Das Klimaabkommen von Paris galt 2015 als Durchbruch in den langjährigen Klimaverhandlungen – zu Recht. Doch inzwischen sind fünf Jahre vergangen; und es ist der internationalen Staatengemeinschaft nicht gelungen, die globalen Emissionen effektiv zu senken. Wir befinden uns weiterhin auf einem Weg in eine Welt mit etwa 3 Grad Celsius durchschnittlicher Temperatursteigerung, wenn nicht noch mehr. In Paris beschlossen wurde allerdings eine Begrenzung der Erderhitzung auf „deutlich unter 2 Grad Celsius“, möglichst sogar 1,5 Grad. Was ist passiert?

Klimamaßnahmen der Länder müssen angezogen werden

Reichtagskuppel © iStock / Getty Images
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Schon bei der Verabschiedung des Pariser Abkommens war bekannt, dass die Klimabeiträge der Staaten, die bis dahin vorlagen, nicht ausreichen würden, um die Ziele einzuhalten. Deshalb wurde vereinbart, dass die nationalen Klimabeiträge (nationally determined contributions, NDCs) alle fünf Jahre verschärft werden.

2018 wurde der Sonderbericht des Klimarates IPCC vorgelegt, welcher erläutert welche Auswirkungen eine Erderhitzung von zwei Grad Celsius gegenüber 1,5 Grad hat.  

Doch die Länder haben nicht schnell genug umgesteuert und ihre Klimamaßnahmen nicht entsprechend angezogen. Die Jahre 2015 bis 2019 waren die fünf wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre steigt weiter an. Mit den bisherigen Zusagen befinden wir uns weiterhin auf dem Weg in eine ca. drei Grad Celsius heißere Welt.

Je länger wir warten, Klimamaßnahmen umzusetzen, umso schärfer müssen diese ausfallen, um noch einen Unterschied machen zu können. Und umso größer fallen die Schäden und Verluste aus, die die voranschreitende Erderhitzung inzwischen verursacht.

Die Politik ist gefragt

Der kürzlich veröffentlichte  „Production Gap Report“ des Umweltprogramms der Vereinten Nationen UNEP zeigt, dass die Länder weltweit weiterhin planen, 120 Prozent der Menge an fossilen Energieträgern zu fördern, als es mit einem 1,5 Grad-Pfad vereinbar wäre.

Gleichzeitig erleben wir eine Revolution der erneuerbaren Energien, sie sind mittlerweile die günstigsten Energiequellen und es stehen in den meisten Sektoren zunehmend klimafreundliche Alternativen zur Verfügung. Es mangelt also vor allem an politischem Willen und Umsetzungskraft.

Die aktuellen Ankündigungen vieler Länder zu neuen Langfristzielen sind begrüßenswert. Sie dürfen uns aber nicht davon abhalten, jetzt schnell die Umsetzung voranzutreiben und mittel- und kurzfristig die Weichen auf mehr Klimaschutz zu stellen.

Je länger wir warten, Klimamaßnahmen umzusetzen, umso schärfer müssen diese ausfallen, um noch einen Unterschied machen zu können.

WWF

Beschluss neuer Klimaziele (NDCs)

Klima-Wunschzettel-Aktion vor dem Kanzleramt © Jörg Farys / WWF
Klima-Wunschzettel-Aktion vor dem Kanzleramt © Jörg Farys / WWF

2020 sollte das Jahr sein, in dem das erste Mal die überarbeiteten NDCs eingereicht werden. Der WWF hat eine eigene Checkliste zur Bewertung der neuen NDCs entwickelt. Doch bisher sind die Zusagen begrenzt und in den meisten Fällen bei Weitem nicht ambitioniert genug. Die kürzlich gemachten Zusagen zu neuen langfristigen „Netto-Null“-Zielen bringen uns theoretisch auf einen Pfad hin zu 2,1 Grad Celsius Erderhitzung. Nun gilt es, diese langfristigen Zusagen mit mittel- und kurzfristigen Zielen zu untermauern und sofort die nötigen Maßnahmenpakete auf den Weg zu bringen.

Die EU hat ihr neues Klimaziel (NDC) am 11. Dezember 2020 beschlossen, das EU-Ziel von minus 55 Prozent bis 2030 gegenüber 1990 entspricht nicht dem für einen 1,5 Grad Celsius-Pfad notwendigen Ambitionsniveau. Hierfür wäre eine Minderung von mindestens 65 Prozent gegenüber 1990 notwendig. 

Zusätzlich zur Lücke beim Ambitionsniveau der Ziele gibt es eine wachsende Umsetzungslücke, was die Ziele von Paris konkret in den nächsten fünf Jahren heißen. Deutschland muss sich hier auf EU-Ebene für den richtigen Rahmen stark machen und ebenso auch zu Hause seine Hausaufgaben machen.

EU und nationale Forderungen …

Was heißt das für Deutschland? In Deutschland haben wir nahezu zehn Jahre beim Klimaschutz verloren und wichtige Weichen nicht gestellt. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien stockt und muss dringend entfesselt werden, zudem muss der Kohleausstieg schneller gehen als im Kohleausstiegssetz festgehalten. Die Industrie muss sich auf erneuerbaren Strom und klimaneutrale Prozesse umstellen. In den Bereichen Wohnen und Mobilität sind in den vergangenen 30 Jahren kaum Emissionen gemindert worden, der Verkehrssektor ist auf demselben Niveau wie 1990. Hier muss dringend gehandelt werden.

Das Klimaschutzgesetz in Deutschland verpflichtet alle Ministerien, Maßnahmenpläne vorzulegen, wenn sie ihre Klimaziele nicht erreichen. Wir brauchen hier Fortschritte, um mehr Elektroautos auf die Straßen zu bekommen, es muss deutlich mehr öffentlicher, Fuß- und Radverkehr gefördert werden. Aus den Häusern müssen die fossilen Heizungen mit Öl und Gas verschwinden und Förderprogramme für erneuerbare Wärme sorgen.

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