Europa hat kaum noch intakte Natur und die wenigen Überbleibsel sind oft stark bedroht. Dabei ist dies die Grundlage für unser aller Leben: Sauberes Wasser und Luft, Lebensmittel und der Schutz vor Naturkatastrophen hängen stark davon ab, dass die biologische Vielfalt auf unserem Kontinent gestärkt wird. Die EU-Kommission hat mit dem EU-Renaturierungsgesetz (EU Nature Restoration Law) einen extrem wichtigen und grundsätzlich guten Vorschlag gemacht, wie wir Europas Natur wieder mehr Leben einhauchen können. Im EU-Parlament haben in den letzten Wochen und Monaten vor allem die konservativen und rechten Fraktionen gegen den Gesetzesentwurf gekämpft.

Am 12. Juli hat das Europäische Parlament trotz dieser beispiellosen und oft geradezu absurden Desinformationskampagne von konservativen und rechten Politiker:innen für das Gesetz zur Naturwiederherstellung und den EU Green Deal gestimmt.

Dieser Sieg hatte jedoch seinen Preis: Um einen Kompromiss zu erreichen, opferten die Abgeordneten des Europäischen Parlaments viele entscheidende Verpflichtungen und Ziele und endeten mit einer Position, die deutlich schwächer ist als der ursprüngliche Vorschlag der Kommission.

Insbesondere strich das Parlament den vorgeschlagenen Artikel über die Wiederherstellung landwirtschaftlicher Flächen, zu denen auch die Renaturierung von Torfgebieten gehört, und verzichtete somit auf einen wesentlichen Hebel zur Steigerung der Kohlenstoffbindung Europas und zur Bekämpfung der intensiven Landwirtschaft als Hauptursache für den Verlust der Biodiversität.

Darüber hinaus verabschiedete das Parlament eine Änderung, die die Umsetzung des Gesetzes solange aufschieben würde, bis eine Bewertung des Gesetzes über die Ernährungssicherheit Europas durchgeführt worden ist – eine Reaktion auf die Panikmache, die von EVP-Chef Manfred Weber sowie den rechtsextremen Gruppen durchgeführt wurde.

Mit diesem Stand geht das Gesetz als nächstes in den „Trilog“, also die Verhandlung zwischen EU-Parlament, EU-Kommission und EU-Rat. Hier kann und muss es wieder deutlich nachgebessert werden.

WWF-Kampagne zur Rettung Europas Natur

#RestoreNature © Hannes Kiehl / Getty Images
#RestoreNature © Hannes Kiehl / Getty Images

Dass wir diese Chance noch haben – und das Gesetz im Parlament nicht komplett abgelehnt wurde – ist dem Erfolg einer starken öffentlichen Mobilisierung zur Verteidigung des Gesetzes und zur Bekämpfung der Fake News zu verdanken. Dank Menschen wie Ihnen konnten wir deutlich mehr als 1,1 Millionen Unterschriften und Botschaften für die EU-Abgeordneten sammeln. Mehr als 6.000 Wissenschaftler:innen, mehr als 100 Unternehmen, ein breites Bündnis von Glaubensgemeinschaften und der Zivilgesellschaft aus zahlreichen Sektoren unterstützten das Gesetz.

Danke an alle, die mit uns dafür gekämpft haben! Wir fordern nun alle EU-Institutionen auf, die Trilog-Verhandlungen konstruktiv zu nutzen, um ein abschließendes Gesetz zu gewährleisten, das geeignet ist, die globale Klima- und Biodiversitätsnotlage zu bewältigen.

Warum das Nature Restoration Law der EU so wichtig ist

Wildbiene (Andrena chrysosceles) © Florian Lauer / WWF
Wildbiene (Andrena chrysosceles) © Florian Lauer / WWF

In Europa sind bereits 81 Prozent der geschützten natürlichen Lebensräume in einem schlechten Zustand. Dies bedeutet, dass die Natur entweder zerstört oder beeinträchtigt ist sowie ihre ökologische Funktionalität oftmals stark reduziert wurde. Der schlechte Zustand der Natur bedeutet einen dramatischen Verlust an Artenvielfalt. Pflanzen, Tiere und andere Organismen, die von diesen Lebensräumen abhängig sind, sind gefährdet oder verschwinden sogar.

Dies wirkt sich negativ auf den gesamten natürlichen Kreislauf aus, einschließlich der Nahrungsketten, der Bestäubung von Pflanzen durch Insekten, der Filterung von Wasser durch Feuchtgebiete und der Regulierung des Klimas durch Wälder. Dies hat Auswirkungen auf die Stabilität und Resilienz der Ökosysteme.

Die Erderhitzung hat hierbei gleich doppelte Bedeutung: Zerstörte Natur kann auch die Klimakrise verstärken. Intakte Ökosysteme spielen eine wichtige Rolle bei der Speicherung von Kohlenstoff und der Regulation des Klimas. Wenn diese Ökosysteme geschädigt sind, werden weniger Treibhausgase absorbiert und die Anfälligkeit für extreme Wetterereignisse wie Dürren, Überschwemmungen und Stürme nimmt zu.

Ein Gesetz, um die Natur zurückzuholen

Erlenbruchwald in der Uckermark © Thomas Neumann / WWF
Erlenbruchwald in der Uckermark © Thomas Neumann / WWF

Das Nature Restoration Law ist ein Gesetzesvorhaben der Europäischen Kommission, das darauf abzielt, geschädigte Ökosysteme wiederherzustellen und den Verlust der biologischen Vielfalt zu stoppen. Es ist ein zentraler Bestandteil des European Green Deal, einer Initiative der EU zur Förderung von Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Die Ziele des Gesetzes lassen sich zum Beispiel durch die Wiedervernässung von Mooren, die Renaturierung von Flussauen, den Umbau von Wäldern zu vielfältigeren Mischwäldern und andere Maßnahmen zur Verbesserung der Natur erreichen. Die EU-Mitgliedstaaten sollen verpflichtet werden, Maßnahmen zur Wiederherstellung der Natur umzusetzen.

Ein wirkungsvolles EU Nature Restoration Law hätte viele positive Effekte. Durch die Wiederherstellung der Natur werden neue Arbeitsplätze geschaffen, insbesondere in Regionen, in denen die Umwelt zerstört wurde. Naturrestaurierung kann beispielsweise zu einem Anstieg der Beschäftigungsmöglichkeiten im Tourismussektor führen. Die Schaffung von grünen Arbeitsplätzen und die Unterstützung von nachhaltigen Wirtschaftszweigen trägt zur langfristigen wirtschaftlichen Entwicklung bei.

Von einer gesunden Natur profitieren Menschen und Wirtschaft

Der Zugang zur Natur wirkt sich positiv auf die physische und psychische Gesundheit von uns Menschen aus. Eine gesunde Natur bieten Möglichkeiten für Bewegung, Erholung und Stressabbau. Die Verringerung von Luftverschmutzung und Lärmbelästigung in Städten durch die Schaffung von Stadtnatur trägt zur Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefindens der Bevölkerung bei.

Die Wiederherstellung natürlicher Ökosysteme, insbesondere von Wäldern, spielt eine wichtige Rolle im Kampf gegen die Klimakrise. Wälder sind Kohlenstoffsenken und können erhebliche Mengen an Treibhausgasen aus der Atmosphäre aufnehmen und speichern. Durch die Wiederherstellung von natürlichen Wäldern und die Förderung der Biodiversität wird die Kohlenstoffbindung erhöht und die Resilienz der Ökosysteme gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels gestärkt.

So können Sie helfen

Weitere Informationen

  • Bengal-Tiger in der indischen Steppe © naturepl.com / Andy Rouse / WWF Artensterben

    Bereits im letzten Artenschutzbericht des Weltbiodiversitätsrats (IPBES) der UN zeichnete sich Dramatisches ab: Rund eine Million Arten könnten innerhalb der nächsten Jahrzehnte verschwinden, wenn sich der Zustand unserer Ökosysteme weiterhin verschlechtert. Weiterlesen...

  • Amur-Tiger © Ola Jennersten / WWF Schweden Bedrohte Tierarten aktiv schützen

    Immer mehr Tierarten sind durch menschliches Handeln vom Aussterben bedroht. Der WWF arbeitet daher daran, bedrohte Arten zu schützen. Weiterlesen...

  • Naturreservat Kolumbien © Kevin Schäfer / WWF Biodiversität

    Die Natur „funktioniert“ nur dank der großen Biodiversität. Sie ist der Antriebsmotor, der alle wesentlichen Lebensvorgänge am Laufen hält. Weiterlesen...

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