Ob verarbeitet in Eiscreme, Kuchen oder einfach pur: Kaum eine Frucht ist bei den Deutschen beliebter als die Erdbeere. Damit ihr Genuss so nachhaltig wie möglich ist und man sie ohne schlechtes Gewissen genießen kann, sollte man jedoch auf Kaufzeitpunkt und Herkunftsort achten.

Erdbeeren sind wahre Vitaminbomben. Sie enthalten mehr Vitamin C als Zitrusfrüchte und sind reich an Calcium, Magnesium und Kalium. Zudem haben sie einen hohen Anteil an wertvollen Polyphenolen, die im Körper immunstärkend und antioxidativ wirken. Kein Wunder also, dass sie als erfrischender, gesunder Snack gelten.

Walderdbeere © Kari Schnellmann
Walderdbeere © Kari Schnellmann

Erdbeeren spielen schon seit dem Mittelalter eine große Rolle in der menschlichen Ernährung. Mitte des 17. Jahrhunderts entstand in Europa die Urform der Gartenerdbeere – durch eine zufällige Kreuzung zweier amerikanischer Arten.

Heute gibt es Hunderte verschiedener Kreuzungen. Dabei muss man wissen: Im botanischen Sinne gehört die Erdbeerfrucht nicht zu den Beeren, sondern zur Gattung der Sammelnussfrüchte.

Eine gefragte königliche Beere

Die roten Früchte wachsen nahezu überall – auch bei vielen Hobbygärtner:innen zuhause. Eine über 100 Jahre alte Erdbeersorte wurde sogar nach Königin Luise benannt.

Um die stetig steigende Nachfrage nach den aromatischen Früchten zu decken, werden Erdbeeren heute im großen Stil in Gewächshäusern oder auf Freilandfeldern, meist bedeckt mit Folien oder Vlies, angebaut. Fast 9 Millionen Tonnen Erdbeeren werden jedes Jahr weltweit geerntet – ein Drittel davon in China.

Spanien liegt mit rund 270.000 Tonnen auf Platz 6 und Deutschland belegt mit etwa 150.000 Tonnen im Jahr Platz 13 der weltweit größten Produzenten. Damit kann Deutschland lediglich etwas mehr als die Hälfte seines Bedarfs durch den Anbau im eigenen Land decken.

Durstige Früchtchen

Erdbeeren bestehen zu 90 Prozent aus Wasser. Doch noch viel mehr Wasser benötigen die  Mutterpflanzen zum Wachsen: Für die Herstellung eines Kilos Erdbeeren, benötigt man im Durchschnitt etwa 300 Liter Wasser – also zwei volle Badewannen.

Erdbeer-Anbau in Spanien © Michel Gunther / WWF
Erdbeer-Anbau in Spanien © Michel Gunther / WWF

„Das muss nicht zwingend problematisch sein, solange die Erdbeeren aus Regionen kommen, in denen es genug Wasser gibt. Doch werden zu viele Erdbeeren in Gebieten angebaut, in denen Wasserknappheit herrscht, kann das katastrophale Auswirkungen haben.“, erklärt Johannes Schmiester, Wasserspezialist beim WWF Deutschland. Daher gilt, ein hoher Wasserfußabdruck sagt allein nicht viel über die Nachhaltigkeit aus.

Gut zu wissen: Der Deutsche Wasserverbrauch pro Kopf liegt durchschnittlich bei 4.000 bis 5.000 Litern täglich. Nur etwa 120 Liter werden direkt verbraucht, etwa beim Kochen, Waschen und Putzen. Der Großteil steckt zum Beispiel in der Herstellung unserer Kleidung und der Produktion unserer Lebensmittel – diesen Anteil nennt man „virtuelles Wasser“.

Erdbeeranbau gefährdet Weltnaturerbe Doñana

Wie schädlich der nicht nachhaltige Obst- und Gemüseanbau für die Natur sein kann, zeigt sich seit vielen Jahren in der Doñana, einem Feuchtgebiet im südspanischen Andalusien. Der 54.000 Hektar große Nationalpark ist UNESCO-Weltnaturerbe und beherbergt rund die Hälfte aller europäischen Vogelarten. Darunter viele Zugvögel auf ihrem Weg von Nordeuropa nach Afrika. In den Pufferzonen rund um das Kerngebiet ist Landwirtschaft unter bestimmten Umständen erlaubt.

Doch leider werden dort auf rund 1.900 Hektar illegal Erdbeeren angebaut. Nicht nur, dass die Flächennutzung rechtswidrig ist – für die Bewässerung wird Grundwasser mithilfe illegaler Brunnen angezapft. Doch von diesem Grundwasser ist auch die Doñana abhängig. Mindestens 1.000 dieser illegalen Brunnen gibt es allein in der Region, bis zu einer Million in ganz Spanien. Man nennt sie auch Mondlöcher, da sie bei Mondschein heimlich gegraben werden.

Der Grundwasserspiegel sinkt immer weiter

Bevor das Wasser überhaupt im Nationalpark ankommen, wird es schon illegal angezapft. Kontinuierlich wird mehr Wasser entnommen als sich beispielsweise durch Niederschlag nachbilden kann. Es herrscht eine Wasserknappheit, die das gesamte Ökosystem in Gefahr bringt.

Bewässerung eines Erdbeerfeldes in Spanien © Michel Gunther / WWF
Bewässerung eines Erdbeerfeldes in Spanien © Michel Gunther / WWF

Der WWF fordert bereits seit 2010 von Spanien, alle illegalen Brunnen und landwirtschaftlichen Flächen aufzulösen und ein wirkungsvolles Wassermanagement einzuführen. Doch die heikle Situation könnte sich nun sogar noch verschärfen: „Die andalusische Regierung hat einen Gesetzesentwurf vorgelegt, der legale und illegale Erzeuger vor Ort gleichstellt. Damit wird unlauterer Wettbewerb sogar noch unterstützt.“, so Johannes Schmiester, Wasserspezialist beim WWF Deutschland.

Gegen dieses Gesetzesvorhaben und für die Durchsetzung der bestehenden Rechtslage setzt sich nicht nur der WWF ein. Auch die Europäische Kommission, internationale Organisationen (z.B. UNESCO) Wissenschaftler:innen und die Bundesregierung Spaniens zeigten sich entsetzt von dem Vorstoß Andalusiens. Zum Weltwassertag 2022 unterschrieben mehr als 20 Unternehmen, darunter die fünf größten Lebensmittelhändler Europas einen Brief des WWF Spanien, in dem die Bedenken geäußert werden.

Nachhaltig Erdbeeren kaufen

Wer Erdbeeren ohne schlechtes Gewissen genießen möchte, der sollte also die folgenden Punkte beachten:

  • Bevorzugen Sie regionale Produkte. Kürzere Transportwege führen zu einer besseren Ökobilanz. Außerdem unterstützen Sie so regionale Landwirt:innen und sorgen für den Erhalt von Arbeitsplätzen.
  • Kaufen Sie saisonal ein. Die heimische Erdbeersaison startet in der Regel bereits im Mai. Spätestens im August werden die letzten Erdbeeren geerntet. Wenn Sie die süßen Früchte schon im Februar genießen wollen – beispielsweise jene aus Spanien –, dann bitte möglichst bewusst und limitiert.
  • Achten Sie darauf, Erdbeeren aus verantwortungsvoller Produktion zu kaufen. Je weniger Pestizide eingesetzt werden, desto geringer ist das Risiko der Grundwasser- und damit Umweltverschmutzung. Sie erkennen diese Produkte etwa anhand des Bio-Siegels.
  • Verzichten Sie auf Plastikverpackungen, die unnötig viel Müll produzieren.

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