Böden haben immenses Potenzial im Kampf gegen die Klimakrise. Durch einen Wandel in der Landwirtschaft und der Landnutzung können Böden Kohlenstoff aus der Atmosphäre aufnehmen und so zu einer CO2-Senke werden.

Unsere Landwirtschaft ernährt uns. Und gleichzeitig befeuert sie die Erderhitzung und gefährdet so unsere Lebensgrundlage für morgen. Daran sind längst nicht nur die bekannten "Methan-Rülpser" zu vieler Rinder schuld. Die Böden weltweit enthalten etwa drei- bis viermal so viel Kohlenstoff wie die Atmosphäre. Dieser organische Kohlenstoff steckt vor allem im Humus, der weltweit durch nicht nachhaltige Landwirtschaft zerstört wird und als CO2 in der Atmosphäre landet. Hinzu kommt das extrastarke Treibhausgas Lachgas, das durch die unnötige Überdüngung mit Stickstoff entsteht – neben dem Nitrat, das ins Grundwasser sickert.

Verwüstete Böden

Ausgetrockneter Boden © ThinkstockPhotos
Ausgetrockneter Boden © ThinkstockPhotos

Landwirtschaft lebt von Böden, die je nach Region seit Tausenden oder Millionen Jahren mit natürlichen Ökosystemen entstanden sind. Fast ein Viertel der weltweit ursprünglich landwirtschaftlich genutzten Böden ist bereits schwer geschädigt oder im wahrsten Sinne des Wortes verwüstet. Auf Ackerflächen in Deutschland gehen im Durchschnitt pro Jahr und Hektar 10 Tonnen fruchtbarer Boden durch Erosion und Humusabbau verloren, im weltweiten Durchschnitt sind es rund 20 Tonnen. So machen die Menschen die Böden zum Treiber der Klimakrise, obwohl sie CO2-Speicher sein könnten.

Im "Boden-Bulletin – Landbau in Zeiten der Erderhitzung" erfahren Sie mehr über die Zusammenhänge, die Wirkung von unnötiger Überdüngung und vor allem die großen Potenziale, die in unseren lebendigen Böden liegen.

Forderungen des WWF für eine klimafreundliche Bodenbearbeitung

Eine wesentliche Leitlinie für eine klimafreundliche Landwirtschaft ist es, den Humusaufbau im Acker- und Grünland zu fördern. Als erster Schritt wäre es schon ein Erfolg, wenn der Humusgehalt unter Bewirtschaftung nicht weiter sinken würde. Aufbauend auf den vorangegangenen Ausführungen sind dafür folgende Grundsätze zu beachten und in das Zentrum der Ackerbaustrategie zu stellen:

  1. Förderung des Humusaufbaus durch vielfältige und standortangepasste Fruchtfolgen und Untersaaten sowie auch Mischkulturen und eine biologische Stickstoff-Fixierung durch in die Fruchtfolgen integrierte Hülsenfrüchtler (Leguminosen).
  2. Reduzierung des Einsatzes von synthetischen Stickstoffdüngern mit dem Ziel, keine synthetischen Düngemittel mehr zu verwenden.
  3. Bessere finanzielle Unterstützung der Landwirtinnen und Landwirte, die Maßnahmen zum Umwelt-, Natur, und Bodenschutz durchführen.
  4. Ausweitung des ökologischen Landbaus auf zunächst 30 Prozent aller landwirtschaftlicher Böden in Deutschland bis 2030 und Förderung agrarökologischer Maßnahmen für Humusaufbau in Böden.
  5. Erhalt und Rückgewinnung von artenreichem Grünland.
  6. Investitionen in den Schutz und die Renaturierung nasser Böden, vor allem Moore.
  7. Deutliche Reduzierung der Viehbestände und Bindung der Tierzahlen an die betrieblich oder regional vorhandene Futterfläche (Flächengebundene Tierhaltung mit also max. 1,5 bis 2 Großvieheinheiten/ha).
  8. Berücksichtigung des lokalen und regionalen Klimaeffekts von Boden-Pflanzen-Systemen durch die Förderung naturnaher, landwirtschaftlich genutzter Ökosysteme (z.B. Agroforstsysteme, Permakulturen, Wasserrückhaltestrukturen in der Landschaft) mit höherer Wasserhaltefähigkeit und somit höherer Verdunstung.
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