In Afrika stirbt rechnerisch jede Sekunde mindestens ein Baum. Der Regenwald droht zu verschwinden. Gleichzeitig gibt es Tropenhölzer, die „fairtrade“ und zertifiziert sind. Wie passt das zusammen? Sind afrikanische Holzprodukte jetzt gut oder schlecht?

Es ist unstrittig: Holz ist und bleibt wichtig. Als Energiequelle und Baumaterial. Zur Papierherstellung und als chemischer Grundstoff. Holzwaren sind Teil unseres Alltags. In der Küche taucht Tropenholz zum Beispiel in Form von Schneidebrettern oder Messergriffen auf. Auch Böden oder Bänke, Gartenmöbel, Regale, Tische, Vogelhäuser und Besenstiele oder Dekorationsartikel werden aus Tropenholz gefertigt. Grillkohle ebenso.

Wir brauchen Holz. Aber wir brauchen Holz auch in seiner Grundform. Als Baum. Denn nur Bäume ermöglichen eine kohlenstoffarme Zukunft und sind Lebensraum für Tiere und Pflanzen sowie Menschen. Damit steht diese Ressource im Mittelpunkt, der zugleich ein „Brennpunkt“ ist.

Denn beim Kauf von Holzwaren kann man gefährdete oder aus Raubbau stammende Tropenhölzer erwischen, ohne es zu wissen. So tauchen im Einzelhandel immer wieder Produkte auf, die nicht oder falsch gekennzeichnet sind. Darunter auch Produkte aus den afrikanischen Urwaldriesen Sipo, Palisander und Sapelli. Wie kann das vermieden werden und eine nachhaltige Bewirtschaftung gelingen? Geht das überhaupt?

Nachhaltige Waldwirtschaft im Kongobecken: Eine Veranstaltung für Lösungen

Die tropischen Regenwälder des Kongobeckens sind die zweitgrößten „Lungen“ der Welt und erstrecken sich über etwa 200 Millionen Hektar. Sie beherbergen rund ein Fünftel der globalen Biodiversität und speichern etwa 60 Milliarden Tonnen CO2. Diese Wälder spielen eine entscheidende Rolle bei der Regulierung des lokalen und globalen Klimas.

Um zu erkunden, wie nachhaltige Waldwirtschaft, Akteur:innen der Lieferkette sowie private und öffentliche Akteur:innen die Erhaltung dieser Ökosysteme unterstützen können, veranstalten FSC Deutschland, WWF Deutschland, ATIBT und die Universität Utrecht ein besonderes Tropisches Waldforum mit Schwerpunkt Kongobecken.

Das Forum lädt Führungskräfte aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, Journalismus, regionalen und internationalen NGOs sowie dem öffentlichen Sektor ein, die sich für die Förderung einer gesunden und widerstandsfähigen Waldwirtschaft interessieren. 

Was: TROPICAL FORESTRY FORUM ON CONGO BASIN (Veranstaltung in englischer Sprache)

Wann: 22. Mai 2025, 9.30 bis 16.30 Uhr

Wie: Hier können Sie sich registrieren

Wo: Im Kölner Zoo, Riehler Straße 173, 50735 Köln

Afrika: Hotspot der Holzvernichtung

Waldzerstörung durch chinesische Holzfirma in Souanke, Kongo. © Jaap van der Waarde / WWF-Netherlands
Die Entwaldung in Afrika hat bereits enorme Schäden verursacht. Beim Holzeinschlag und dem Bau von Zufahrtsstraßen wird oft keine Rücksicht auf die Umwelt genommen. © Jaap van der Waarde / WWF-Netherlands

Um diese Frage zu beantworten, begeben wir uns auf Spurensuche in die Wälder Afrikas. Denn nirgendwo stirbt gerade mehr Wald als auf dem afrikanischen Kontinent. Die meiste Abholzung findet in den Tropen und Subtropen statt, und davon wiederum der derzeit größte Anteil in Afrika.

Dabei machen die Wälder Afrikas gerade einmal 16 Prozent des globalen Waldbestandes aus. Das entspricht rund 674 Millionen Hektar. Noch! Denn Afrika ist die Region mit dem größten Anteil an Waldverlust. Allein in den letzten zehn Jahren sind laut UN-Bericht jährlich 3,9 Millionen Hektar Wald vernichtet worden.

Fakten

  • Das Land mit der größten Fläche an afrikanischem Regenwald ist der Kongo.
  • Das Land mit der größten Vielfalt der Bäume ist Brasilien.

Dabei wird das Holz nicht nur zum Export benötigt, sondern es hat vielfältige lebenswichtige Funktionen für die einheimische Bevölkerung. Auch wenn Holz „nur“ zehn Prozent der globalen Primärenergie ausmacht, ist es in Entwicklungsländern oft die wichtigste Energiequelle. Angesichts des Bevölkerungswachstums in den Entwicklungsländern wird der Holzenergieverbrauch weiter rasant zunehmen. Holzkohle wird die Hauptenergiequelle der städtischen Bevölkerung bleiben.

Tropenholz: gut oder schlecht?

Mahagoni-Baum, eines der wertvollsten Tropenhölzer der Welt. © Martin Harvey / WWF
Mahagoni gehört zu den begehrtesten Tropenhölzern und darf nur unter strengen Auflagen gehandelt werden. © Martin Harvey / WWF

Unter Tropenholz versteht man Hölzer, die aus den tropischen und subtropischen Wäldern stammen. Zu den wirtschaftlich bedeutendsten Tropenhölzern zählen Mahagoni, Padouk und Teak.

Das Problem: Ein großer Teil der Abholzung findet illegal statt. Der wirtschaftliche Schaden geht in die Milliarden. Längst gehört der illegale Holzeinschlag und -handel zu den global organisierten Verbrechen. Bis zu 75 Milliarden Euro, schätzt die Weltbank, nimmt die Holzmafia weltweit ein – pro Jahr.

Um ein Vielfaches höher jedoch sind die ökologischen und sozialen Schäden. So verstärkt die unkontrollierte Abholzung beispielsweise die Ausbreitung der Sahara. Seit Jahren kämpft dagegen eine unter anderen von der UN, der EU und der Weltbank unterstützte Initiative mit dem Namen „Great Green Wall“.

Auch der WWF engagiert sich in vielen bedrohten afrikanischen Ökosystemen. Die Herausforderung dabei ist, dass ein Fällen der Bäume nicht einfach unterbunden werden kann. Denn die Holzgewinnung ist unter anderem für die Einheimischen lebenswichtig. Damit kommt es auf die Art und Weise an, wie dieser Eingriff in das Ökosystem Regenwald erfolgt.

„Öko“-Siegel für Tropenholz?

FSC Holzfäller in Kamerun. © Brent Stirton / Getty Images / WWF-UK
Ein Holzfäller beim Schneiden eines gefällten Iroko-Baums in der Pallisco-Abholzungskonzession, Kamerun. Pallisco ist FSC-zertifiziert. © Brent Stirton / Getty Images / WWF-UK

Gibt es nachhaltiges Tropenholz? Die Antwort ist umstritten. Denn jede Art von Eingriff in ein Ökosystem ist per se eben ein Eingriff. Damit dieser jedoch so nachhaltig, ökologisch und sozialverträglich wie möglich abläuft, gibt es Gütesiegel.

Eines der bekanntesten ist das FSC-Siegel, unter dem weltweit, und gerade für die Tropen, Standards für eine nachhaltigere Waldwirtschaft entwickelt wurden. Das FSC-Siegel garantiert die Bewahrung des ökologischen Gleichgewichts, den Schutz der Flora und Fauna sowie der Böden. So erfolgt eine Entnahme des Baumbestandes nur selektiv und unter Rücksichtnahme auf die Bevölkerung. Gleichzeitig werden vor Ort sichere Arbeitsbedingungen für Waldarbeiter:innen eingehalten.

„Trotzdem ist es natürlich ein Kompromiss zwischen Natur und Mensch“, erklärt Johannes Kirchgatter, Afrika-Referent beim WWF. „Denn die waldreichen Entwicklungsländer sind dringend auf Arbeitsplätze, Steuereinnahmen und Wirtschaftswachstum angewiesen.“ Zertifizierte Waldwirtschaft kann dies nachhaltig und dauerhaft ermöglichen. Das beugt auch einer Plünderung der Wälder und Umwandlung in landwirtschaftliche Flächen für Palmöl- oder Zuckerrohrplantagen vor.

„Die Nutzung von Tropenholz ist ein Kompromiss zwischen Natur und Mensch. Denn die waldreichen Entwicklungsländer sind dringend auf Arbeitsplätze, Steuereinnahmen und Wirtschaftswachstum angewiesen.“

Johannes Kirchgatter, Afrika-Referent WWF Deutschland

Viele Gütesiegel sind umstritten. So gibt es über 100 verschiedene „Holz- und Waldsiegel“. Selbst Fachleute verlieren da schnell den Überblick. Einige sind erfundene Plaketten, andere Etikettenschwindel. Besonders bei Produkten aus Tropenhölzern werden Siegel häufig gefälscht. Denn Händler benötigen eine Genehmigung für den Handel mit gefährdeten Holzarten wie Mahagoni und Palisander. Diese sind im Washingtoner Artenschutzübereinkommen aufgelistet.

Aber auch die international gültigen Zertifikate werden in Fachkreisen kritisch gesehen. So finden Gegner, dass die Kriterien zu weich und für die Industrie wohlwollend formuliert seien. Ebenso würden Gütesiegel eine Abholzung in Tropenregionen legitimieren.