Im Aktionsbündnis „Lebendige Oder“ setzt sich der WWF für den Erhalt dieser einzigartigen Flusslandschaft ein. Die Oder ist eine der letzten naturnahen Flusslandschaften Mitteleuropas. Das deutsche Verkehrsministerium strebt nun einen Ausbau der Oder entlang der deutsch-polnischen Grenze an.

Oderstör © Bram Houben
Oderstör © Bram Houben

Im Jahr 2015 unterzeichnete der deutsche Verkehrsminister ein umstrittenes deutsch-polnisches Wasserstraßenabkommen. Die Regierungen von Polen und Tschechien planen nun zudem, mit Schleusen- und Kanalprojekten eine neue Wasserstraße mitten durch Europa zu bauen: Die Wasserstraße „E30“ soll von Swinemünde (Świnoujście) an der Ostsee über den geplanten Donau-Oder-Elbe-Kanal bis nach Přerov in Tschechien verlaufen.

Die düstere Aussicht: Die Oder soll damit Teil eines Kanalsystems werden, das Ostsee, Nordsee und Schwarzes Meer verbinden soll.

Der Ausbau der Oder würde zerstören, wofür der Fluss berühmt ist, nämlich seine naturnahen Auen im verzweigten Unterlauf des Flusses. Der Ausbau würde auch Deutschlands einzigen Auen-Nationalpark gefährden, den Nationalpark Unteres Odertal. Auf einer Strecke von rund 500 Kilometern fließt die Oder noch frei und ungestaut bis zu ihrer Mündung in die Ostsee. Schon das macht die Oder besonders.

Wanderfische wie der Ostseeschnäpel können hier ungehindert aus dem Meer in ihre Laichgebiete aufsteigen. In einem der spannendsten Wiederansiedlungsprojekte Deutschlands werden seit einigen Jahren sogar Baltische Störe in der Oder ausgewildert, die im Ostseeraum ausgestorben waren. Diese urzeitlichen Fische erreichen eine Länge von bis zu vier Metern.

Der WWF engagiert sich seit den 1990er Jahren für den Naturschutz und den ökologischen Hochwasserschutz an der Oder. Ein Meilenstein war dabei die Erstellung des Oder-Auen-Atlas aus dem Jahr 2000, der bis heute wichtige Planungsgrundlagen für die polnische und die deutsche Seite liefert. Der WWF war auch maßgeblich an der ersten Deichrückverlegung in Polen beteiligt, die bei Domaszkow und Tarchalice an der Oder realisiert wurde. Hier war bei der Oderflut 1997 ein Deich gebrochen. Die Deichrückverlegung verbindet die Renaturierung rund 600 Hektar ökologisch wertvoller Flussauen mit einer deutlichen Verbesserung des Hochwasserschutzes.

Gemeinsam mit den Partnern im Aktionsbündnis „Lebendige Oder“ tritt der WWF für den Schutz der einzigartigen Flusslandschaft und des frei fließenden Charakters der Oder ein. Angesichts der marginalen Gütermenge, die auf der Oder transportiert wird, ist ein überwiegendes öffentliches Interesse für den Ausbau der Oder nicht zu erkennen. Das seit Jahren vorgebrachte Argument, dass der Fluss für den Einsatz von Eisbrechern auf eine 1,80 Meter Tiefe ausgebaut werden müsse, hält das Aktionsbündnis für einen Vorwand.

Der WWF ist im deutschen „Aktionsbündnis lebendige Oder“ und im internationalen Verbändebündnis „Zeit für die Oder“ aktiv. Mehr dazu finden Sie unter: https://saveoder.org/

Warum auch die Forscher des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) davor warnen, dass die Ausbaupläne an der Oder seltene Lebensräume und Arten, den Wasserhaushalt und die Landwirtschaft gefährden, erklären sie hier: https://www.igb-berlin.de/news/forscher-warnen-vor-ausbauplaenen-der-oder

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