Das Gesetz sollte ein Meilenstein für den Waldschutz werden: Nach jahrelangen Verhandlungen sollte die EU-Waldschutzverordnung (EUDR) Ende 2025 in Kraft treten. Damit wäre erstmals sichergestellt worden, dass in Europa verkaufte Produkte – wie Kaffee, Kakao, Holzprodukte, Rindfleisch oder Soja – nicht zur Zerstörung von Wäldern beitragen.

Vertreter von EU-Parlament und EU-Rat haben sich am 04. Dezember 2025 darauf geeinigt, das zentrale internationale EU-Waldschutzgesetz entscheidend abzuschwächen und den Anwendungsstart abermals zu verschieben. Dabei hatten sich über 1,2 Millionen Bürger:innen, mehr als 200 NGOs und zahlreiche Unternehmen und Wissenschaftler:innen für die EUDR eingesetzt. So auch der WWF.

Der WWF fordert ein klares Veto des EU-Parlaments in der abschließenden Abstimmung Mitte Dezember 2025. Mehr als 30 Millionen Bäume würden wegen der Verzögerung in einem weiteren Jahr verloren gehen.

Verwässerte Verordnung

Weideflächengewinnung in Kolumbien © Luis Barreto WWF-UK
Weideflächengewinnung in Kolumbien © Luis Barreto WWF-UK

Waldzerstörung in unseren Lieferketten bleibt weiterhin Alltag. Was im Herbst 2025 mit einer angeblichen IT-Panne der Europäischen Kommission begann, ist mit der aktuellen Einigung der EU-Organe zu einer weitgehenden Aushöhlung der EU-Waldschutzverordnung geworden. Die abermalige Verschiebung um ein Jahr, die Aufweichung der Rückverfolgbarkeit und die großzügigen Ausnahmen für die Forstwirtschaft in der EU sind unverantwortlich.“ So ordnet Peer Cyriacks, Programmleiter Wald beim WWF Deutschland, die Entscheidung ein.

Die Folge: Illegales Holz in Möbelgeschäften, Palmöl, Kaffee und Soja aus Regenwaldzerstörung – all das bleibt weiterhin Normalität in unserem Einkauf.

Dass die Verantwortlichen von CDU und CSU behaupten, die EUDR bliebe in ihrem Kern erhalten, entspricht nicht den Tatsachen. Deshalb fordert der WWF das EU-Parlament auf, eines der zentralen Vorhaben des Green Deals zu retten und der Einigung nicht zuzustimmen.

Unverantwortliche Aufweichung

Auenwald © Juan Pratginestos / WWF
Auenwald © Juan Pratginestos / WWF

Der WWF bleibt dabei: Der Waldschutz darf nicht durch eine Verschiebung und zusätzliche Ausnahmen geschwächt werden! Die abermalige Verzögerung um ein Jahr, die Aufweichung der Rückverfolgbarkeit und die großzügigen Ausnahmen für die Forstwirtschaft in der EU sind unverantwortlich.  

Nur zu Erinnerung: Entwaldung zählt weltweit zu den größten Treibern der Klimakrise – und die EU hat den zweitgrößten Entwaldungsfußabdruck der Welt.

Warum diese Verzögerung fatal ist:

1. Klimaschutz und Biodiversität verlieren wertvolle Zeit.
Jeder Tag ohne wirksame Regelung bedeutet, dass Waldflächen zerstört werden – für Soja, Kaffee, Palmöl, Rindfleisch, Holzprodukte und andere Waren, die letztlich in unseren Supermärkten landen. Die EUDR war als historisches Instrument gedacht, um genau diese Verknüpfung aufzubrechen.

2. Signalwirkung und Vertrauensverlust der EU-Institutionen.
Die EUDR war eines der zentralen Vorhaben im Rahmen des Europäischen Green Deals – ein weltweit beachtetes Signal zur Ambition der EU in Klima, Natur- und Artenschutz. Ein Rückzieher auf halbem Weg schwächt die Glaubwürdigkeit der EU.

3. Ungleiches Wettbewerbsumfeld und Belohnung des Zögerns.
Unternehmen, die bereits Vorbereitungen getroffen haben, in Systeme und Nachverfolgbarkeit investiert haben, werden durch die Verzögerung bestraft, während solche, die bislang abgewartet haben, belohnt werden.

4. Menschenrechte, indigene Gemeinschaften und soziale Gerechtigkeit.
Entwaldung und Waldschädigung gehen häufig einher mit Landraub, Vertreibung indigener Völker, Verletzungen von Menschenrechten und sozialen Konflikten. Die EUDR enthält Bestimmungen, die eben auch solche Risiken adressieren. Die Verzögerung schwächt den Schutz dieser vulnerablen Gruppen weiter.

5. Waldpolitik ist Sicherheitspolitik.
Die EUDR ist nicht nur ein Umweltgesetz, sondern ein Baustein europäischer Sicherheitspolitik. Sie könnte helfen zu verhindern, dass autoritäre Staaten wie Belarus oder Russland über illegale Importe Sanktionen umgehen und unsere Märkte destabilisieren.

Werden Sie aktiv und schützen Sie den Wald

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