Vom 21. Oktober bis 01. November 2024 findet in Cali (Kolumbien) die 16. Weltnaturkonferenz statt. Die diesjährige Vertragsstaatenkonferenz (COP16) steht unter dem Motto „Peace with Nature“. Im Rahmen der Konferenz werden die Regierungen unter anderem über den Fortschritt bei der Umsetzung des 2022 verabschiedeten Kunming-Montreal-Abkommens diskutieren.
COP16: Status Quo bei der Umsetzung des Kunming-Montreal-Abkommens im Fokus
Nach schwierigen Verhandlungen konnten sich im Dezember 2022 die Verhandlungsstaaten auf ein neues globales Abkommen für den Erhalt und die nachhaltige Nutzung der weltweiten Natur einigen. Bei der nun bevorstehenden 16. Weltnaturkonferenz nehmen die teilnehmenden Staaten die 23 vereinbarten Ziele genauer unter die Lupe und schauen auf den aktuellen Stand bei der Umsetzung entsprechender Maßnahmen. So sollten beispielsweise alle Staaten bis zur COP16 ihre nationalen Strategien und Aktionspläne vorlegen und mit der Umsetzung beginnen. Von den 196 Mitgliedsstaaten haben bisher lediglich 15 ihre nationalen Pläne veröffentlicht. Deutschland gehört nicht zu diesen 15 Staaten, denn auch die Nationale Biodiversitätsstrategie der deutschen Bundesregierung befindet sich noch in Arbeit.
Wie auch der kürzlich veröffentlichte WWF Living Planet Report zeigt, schreitet der Verlust der biologischen Vielfalt unaufhaltsam voran. Dass bisher lediglich 15 von 196 Vertragsstaaten ihre Pläne vorgelegt haben, wie sie diesen Verlust aufhalten und umkehren möchten, ist zutiefst besorgniserregend. Der WWF erwartet von den Staaten, dass sie die COP16 nutzen, um politisches Rückgrat zu zeigen, Strategien und Maßnahmen endlich umsetzen und unser aller Lebensgrundlagen auf diesem Planeten zu bewahren! Um dies zu unterstreichen, hat der WWF für die COP16 fünf Prioritäten formuliert.
Die fünf Prioritäten des WWF für COP16:
- COP16 muss alle Vertragsstaaten dazu bewegen, ihre nationalen Strategien und Aktionspläne für die Umsetzung des Kunming-Montreal-Abkommens fertigzustellen, zu
veröffentlichen und umzusetzen. Die Staaten müssen sich außerdem zwingend auf einen starken Monitoring-Rahmen und Überprüfungsmechanismus einigen. - Für die Umsetzung des Kunming-Montreal-Abkommens muss eine finanzielle Unterstützung gewährleistet sein. COP16 muss das Vertrauen in die Verlässlichkeit dieser finanziellen Unterstützung stärken. Darüber hinaus müssen alle Finanzströme an die Ziele des Abkommens angeglichen werden. Das Prinzip muss „Financing Green & Greening Finance“ sein.
- Der gesamtgesellschaftliche Ansatz muss im Zentrum aller Entscheidungen von COP16 stehen. Alles muss im Einklang mit Menschenrechten und unter Einbeziehung aller gesellschaftlichen Stakeholder, insbesondere indigener Bevölkerungen und lokaler Gemeinschaften, geschehen.
- COP16 muss dafür sorgen, dass Biodiversität und Klimaschutz enger verzahnt werden und dies auch bei der nächsten UN-Klimakonferenz, die im November 2024 in Aserbaidschan stattfinden wird, eine größere Rolle spielt.
- COP16 muss die Verhandlungen zu einem multilateralen Mechanismus zum fairen und gerechten Vorteilsausgleich in der Nutzung genetischer Ressourcen aus der Natur („DSI“) abschließen.
„Der fortschreitende Verlust der biologischen Vielfalt hat seit der Verabschiedung des Weltnaturabkommens nicht abgenommen. Fünf Jahre bleiben, um die ambitionierten globalen Ziele umzusetzen und den Biodiversitätsverlust umzukehren. Es ist keine Zeit mehr für leere Worte auf großer Bühne. Wenn wir auch in Zukunft gut und sicher auf diesem Planeten leben wollen, müssen wir seine Grenzen respektieren.“
Kathrin Samson, Vorständin Naturschutz beim WWF Deutschland
Das Kunming-Montreal-Abkommen: Ein Erfolg für die Natur, wenn auch mit Lücken!
30 Prozent der weltweiten Land-, Süßwasser- und Meeresökosysteme sollen bis 2030 unter Schutz gestellt werden – das war eine Forderung des WWF und wurde 2022 im Kunming-Montreal-Abkommen festgehalten, was ein großer Erfolg für die biologische Vielfalt unseres Planeten darstellt. Besonders erfreulich ist die deutliche Einbeziehung der Rechte indigener Bevölkerungen und lokaler Gemeinschaften. Indigene spielen beim Schutz der Natur eine entscheidene Rolle. Ein Drittel der artenreichsten Gebiete der Erde befindet sich in ihren Gebieten.
Im Rahmen des Finanzsektors hat sich der WWF dafür stark gemacht, dass private und öffentliche Investitionen die Natur erhalten und nicht zerstören. Umso positiver ist es zu bewerten, dass das Abkommen an der Abschaffung schädlicher staatlicher Anreize und Subventionen festhält und Investitionen von Unternehmen sowie Finanzinstitutionen in Zukunft nur noch naturfreundlich geschehen dürfen.
Auch das Problem der Umweltverschmutzung soll zum Beispiel durch eine Halbierung des Einsatzes von Pestiziden noch energischer angegangen werden. Insbesondere Umweltministerin Steffi Lemke von den Grünen hatte sich für dieses Ziel eingesetzt.
Die fünf Treiber des Artensterbens
- Landnutzungswandel: Durch immer weiter wachsende Nutzung natürlicher Lebensräume, insbesondere durch großflächige Futtermittelproduktion, Viehzucht und Monokulturen in der Landwirtschaft, werden immer mehr Ökosysteme zerstört – oft in den artenreichsten Gebieten der Erde, wie dem Amazonasregenwald. Tier- und Pflanzenarten verlieren dadurch die Grundlage ihres Fortbestehens. In der Folge kommt es zu Mensch-Tier-Konflikten, die weltweit zunehmen – mit verheerenden Folgen für beide Seiten.
- Übernutzung natürlicher Ressourcen: Wir entnehmen der Erde Jahr für Jahr mehr, als sie an Ressourcen und Ökosystemleistungen wiederherstellen kann. Durch beispielsweise intensive Landwirtschaft, Überfischung der Meere, Entwaldung und umweltschädliche Subventionen werden Ökosysteme und Lebensräume von Tier- und Pflanzenarten zerstört. Unser Wirtschaftssystem kalkuliert die Natur nicht mit ein, ihre Ressourcen werden als unendlich betrachtet und die Kosten ihrer Zerstörung meist ignoriert.
- Umweltverschmutzung: Luft-, Wasser- und Bodenverschmutzung nehmen zu. Treibhausgasemissionen, industrielle Abfallprodukte wie im Bergbau oder in der Landwirtschaft sowie Giftmüll und immer wieder auftretende Ölkatastrophen haben schwerwiegende Auswirkungen auf Land-, Süßwasser und Meeresökosysteme, auf die Wasserqualität und die Atmosphäre. Plastikmüll in den Meeren belastet nicht nur die Artenvielfalt stark, sondern erreicht über die Nahrungskette auch uns Menschen.
- Klimakrise: Die Erderhitzung hat weltweit dramatische Folgen für die biologische Vielfalt. Häufiger und extremer auftretende Naturkatastrophen wie Waldbrände, die Erwärmung der Meere und das Schmelzen der Eiskappen haben dramatische Auswirkungen auf Tier- und Pflanzenarten und deren Lebensräume. Die fortschreitende Zerstörung natürlicher CO2 Speicher wie Wälder und Moore befeuern wiederum die Erderhitzung. Klima- und Artenkrise können deshalb nur gemeinsam bewältigt werden.
- Invasive Arten: Immer mehr Tiere und Pflanzen werden durch den Menschen aus ihrem Verbreitungsgebiet verschleppt – ob bewusst oder unbewusst. Stellenweise kann dadurch die Artenvielfalt zunehmen. Oft haben gebietsfremde Tierarten (Neozoen) und Pflanzenarten (Neophyten) aber negative Auswirkungen.
Fragen und Antworten zur CBD & COP
Was ist das UN-Übereinkommen zur biologischen Vielfalt?
Mit der Convention on Biological Diversity – CBD steht ein völkerrechtlich verbindliches Übereinkommen zur Verfügung, das von 196 Mitgliedsstaaten unterzeichnet wurde und drei Hauptziele verfolgt:
- Den Erhalt der Vielfalt von Tier- und Pflanzenarten, Lebensräumen und aller Gene.
- Die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen. Darunter versteht man, Wälder, Flüsse, Meere, wildlebende Tiere und Pflanzen so zu nutzen, dass sie in ihrer Nutzungsfähigkeit nicht abnehmen und somit auch zukünftigen Generationen erhalten bleiben.
- Die gerechte Aufteilung der sich aus der Nutzung genetischer Ressourcen ergebenden Gewinne und Vorteile, z.B. bei der Gewinnung und Vermarktung von Naturmedizin aus wildlebenden Arzneipflanzen.
Die Konvention regelt somit die umfassende Berücksichtigung der biologischen Vielfalt in allen Lebens-, Wirtschafts- und Nutzungsbereichen des Menschen im Sinne der Nachhaltigkeit.
Was ist die COP?
COP steht für Conference of the Parties, das sind regelmäßige Konferenzen, bei denen sich die 196 Mitgliedsstaaten (bei der CBD alle 2 Jahre) treffen und das weitere Vorgehen, Strategien oder neue Abkommen innerhalb bzw. „unter“ der CBD verhandeln.
So können Sie den WWF beim Erhalt der biologischen Vielfalt unterstützen:
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