Ein mutiger Schritt für Klima, Artenvielfalt und wirtschaftliche Stabilität: Mit dem Start des Tropenwaldfonds TFFF bekommt der Schutz der Regenwälder weltweit eine neue ökonomische Grundlage.
Ein Signal der Hoffnung für die tropischen Wälder: Im Rahmen des Leaders Summit vor der Klimakonferenz COP30 in Belém stellte der brasilianische Präsident Luiz Inacio Lula da Silva die Tropical Forests Forever Facilitiy (TFFF) vor. Aus den Erträgen des Fonds soll der Schutz von tropischen Wäldern gefördert werden.
„Die ökonomische Bedeutung der tropischen Regenwälder steht bisher in keinem Verhältnis zur Finanzierung ihres Schutzes“, sagt Heike Vesper, Vorständin für Politik und Transformation beim WWF Deutschland. „Der Tropenwaldfonds TFFF bietet eine enorme Chance, den bislang völlig unterfinanzierten Schutz artenreicher Tropenwälder endlich voranzubringen und könnte bei Erfolg einen Paradigmenwechsel für die Finanzierung globaler Naturgüter einläuten.“
Ein Fonds mit Signalwirkung
Die TFFF ist eine Initiative Brasiliens, die auf einem einfachen, aber wirkungsvollen Prinzip beruht: Staatliche Mittel sollen private Investitionen in großem Stil anstoßen. Das Modell funktioniert leistungsbasiert: Tropische Länder erhalten bis zu vier Dollar pro Hektar intaktem Wald, gemessen wird das unter anderem anhand der Dichte des Blätterdachs. Indigene Völker und lokale Gemeinden sollen dabei mindestens 20 Prozent der Auszahlungen erhalten – eine Anerkennung ihrer Schlüsselrolle im Schutz der Wälder. Bei Entwaldung oder Degradierung gibt es Abzüge.
Brasilien hat bereits eine Milliarde Dollar zugesagt. Indonesien, Norwegen und Frankreich haben ebenfalls Zahlungen versprochen. Insgesamt sollen die staatlichen Mittel auf bis zu 25 Milliarden Dollar anwachsen. Mit privaten Investitionen könnte der Fonds auf bis zu 125 Milliarden Dollar kommen, so dass qualifizierte Waldländer durch die daraus erwirtschafteten Renditen für jeden Hektar erhaltenem Tropenwald spürbar belohnt würden.
Investition in Stabilität, Klima und Sicherheit
Was auf den ersten Blick wie ein Finanzprojekt wirkt, hat weitreichende ökologische und gesellschaftliche Bedeutung. Intakte Regenwälder speichern Kohlenstoff, sichern Niederschläge, verhindern Bodenerosion und beherbergen rund zwei Drittel der weltweiten Artenvielfalt. Sie sind Klimaanlage, Wasserquelle und Lebensversicherung zugleich.
Tatsächlich sind die Leistungen, die tropische Wälder für uns erbringen, eng mit Ernährungssicherheit, Stabilität und Pandemieprävention verknüpft und helfen auch der Krisen-Resilienz der Wirtschaft – auch in Deutschland.
Der WWF fordert deshalb auch von Deutschland ein klares Bekenntnis: Bundeskanzler Friedrich Merz soll auf der COP30 eine angemessene finanzielle Beteiligung von 2,5 Milliarden ankündigen. Das wäre nicht nur ein Beitrag zum globalen Klima- und Biodiversitätsschutz, sondern auch ein starkes Signal an die internationalen Partner im Norden und Süden.
Vom Kostenfaktor zum Wertträger
Das Besondere am Modell des Tropenwaldsfonds: Natur wird hier nicht länger nur als Kostenfaktor betrachtet, sondern als Wertträger, dessen Erhalt ökologisch, sozial und wirtschaftlich Rendite bringt. Für Länder mit tropischem Wald entsteht ein echter Anreiz, Wälder zu schützen, statt sie abzuholzen.
Wichtig wird sein, dass robuste Kriterien und Monitoring-Systeme sicherstellen, dass die finanzierten Flächen tatsächlich und langfristig geschützt bleiben. Zudem soll der Fonds bestehende öffentliche Mittel ergänzen und nicht ersetzen. Nur so lässt sich vermeiden, dass dringend benötigtes Geld für Klima- und Biodiversitätsschutz umgewidmet wird.
Ein neuer Weg der globalen Zusammenarbeit
Der WWF sieht in dem Fonds eine innovative Nord-Süd-Partnerschaft mit großem Zukunftspotenzial in einer politisch herausfordernden Zeit für die Finanzierung globaler Umweltgüter. Der Tropenwaldfonds zeigt, dass Klima- und Naturschutz, Wirtschaft und Gerechtigkeit kein Widerspruch sind, sondern sich gegenseitig stärken können.
Tropische Wälder sind eine Lebensversicherung für kommende Generationen. Ihr Schutz bedeutet nicht Verzicht, sondern Zukunftsfähigkeit. Mit der Tropical Forests Forever Facility könnte nun ein innovatives Modell für die Finanzierung globaler Umweltgüter entstehen: weg von kurzfristiges Einzelinitiativen, hin zu langfristiger Stabilität und nachhaltigem Wohlstand. Intakte Regenwälder rechnen sich – ökologisch, ökonomisch und menschlich.
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