In Afrika stirbt rechnerisch jede Sekunde mindestens ein Baum. Der Regenwald droht zu verschwinden. Gleichzeitig gibt es Tropenhölzer, die „fairtrade“ und zertifiziert sind. Wie passt das zusammen? Sind afrikanische Holzprodukte jetzt gut oder schlecht?

Es ist unstrittig: Holz ist und bleibt wichtig. Als Energiequelle und Baumaterial. Zur Papierherstellung und als chemischer Grundstoff. Holzwaren sind Teil unseres Alltags. In der Küche taucht Tropenholz zum Beispiel in Form von Schneidebrettern oder Messergriffen auf. Auch Böden oder Bänke, Gartenmöbel, Regale, Tische, Vogelhäuser und Besenstiele oder Dekorationsartikel werden aus Tropenholz gefertigt. Grillkohle ebenso. Wir brauchen Holz. Aber wir brauchen Holz auch in seiner Grundform. Als Baum. Denn nur Bäume ermöglichen eine kohlenstoffarme Zukunft und sind Lebensraum für Tiere und Pflanzen sowie Menschen. Damit steht diese Ressource im Mittelpunkt, der zugleich ein “Brennpunkt” ist. Denn beim Kauf von Holzwaren kann man gefährdete oder aus Raubbau stammende Tropenhölzer erwischen, ohne es zu wissen. So tauchen im Einzelhandel immer wieder Produkte auf, die nicht oder falsch gekennzeichnet sind. Darunter auch Produkte aus den afrikanischen Urwaldriesen Sipo, Palisander und Sapelli. Wie kann das vermieden werden und eine nachhaltige Bewirtschaftung gelingen? Geht das überhaupt?

Afrika: Hotspot der Holzvernichtung

Waldzerstörung durch chinesische Holzfirma in Souanke, Kongo. © Jaap van der Waarde / WWF-Netherlands
Die Entwaldung in Afrika hat bereits enorme Schäden verursacht. Beim Holzeinschlag und dem Bau von Zufahrtsstraßen wird oft keine Rücksicht auf die Umwelt genommen. © Jaap van der Waarde / WWF-Netherlands

Um diese Frage zu beantworten, begeben wir uns auf Spurensuche in die Wälder Afrikas. Denn nirgendwo stirbt gerade mehr Wald als auf dem afrikanischen Kontinent. Die meiste Abholzung findet in den Tropen und Subtropen statt, und davon wiederum der derzeit größte Anteil in Afrika. Dabei machen die Wälder Afrikas gerade einmal 16 Prozent des globalen Waldbestandes aus. Das entspricht rund 674 Millionen Hektar. Noch! Denn Afrika ist die Region mit dem größten Anteil an Waldverlust. Allein in den letzten zehn Jahren sind laut UN-Bericht jährlich 3,9 Millionen Hektar Wald vernichtet wurden.
 

Fakten:

  • Das Land mit der größten Fläche an afrikanischem Regenwald ist der Kongo.
  • Das Land mit der größten Vielfalt der Bäume ist Brasilien. 

Dabei wird das Holz nicht nur zum Export benötigt, sondern es hat vielfältige lebenswichtige Funktionen für die einheimische Bevölkerung. Auch wenn Holz „nur“ zehn Prozent der globalen Primärenergie ausmacht, ist es in Entwicklungsländern oft die wichtigste Energiequelle. Angesichts des Bevölkerungswachstums in den Entwicklungsländern wird der Holzenergieverbrauch weiter rasant zunehmen. Holzkohle wird die Hauptenergiequelle der städtischen Bevölkerung bleiben.

Tropenholz: gut oder schlecht?

Mahagoni-Baum, eines der wertvollsten Tropenhölzer der Welt. © Martin Harvey / WWF
Mahagoni gehört zu den begehrtesten Tropenhölzern und darf nur unter strengen Auflagen gehandelt werden. © Martin Harvey / WWF

Unter Tropenholz versteht man Hölzer, die aus den tropischen und subtropischen Wäldern stammen. Zu den wirtschaftlich bedeutendsten Tropenhölzern zählen Mahagoni, Padouk und Teak. Das Problem: Ein großer Teil der Abholzung findet illegal statt. Der wirtschaftliche Schaden geht in die Milliarden. Längst gehört der illegale Holzeinschlag und -handel zu den global organisierten Verbrechen. Bis zu 75 Milliarden Euro, schätzt die Weltbank, nimmt die Holzmafia weltweit ein – pro Jahr. Um ein Vielfaches höher jedoch sind die ökologischen und sozialen Schäden. So verstärkt die unkontrollierte Abholzung beispielsweise die Ausbreitung der Sahara. Seit Jahren kämpft dagegen eine unter anderen von der UN, der EU und der Weltbank unterstützte Initiative mit dem Namen „Great Green Wall“. Auch der WWF engagiert sich in vielen bedrohten afrikanischen Ökosystemen. Die Herausforderung dabei ist, dass ein Fällen der Bäume nicht einfach unterbunden werden kann. Denn die Holzgewinnung ist unter anderem für die Einheimischen lebenswichtig. Damit kommt es auf die Art und Weise an, wie dieser Eingriff in das Ökosystem Regenwald erfolgt. 

“Öko”-Siegel für Tropenholz?

FSC Holzfäller in Kamerun. © Brent Stirton / Getty Images / WWF-UK
Ein Holzfäller beim Schneiden eines gefällten Iroko-Baums in der Pallisco-Abholzungskonzession, Kamerun. Pallisco ist FSC-zertifiziert. © Brent Stirton / Getty Images / WWF-UK

Gibt es nachhaltiges Tropenholz? Die Antwort ist umstritten. Denn jede Art von Eingriff in ein Ökosystem ist per sé eben ein Eingriff. Damit dieser jedoch so nachhaltig, ökologisch und sozialverträglich wie möglich abläuft, gibt es Gütesiegel. Eines der bekanntesten ist das FSC-Siegel, unter dem weltweit, und gerade für die Tropen, Standards für eine nachhaltigere Waldwirtschaft entwickelt wurden. Das FSC-Siegel garantiert die Bewahrung des ökologischen Gleichgewichts, den Schutz der Flora und Fauna sowie der Böden. So erfolgt eine Entnahme des Baumbestandes nur selektiv und unter Rücksichtnahme auf die Bevölkerung. Gleichzeitig werden vor Ort sichere Arbeitsbedingungen für Waldarbeiter eingehalten. “Trotzdem ist es natürlich ein Kompromiss zwischen Natur und Mensch”, erklärt Johannes Kirchgatter, Afrika-Referent beim WWF. “Denn die waldreichen Entwicklungsländer sind dringend auf Arbeitsplätze, Steuereinnahmen und Wirtschaftswachstum angewiesen.” Zertifizierte Waldwirtschaft kann dies nachhaltig und dauerhaft ermöglichen. Das beugt auch einer Plünderung der Wälder und Umwandlung in landwirtschaftliche Flächen für Palmöl- oder Zuckerrohrplantagen vor.

Viele Gütesiegel sind umstritten. So gibt es über 100 verschiedene „Holz- und Waldsiegel". Selbst Fachleute verlieren da schnell den Überblick. Einige sind erfundene Plaketten, andere Etikettenschwindel. Besonders bei Produkten aus Tropenhölzern werden Siegel häufig gefälscht. Denn Händler benötigen eine Genehmigung für den Handel mit gefährdeten Holzarten wie Mahagoni und Palisander. Diese sind im Washingtoner Artenschutzübereinkommen aufgelistet. Aber auch die international gültigen Zertifikate werden in Fachkreisen kritisch gesehen. So finden Gegner, dass die Kriterien zu weich und für die Industrie wohlwollend formuliert seien. Ebenso würden Gütesiegel eine Abholzung in Tropenregionen legitimieren. 

Schokolade vernichtet Wald

Farmarbeiter hält aufgeschnittene reife Kakaofrucht mit Kakaobohnen in den Händen, Sansibar, Tansania. © IMAGO / imagebroker
Einfache Regel: Produkte kaufen, die fairtrade und FSC-zertifiziert sind. Dann braucht es beim Genuss von Schokolade keine Gewissensbisse mehr. © IMAGO / imagebroker

Was hat Holz mit Schokolade zu tun? Für die Herstellung von diesem Naschwerk braucht es Palmöl, welches auf landwirtschaftlichen Plantagen angebaut wird. Diese entstehen durch die Rodung von Regenwaldholz. Aktuell sind die Weltmarktpreise für Holz so niedrig, dass die Bauern versuchen, so viel wie möglich von den Flächen runterzuholen. Wenn die Böden ausgelaugt sind, dann roden sie die nächste Fläche. Das Problem: Die Anforderungen an Tropenholz gelten nicht für andere Produkte wie eben auch Kakao. Und der Verbraucher? Die EU gilt als drittgrößter Verbrauchermarkt der Welt.

Damit hat jeder Käufer beim Kauf seiner Schokolade Einfluss auf den Regenwald in Afrika. Doch letztlich braucht es verbindliche Vorschriften für illegal geschlagenes Regenwaldholz und entsprechende Produkte. Aktuell muss laut EU-Holzhandelsverordnung EUTR die legale Herkunft nur bei der Einfuhr nachgewiesen werden. Ist es einmal in der EU, gilt das Holz automatisch als legal. „Das führt dazu, dass Händler vor allem über solche EU-Länder Holz einführen, in denen es kaum Kontrollen gibt“, kritisiert Johannes Zahnen, Referent für Forstpolitik beim WWF Deutschland. Eine Möglichkeit hat jedoch jeder: Produkte kaufen, die fairtrade und FSC-zertifiziert sind. Dann ist Tropenholz gut – und nicht schlecht!