So hat die grüne Lunge unserer Erde am Amazonas neben seiner überwältigenden Artenvielfalt auch einen kulturellen Reichtum von unschätzbarem Wert, der jedoch weit weniger bekannt ist. Dort leben über 400 indigene Völker, die über 300 verschiedene Sprachen sprechen und deren vielfältige Kultur auf dem Lebensraum Regenwald basiert. Nur gemeinsam mit diesen Menschen können ambitionierte Waldschutzprojekte vorankommen. Das gilt weltweit, ob am Amazonas, in Afrika, Asien oder Europa.
Tiefes Verständnis für das lokale Ökosystem
„Im Zuge unseres langjährigen Engagements in verschiedenen Erdteilen haben wir immer wieder erfahren, wie wichtig es ist, bei Waldschutzprojekten auch die lokalen Gegebenheiten zu betrachten“, sagt Konstantin Ochs, Projektmanager Südamerika des WWF Deutschland. Er setzt sich für die Rechte traditioneller und indigener Völker ein. „Viele der wichtigsten ökologischen Habitate liegen in den weltweit ärmsten, von menschenrechtlichen Fragen besonders betroffenen Regionen.“ Da nachhaltige Lösungen vor Ort nur mit lokalem Wissen und Engagement herbeigeführt werden können, arbeitet der WWF stets mit lokalen Partnern zusammen. Rechtsstaatlichkeit ist in fast all seinen Schwerpunktregionen herausfordernd. Dies gilt neben dem Amazonas auch für das Kongobecken, das südliche und östliche Afrika, aber auch für die Mekong-Region, Borneo und Sumatra sowie den Fernen Osten Asiens.
„Die örtliche Bevölkerung spielt eine entscheidende Rolle beim Schutz der Wälder“, betont Ochs. Sie habe oft ein tiefes Verständnis für das lokale Ökosystem, einschließlich der darin lebenden Pflanzen- und Tierarten, sowie für die ökologischen, kulturellen und wirtschaftlichen Werte der Wälder. „Indem wir Menschen vor Ort in den Waldschutz einbeziehen, werden sie zu Verwaltern ihrer eigenen natürlichen Ressourcen.“ Genau dies kann dazu beitragen, die Wälder nachhaltig zu sichern. Oft sind die lokalen Gemeinschaften für ihren Lebensunterhalt auf die Ressourcen ihrer Umwelt angewiesen: indem sie etwa Nichtholzprodukte aus dem Wald sammeln, indem sie jagen und fischen sowie durch traditionelle landwirtschaftliche Praktiken. „Diese Gemeinschaften haben ein Interesse daran, Ihre Lebensgrundlage so zu bewirtschaften, dass sie erhalten bleibt“, so Ochs. „Sie leben am nächsten an diesen Ökosystemen und sind auf sie angewiesen.“
So überwachen und melden lokale Gemeinschaften illegale Aktivitäten im Wald, warnen etwa frühzeitig vor Gefahren wie illegalem Holzeinschlag, Jagd oder Landnutzungsänderungen. „Die Einbindung lokaler Gemeinschaften in den Waldschutz trägt nicht zuletzt zu mehr Gleichheit und sozialer Gerechtigkeit bei“, sagt Ochs. „Sie erhalten mehr Mitspracherecht bei Entscheidungen, die ihr Leben und ihre Lebensgrundlage betreffen.“