Je ausgefeilter die Fischereimethoden, je engmaschiger die Netze und je schwerer die Geräte, die über den Boden gezogen werden, um die Fische aufzuscheuchen, desto stärker wird der Druck auf die Fischbestände der Meere und desto größer werden die Schäden, welche die Fischerei anrichtet.

Der Preis dafür ist hoch: Die Fischbestände werden dezimiert, die Meeresumwelt wird geschädigt und andere Meerestiere werden ungewollt mitgefangen oder verletzt. Auf Grund der derzeitigen intensiven und hoch technisierten Fischerei sind nur wenige Fangmethoden ökologisch unbedenklich. Die wichtigsten Fischereimethoden alphabetisch sortiert:

Angel

siehe Handleine

Angelrute

Angelruten werden zum Fangen von Fischarten eingesetzt, die Schwärme bilden. Die Fische werden mit (lebenden) Ködern an die Wasseroberfläche gelockt. Dann werden sie mit den Angelruten ins Boot geholt.

Zielarten: verschiedene schwarmbildende Fischarten, vor allem Thunfisch 

Auswirkungen: sehr selektiv, keine Auswirkungen auf den Meeresboden

Ankerwade (auch: Danish seine)

Bei der Fischerei mit einer Ankerwade wird zunächst ein Anker ausgebracht, an dem eine Fischleine befestigt ist. Von dem Anker aus werden in einem Rund das Netz und die zweite Fischleine ausgelegt. Zurück am Anker werden die Fischleinen eingezogen, die am Boden liegende Fische in das Netz treiben. Ankerwaden eignen sich für die Küstenfischerei auf Plattfische. Besonders in Dänemark ist diese Technik verbreitet („snurrevaad“).

Zielarten: Plattfische wie Scholle oder Seezunge 

Auswirkungen: Der Einfluss auf den Meeresboden ist im Vergleich vor allem zu Grundschleppnetzen gering. Die Fische haben eine hohe Qualität.

Baumkurren

Baumkurren sind eine Form von Grundschleppnetzen. Auf kufenartigen Schuhen wird das Netz vom Kutter über den Meeresboden gezogen. Ein starrer Kurrbaum hält die Öffnung des Netzes unter Wasser offen. Durch ihr hohes Eigengewicht sind Baumkurren wahre Energiefresser. Sie belasten den Meeresboden und seine Bewohner durch die Rollen und Kufen stark.

Zielarten: Plattfisch, Garnelen.

Auswirkungen: Beifang von Plattfischen, Jungfischen, bodenlebenden Organismen und Vegetation, Korallen etc., Schäden am Meeresboden.

Bodenlangleine

siehe Langleine

Dredge

Fischereimethode: Dredge © Peter DIAMOND / WWF-Canada
Fischereimethode: Dredge © Peter DIAMOND / WWF-Canada

Eine Dredge besteht aus einem auf einen Rahmen montierten Netzsack oder Metallkorb, der über den Meeresboden gezogen wird. Der Rahmen ist mit einer pflugscharartig ausgebildeten, mitunter gezahnten Stahlkante versehen, die den Meeresgrund regelrecht umpflügt.

Zielarten: Muscheln, Weichtiere, Seeigel.

Auswirkungen: Beifang von Fischen, Jungfischen, Vegetation, Korallen etc. Schäden am Meeresboden

Grundschleppnetz

siehe Schleppnetz

Grundstellnetz

Haken und Leine (hook-and-line)

Mit Haken und Leine bezeichnet man verschiedene Fischereimethoden, die kurze Angelschnüre mit einem am Ende befestigten Haken einsetzen (im Gegensatz zu Langleinen). Dazu gehören zum Beispiel Handleinen, Angelruten, Schleppangeln oder das so genannte Jigging. Diese Methoden sind größtenteils sehr selektiv, schädigen die Meeresumwelt nicht und die Fische haben eine hohe Qualität.

Handleine

Handleinen sind kurze Angelleinen, an deren Ende ein mit einem Köder bestückter Haken befestigt ist. Sie werden von einem fahrenden oder stehenden Boot aus bedient.

Zielarten: diverse Fischarten, zum Beispiel, Kabeljau, Makrele, Thunfisch, Zackenbarsch, Snapper, Tintenfisch

Auswirkungen: sehr selektiv, keine Auswirkungen auf den Meeresboden.

Harpune

Harpunen werden von geübten Fischern zum Fangen von großen, wertvollen Raubfischen eingesetzt. Der Harpunier stößt seine Harpune in den Fisch und zieht ihn an Bord. Diese Methode ist sehr selektiv, da der Harpunier Art und Größe des Fisches vorher erkennt.

Zielarten: Thunfisch, Schwertfisch

Auswirkungen: sehr selektiv, keine Auswirkungen auf den Meeresboden.

Jigging (Köder)

Diese Methode wird insbesondere zum Fang von Tintenfischen verwendet. Eine Leine wird im Wasser auf und ab bewegt. Nachts wird dabei häufig ein Licht eingesetzt, um die Tintenfische anzulocken, die dann von dem sich bewegenden Haken gefangen werden.

Zielarten: vor allem Tintenfische

Auswirkungen: geringe Umweltauswirkungen

Kiemennetz/Stellnetz

Fischereimethode: Kiemennetz / Stellnetz © Peter DIAMOND / WWF-Canada
Fischereimethode: Kiemennetz / Stellnetz © Peter DIAMOND / WWF-Canada

Kiemennetze bilden eine „Netzwand“, indem sie senkrecht im Wasser aufgehängt werden. Sie können auch am Boden verankert werden und bis zu 30 Meter hoch sein. Die Netze sind so entworfen, dass Fische einer bestimmten Größe mit dem Kopf durch die Maschenöffnung passen, aber nicht mit dem Rest des Körpers. Wenn sie aus dem Netz heraus schwimmen wollen, bleiben sie mit ihren Kiemendeckeln hängen.

Zielarten: Verschiedene Fischarten wie Hering, Scholle, Dorsch 

Auswirkungen:Beifang von Jungfischen, Meeressäugern, Seevögeln, Haien, Schildkröten, Robben etc.

(Köder-)Falle

Es handelt sich um Netzkonstruktionen, die mit Ködern bestückt und am Meeresboden befestigt werden. Die Tiere werden in den Fallen am Leben gehalten, bis sie eingeholt werden. Die Zielart und die Selektivität der Fallen hängen von der Maschengröße ab. Zu kleine Tiere oder nicht verwertbare Fische können lebend zurückgeworfen werden.

Zielarten: verschiedene Fischarten, zum Beispiel Kabeljau, Lachs, Hering 

Auswirkungen: Geringe Auswirkungen auf den Meeresboden. Relativ selektiv, aber Beifang von Nicht-Zielarten und auch Meeressäugern möglich.

Köderleine

siehe Handleine

Korb

Fischereimethode: Korb © Peter DIAMOND / WWF-Canada
Fischereimethode: Korb © Peter DIAMOND / WWF-Canada

Holz- oder Drahtkörbe, die am Meeresboden ausgebracht werden und mit Ködern bestückt sind. Die Tiere werden in den Körben am Leben gehalten, bis der Fischer sie einholt.

Zielarten: Hummer, Krebse, Schalentiere, Oktopus

Auswirkungen: selektiv, aber Beifang von Meeressäugern möglich. Geringe Auswirkungen auf den Meeresboden.

Langleine

Fischereimethode: Langleine © Peter DIAMOND / WWF-Canada
Fischereimethode: Langleine © Peter DIAMOND / WWF-Canada

Die Langleinen-Fischerei arbeitet mit bis zu 100 Kilometer langen Angelschnüren, an denen jeweils mehrere tausend beköderte Haken befestigt sind. Man unterscheidet pelagische Langleinen und Bodenlangleinen.

Pelagische Langleine

Pelagische Langleinen werden vertikal in den Wasserkörper gehängt. Bei dieser Technik fallen insbesondere Meeresschildkröten, Seevögel, Haiarten und Jungfische als Beifang an.

Zielarten: Diverse Fischarten, vor allem Thunfisch und Schwertfisch 

Auswirkungen: Beifang von Jungfischen, Schildkröten, Seevögeln, Haien, Meeressäugern.

Bodenlangleine

Bodenlangleinen werden horizontal entlang des Meeresbodens ausgebracht. Welche Art gefangen wird, richtet sich nach Ort, Art der Haken und Köder.

Zielarten: diverse Fischarten, unter anderem Kabeljau oder Heilbutt 

Auswirkungen: Weniger Probleme mit Seevogelbeifang als pelagische Langleinen, da Bodenlangleinen tiefer liegen. Geringe Auswirkungen auf den Meeresboden.

Reusen

Reusen sind auf dem Meeresboden stehende Netzschläuche. Mit einem oder mehreren Leitnetzen werden die Fische zum Eingang der Reusen geleitet. Sie sind ökologisch im Grunde unbedenklich.

Zielarten: Fische, besonders Aale

Auswirkungen: Kaum Umweltauswirkungen

Ringwaden

Fischereimethode: Ringwaden © Peter DIAMOND / WWF-Canada
Fischereimethode: Ringwaden © Peter DIAMOND / WWF-Canada

Die 120 bis 250 Meter hohen und bis zu zwei Kilometer langen Netze werden von Booten als Ring um einen Fischschwarm gelegt. Das untere Netzteil wird zusammengezogen, die Fische sind wie in einem großen Beutel gefangen. Um den Fangerfolg zu maximieren, werden so genannte Fish Aggregation Devices (FADs) eingesetzt. FADs sind schwimmende Objekte, die den natürlichen Instinkt vieler Fischarten ausnutzen, sich um solche Objekte zu gruppieren. So werden zunächst kleine Fische angelockt, denen dann die größeren Fische folgen. Beim Einsatz von FADs kommt es zu hohen Beifangmengen.

Zielarten: Viele Fischarten, vor allem Thunfisch.

Auswirkungen: Beifang von jungem Thunfisch, Haien, Schildkröten, Meeressäugern.

Sammeln per Hand

Fischereimethode: Sammeln per Hand © Peter DIAMOND / WWF-Canada
Fischereimethode: Sammeln per Hand © Peter DIAMOND / WWF-Canada

Traditionelle Methode zum Ernten insbesondere von Schalentieren oder Muscheln. Meistens werden Zangen oder Harken als Hilfsgräte eingesetzt.

Zielarten: Muscheln, Langusten.

Auswirkungen: Sehr selektiv, keine Auswirkungen auf den Meeresboden.

Schleppangel

Bei dieser Methode werden (meistens mehrere) mit Ködern bestückte Angelleinen durch das Wasser gezogen. Sie können auf unterschiedlichen Höhen eingesetzt werden.

Zielarten: zum Beispiel Thunfisch, Marlin, Barrakuda, Lachs.

Auswirkungen: sehr selektiv, keine Auswirkungen auf den Meeresboden.

Schleppnetze

Schleppnetze sind kegelförmige, oft kilometerlange Netze, die entweder durch freies Wasser (pelagische Schleppnetze) oder über den Meeresboden (Grundschleppnetze) gezogen werden. Grundschleppnetze produzieren viel Beifang und können erhebliche Schäden an der Meeresumwelt verursachen. 

Der WWF betrachtet die Grundschleppnetzfischerei als ausgediente Technik, die in den kommenden Jahren beendet werden sollte.

Zielarten: Fisch, Garnelen.

Auswirkungen: Beifang von Schildkröten, Meeressäugern, Jungfischen, nicht vermarktbaren Fischarten, Wirbellosen, Korallen (bis zu 60 Prozent!). Schädigungen am Meeresboden.

Speer

Speere werden von Fischern tauchend eingesetzt. Diese Methode ist in Deutschland verboten, wird aber in vielen Ländern als kommerzielle Fischereimethode eingesetzt. Das Speerfischen ist wie das Harpunieren sehr selektiv, da Art und Größe der Fische vorher erkannt werden. 

Zielart: Fische und Krebse.

Auswirkungen: sehr selektiv, keine Auswirkungen auf den Meeresboden.

Spiegelnetz / Trammelnetz

Spiegelnetze (auch Trammelnetz oder Fesselnetz) ähneln Kiemennetzen, bestehen aber aus drei vertikal am Boden angebrachten Netzen. Die äußeren Netze haben größere Maschenöffnungen, in der Mitte ist ein feinmaschiges Netz, in dem sich die Fische verfangen. 

Zielarten: bodenlebende Fischarten.

Auswirkungen: Beifang von kleinen Fischen, unerwünschten Arten, Meeressäugern.

Stellnetz

Treibnetz

Das Netz schwebt wie eine Wand im Wasser und wird mit Bojen an der Oberkante und Gewichten an der Unterkante offen gehalten. Treibnetze verursachen hohen Beifang, zum Beispiel von Meeressäugern, Schildkröten und Haien. Verloren gegangene Netze verrotten nicht und fangen als „Geisternetze“ immer weiter. Diese Netze sind inzwischen durch eine UN-Resolution weitgehend verboten.

Zielarten: Viele Fischarten, zum Beispiel Lachs und Thunfisch.

Auswirkungen: Beifang von Meeressäugern, Schildkröten, Haien etc.

Zucht

Es gibt verschiedene Methoden zur Fischzucht. Man kann grob unterscheiden zwischen offenen und geschlossenen Systemen. Bei offenen Systemen findet ein Austausch zwischen Zuchtanlage und der Umwelt statt, während geschlossene Systeme von der natürlichen Umgebung abgeschnitten sind. 

 

Durchflusssysteme

Aus einem Fließgewässer wird Wasser in Rinnen abgeleitet, wo die Fische gehalten werden. Nach Behandlung wird das Abwasser wieder in das natürliche Gewässer zurückgeführt. 

Zuchtarten: vor allem Forellen.

Auswirkungen: Bei schlechter Aufbereitung des Wassers kann es zur Verschmutzung des natürlichen Gewässers und zur Übertragung von Krankheiten kommen. Hoher Energieaufwand.

 

Muschelkulturen

Muscheln wachsen in Hängekulturen an Netzen oder an Seilen. In Bodenkulturen werden kleine Muscheln auf ein vorher aufbereitetes Gebiet gebracht und können dort wachsen.

Zuchtarten: Miesmuscheln, Jakobsmuscheln.

Auswirkungen: Da Muscheln ihre Nahrung aus dem Umgebungswasser filtrieren, brauchen sie keine zusätzliche Futterzufuhr. Hängekulturen verursachen kaum Auswirkungen auf den Meeresboden. Bei Bodenkulturen wird der Meeresboden beim Ernten der Muscheln mit Dredgen umgepflügt, jedoch handelt es sich meistens um seit langem genutzte und ökologisch veränderte und artenarme Gebiete.

 

Offene Netzgehege

Im Meer oder im Binnengewässer werden große Netzkonstruktionen aufgehängt und die Fische dort gemästet.

Zuchtarten: diverse Fischarten, zum Beispiel Thunfisch oder Lachs.

Auswirkungen: Abwässer, Fäkalien, Futterreste, eingesetzte Chemikalien und Antibiotika gelangen in das umgebende Gewässer. Der Boden unter den Netzgehegen ist oft stark mit organischem Material und Rückständen belastet. Zuchtfische können in die Umgebung entweichen, sich mit Wildpopulationen mischen und Krankheiten übertragen.

 

Teichwirtschaft

In Teichanlagen wird die Zuchtart im Inland oder in Küstengebieten in künstlichen oder abgeschlossenen natürlichen Teichen gehalten. Abwässer können in einem solchen System zurückgehalten und behandelt werden. In extensiven Zuchten ist die Dichte der Fische in den Teichen gering, in intensiven Zuchten hoch.

Zuchtarten: zum Beispiel Tilapia, Garnelen, Karpfen.

Auswirkungen: Besonders der Bau von Teichanlagen für Garnelenzuchten hat in vielen Küstengebieten zur Zerstörung von empfindlichen Gebieten wie Mangroven geführt. Unbehandelte Abwässer können die Umgebung verschmutzen. Aus aufgegebenen und ausgetrockneten Anlagen können sich Rückstände in der Umwelt verteilen.

 

Zirkulationssysteme

Die Fische werden in Becken oder Tanks gehalten. Das Wasser wird behandelt und zirkuliert durch das System, so dass kaum Frischwasser benötigt wird. Die Wasserqualität kann genau überwacht und angepasst werden. Fast alle Fischarten können so gezüchtet werden. Solche Systeme beheben viele der ökologischen Bedenken von anderen Systemen, sind aber teuer im Betrieb.

Zuchtarten: diverse Fischarten

Auswirkungen: hoher Energieverbrauch

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