Sommers schnell abgemäht. Viele Baumärkte verleihen Werkzeuge, so dass Sie nicht selbst ein neues Gerät anschaffen müssen.

Recyceln Sie das Laub

Im Herbst schenken uns die Bäume haufenweise organisches Material, das wir nutzen können, um die Qualität unserer Böden zu verbessern. Wussten Sie, dass ein Kubikmeter Lauberde mehr Humusstoffe besitzt als zwölf große Torfballen zu je 300 Liter? Entscheidend ist dabei, dass das Laub richtig recycelt wird. Eine Möglichkeit ist der Komposthaufen: Hier sollten Sie darauf achten, das Laub mit anderen organischen Materialien zu vermischen und den Kompost zu maximal 20 Prozent mit Blättern aufzufüllen.

Laub eignet sich auch wunderbar zum Mulchen. Gerade im Herbst und Winter schützt es die Pflanzen vor Frost und gibt bis zum nächsten Frühjahr, wenn die neue Gartensaison beginnt, Nährstoffe an den Boden ab. Bleibt dann noch Laub übrig, können Sie dieses in einer Ecke des Gartens aufhäufen. Durch diese Art der Gartengestaltung bieten Sie Kleintieren und Insekten Unterschlupf und Lebensraum und machen Ihr grünes Refugium für Nützlinge attraktiv.

Düngen Sie organisch

Tomaten wachsen © Edward Parker / WWF
Tomaten gehören zu den Starkzehrern © Edward Parker / WWF

Manche Pflanzen, sogenannte Starkzehrer, benötigen besonders viele Nährstoffe. Da scheint es naheliegend, zum Dünger zu greifen – zumal das Angebot riesig ist und schnelle Abhilfe verspricht. Flaschen- und beutelweise füllen die unterschiedlichsten Düngemittel die Regale der Gartencenter und versprechen prächtige Pflanzen und üppige Erträge. Über die Nebenwirkungen für Natur und Umwelt steht dort nichts.

Kunstdünger, also mineralische Düngemittel, die industriell und chemisch hergestellt wurden, können Ihren Pflanzen zwar bei akutem Nährstoffmangel helfen. Eine Dauerlösung sind sie jedoch nicht, denn bei regelmäßiger Anwendung nimmt die Bodenqualität sogar ab, weil Kleinstlebewesen und Humus, Wasser und Nährstoffspeicherung verloren gehen. Im schlimmsten Fall kommt es sogar zur Überdüngung, und es können Schwermetalle ins Grundwasser sickern.

Sehr viel umweltfreundlicher und vor allem langfristig wirkungsvoll sind organische Dünger wie Hornspäne und Knochenmehle, die ihre Wirkstoffe nach und nach in den Boden abgeben. Wer auf tierische Inhaltsstoffe verzichten möchte, bekommt in der Gärtnerei auch rein pflanzliche Düngemittel – reifen Kompost zum Beispiel.

Züchten Sie Regenwürmer

Regenwurm in der Erde © iStock / Getty Images
Regenwurm in der Erde © iStock / Getty Images

Regenwurmkot ist bester Boden. Er enthält hochkonzentriert Pflanzennährstoffe wie Phosphat, Kalium, Kieselsäure und sogar natürliche Antibiotika, die Schadpilze töten. Wenn Sie einen Komposthaufen haben, entsteht dieser fruchtbare Boden darin „automatisch“. Und auch in Beeten, in denen der natürliche Nährstoffkreislauf funktioniert oder von Ihnen unterstützt wird, siedeln sich unzählige Kleinstlebewesen und Regenwürmer an.

Natürlich können Sie Wurmhummus auch im Fachhandel kaufen, etwa um der Erde im Blumentopf Ihrer Balkon- und Zimmerpflanzen eine Extraportion Pflanzenpower zu schenken.

Entsiegeln Sie Flächen

Tief durchatmen: Das ist nicht nur für uns Menschen wichtig und geht in einem naturnahen Garten besonders gut, auch der Boden muss atmen können. Überlegen Sie deshalb gründlich, ob Flächen in Ihrem Garten tatsächlich versiegelt werden müssen oder falls es dort bereits versiegelte Bereiche gibt, ob Sie diese umgestalten können. Verzichten Sie auf luftundurchlässige Materialien wie etwa Beton und ersetzen Sie diese. So gelangt nicht nur Luft in ihren Boden, die dafür sorgt, dass sich darin Kleinstlebewesen ansiedeln und der Boden am Nährstoffkreislauf teilhaben kann.

Wer Urban Gardening betreibt, kann durch selbstgebaute Hochbeet-Kisten versiegelte Flächen wie etwa ungenutzte Parkplätze oder Hausdächer begrünen und dadurch kleine Gartenflächen schaffen. Auch Wasser kann von offenen Flächen leichter aufgenommen werden, so dass es gerade bei starken Regenfällen nicht zu Überschwemmungen kommt.

Werden Sie Bodenschützer:in – die Erde wird es Ihnen danken!

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