Der Waldzustandsbericht 2025 liefert alarmierende Zahlen. Allein im Jahr 2024 gingen weltweit 8,1 Millionen Hektar Wald verloren.

Der Plan war ein anderer gewesen. Bei der UN-Klimakonferenz 2021 in Glasgow hatten sich mehr als 140 Länder verpflichtet, die globale Waldzerstörung bis 2030 zu stoppen und 350 Millionen Hektar geschädigter Landschaften und Wälder bis dahin wieder herzustellen.

Ehrgeizig klangen diese Ziele damals schon. Nun scheint es, als ob diese längst vergessen seien. Der Aufbruch blieb aus: Der jüngste Waldzustandsbericht „Forest Declaration Assessment 2025“, der im Oktober 2025 von Forschungsorganisationen und Verbänden unter Mitarbeit des WWF veröffentlicht wurde, belegt, dass die globale Entwaldung entgegen dem Beschluss weiter voranschreitet.

8,1 Millionen Hektar Wald verloren

Um die Ziele von Glasgow zu erreichen, hätte der Verlust an Waldfläche jährlich um etwa zehn Prozent sinken müssen. Stattdessen fiel der Waldverlust zuletzt sogar höher aus als 2021. Allein im Jahr 2024 gingen weltweit 8,1 Millionen Hektar Wald verloren. Das entspricht einer Fläche fast so groß wie Österreich. Oder wie Baden-Württemberg und Niedersachsen zusammen.

Rund 3,1 Millionen Hektar mehr sind das, als laut Vereinbarung zulässig gewesen wären. Der Hauptanteil davon, 6,73 Millionen Hektar, fällt auf tropische Wälder, die weiterhin in alarmierendem Tempo abgeholzt werden.

3,1 Milliarden Tonnen Treibhausgase wurden dadurch freigesetzt, unersetzliche Lebensräume in wichtigen Biodiversitätsgebieten gingen verloren.

„Wir sind nicht nur vom Weg abgekommen, sondern laufen in die komplett falsche Richtung.“

Peer Cyriacks, Programmleiter Wald beim WWF Deutschland

Lebensgrundlage für Menschen, Tiere und Pflanzen

Der Lebensraum des Roten Pandas schrumpft mit der Zerstörung der Wälder
Der Lebensraum des Roten Pandas schrumpft mit der Zerstörung der Wälder © Sylvain Cordier / naturepl.com / WWF

Dabei sind Wälder für unseren Planeten unverzichtbar: Sie sichern die Lebensgrundlage für mehr als eine Milliarde Menschen, bilden Lebensräume für 80 Prozent der landlebenden Pflanzen- und Tierarten und sie helfen, das globale Klima zu stabilisieren, indem sie zur Begrenzung der Erderhitzung beitragen.

Hauptursache für die Zerstörung von Wäldern ist weiterhin die Landwirtschaft. Sie ist für 85 Prozent des Waldverlusts verantwortlich, weitere Verursacher sind Bergbau und Infrastrukturprojekte.

Ein Hoffnungsschimmer: Länder wie Brasilien, Kolumbien und Indonesien zeigen, dass innenpolitische Maßnahmen die Entwaldung deutlich verlangsamen können. Global bleibt es allerdings noch ein weiter Weg.

Erhöhter Druck durch politische und wirtschaftliche Konflikte

Brandrodung © Ana Paula Rabelo / WWF-UK
Brandrodung © Ana Paula Rabelo / WWF-UK

Geopolitische und wirtschaftliche Turbulenzen erhöhen den seit langem bestehenden Druck auf die Wälder in diesem Jahr noch zusätzlich. Konflikte, steigende Schuldenlasten und Handelsstreitigkeiten gefährden die Umsetzung von Naturschutzbemühungen und Umweltvorschriften.

Auch das globale Finanzsystem trägt zur Entwicklung bei: Öffentliche Gelder für Waldschutz summieren sich weltweit auf etwa 5,7 Milliarden Dollar pro Jahr, während über 400 Milliarden Dollar jährlich in umweltschädliche Agrarsubventionen fließen. Die Staaten investieren damit etwa 70-mal mehr in die Ursachen als in deren Lösung. Solange Waldzerstörung finanziell rentabel bleibt, wird kein Umdenken erfolgen.

Herausforderungen bestehen außerdem weiterhin darin, dass viele Gruppen nur eingeschränkten Zugang zu Rechtsprechung und Mitbestimmung haben, Korruption weit verbreitet ist und die Landrechte indigener Gemeinschaften oft nicht ausreichend anerkannt werden.

COP30 in Belém als Chance für Kurswechsel

Ein Kurswechsel ist unumgänglich. Die kommenden fünf Jahre entscheiden über die Zukunft der Wälder und deren Bedeutung im Klimaschutz. Die COP30 im November in Belém bietet eine Chance, verbindliche Zusagen zu treffen, Waldschutz stärker in die Klimapolitik zu verankern und klimaschädliche Subventionen abzubauen.

Europa muss dabei seinen Anteil leisten. Die geplante EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) soll Einführungen und Handel mit Produkten begrenzen, die mit Entwaldung oder Waldschädigung in Verbindung stehen. Darunter fallen Kaffee, Kakao, Soja, Palmöl, Holz und Rindfleisch sowie deren Erzeugnisse.

Ursprünglich sollte die EUDR schon seit Ende 2024 in Kraft treten, doch das ist noch immer nicht geschehen. Der aktuelle Vorschlag der EU Kommission sieht weitreichende Ausnahmen vor, die dem dringend notwendigen Waldschutz kaum entsprechen. EU Parlament und Rat müssen noch zustimmen.

Verantwortung Europas für globalen Waldschutz

Peer Cyriacks, Programmleiter Wald beim WWF Deutschland, mahnt an, von diesen Maßnahmen abzusehen: „Eine Aufweichung oder Verschiebung wäre ein fatales Signal – sowohl an Produzentenländer als auch an die Weltgemeinschaft.“

„Die Mitgliedstaaten müssen am ursprünglichen Entwurf der EUDR festhalten – nur so kann Europa glaubwürdig zeigen, dass es seinen Beitrag zum globalen Waldschutz ernst meint.“, betont der WWF-Waldexperte.

Die Zukunft von Mensch, Tier und der Natur hängt von intakten Wäldern ab. Der Waldzustandsbericht 2025 spiegelt deshalb nicht nur den Status Quo wider, sondern unterstreicht vor allem die Notwendigkeit kollektiven Handelns, politischer Maßnahmen, sowie eines Umdenkens von Unternehmen, Finanzwelt und Zivilgesellschaft.

Helfen Sie uns, die Wälder zu schützen

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