Soja ist aus der heutigen globalen Wirtschaft nicht mehr wegzudenken. Ob beim Frühstück in der Margarine, beim Tanken im Diesel oder beim Grillen im Schnitzel, überall versteckt sich die Wunderbohne Soja. Am häufigsten landet Soja allerdings nicht direkt auf unseren Tellern, sondern in den Futtertrögen der großen Mastbetriebe. Über 75 Prozent der weltweit produzierten Sojamengen werden in der Viehzucht verwendet, vor allem für Schweine und Geflügel.

Was viele nicht wissen: Für den Anbau von Soja wurden in den letzten Jahrzehnten riesige Flächen Wald, Savanne und Grasland gerodet. Besonders Südamerikas Naturschätze sind betroffen. Denn neben den USA sind es vor allem Brasilien und Argentinien, die den globalen Sojabedarf produzieren. Doch um die Nachfrage nach Soja zu decken, werden das Amazonasgebiet, sowie Brasiliens Cerrado-Savanne und die Pampa in Argentinien massenhaft in Ackerfläche für Soja umgewandelt.

Wunderbohne mit Nebenwirkungen

Entwaldungsflächen für den Soja-Anbau im Cerrado © WWF Brasilien
Entwaldungsflächen für den Soja-Anbau im Cerrado © WWF Brasilien

Das hat weitreichende Folgen – fürs Klima und die Artenvielfalt, für die Menschen vor Ort ebenso wie für die Bevölkerung global. Der Verlust von Artenvielfalt wiegt dabei besonders schwer: Die prognostizierte Umwandlung im Cerrado ist beispielsweise mit dem Aussterben von etwa 480 endemischen Arten verbunden. Die Zerstörung des ursprünglichen Ökosystems führt nicht nur zur Degradierung und Erosion der Böden, sondern stört auch den Wasserhaushalt. Zudem geht der Verlust des Ökosystems oft mit Konflikten mit indigenen Bevölkerungen und lokalen Gemeinschaften wie Landraub und der Verletzung von Menschenrechten einher. Global führt die Entwaldung zu vermehrtem Ausstoß von CO2-Emissionen und heizt damit die Klimakrise an.

Von Brasilien nach Europa

Für all diese Probleme trägt die EU eine Mitverantwortung. Allein um den Futtermittelbedarf zu decken, importiert sie den Großteil des dafür benötigten Sojas aus Brasilien, gefolgt von Argentinien mit 23 Prozent und den USA mit etwa 15 Prozent. Nach China ist Europa damit Vizeweltmeister der importierten Waldzerstörung. Angesichts der ökologischen Risiken hat die EU 2023 die sogenannte EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) verabschiedet. Ihr Ziel: sicherzustellen, dass Produkte, die auf dem europäischen Markt gehandelt werden, nicht mit Entwaldung oder illegalem Anbau in Verbindung stehen. 

Für Soja bedeutet das: Unternehmen, die Sojabohnen oder verarbeitete Produkte wie Sojaöl oder Sojamehl in die EU importieren, in der EU handeln oder aus der EU exportieren, müssen ab Ende 2025 nachweisen, dass diese nicht aus kürzlich entwaldeten Flächen stammen. Dabei müssen drei konkrete Voraussetzungen erfüllt sein. Die Produkte müssen  

  1. Entwaldungsfrei produziert sein 

  2. Gemäß einschlägiger Rechtvorschriften des Erzeugerlandes produziert sein 

  3. Eine Sorgfaltserklärung nachweisen

Die EUDR ist ein Meilenstein – nicht nur aus umweltpolitischer Sicht. Sie stellt Unternehmen entlang der gesamten Sojalieferkette an vielen Stellen vor konkrete Herausforderungen, birgt jedoch gleichzeitig große Chancen Nachhaltigkeit in Sojalieferketten zu fördern und wertvolle Ökosysteme zu schützen.

Zusammenarbeit entlang der gesamten Lieferkette

Ein Lagerhaus für Soja im Cerrado © Ana Paula Rabelo / WWF UK
Ein Lagerhaus für Soja im Cerrado © Ana Paula Rabelo / WWF UK

Der WWF unterstützt Unternehmen bei dieser Herausforderung mit praxisorientierten Maßnahmen und kollaborativen Formaten im Rahmen des Projekts „Tackling the main drivers of deforestation and conversion in Brazil“. Das Projekt wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) beauftragt und von der Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH gefördert. Seit 2021 vernetzen wir Unternehmensvertreter:innen und Stakeholder der Sojalieferkette, um sich über Herausforderungen und Lösungen auszutauschen, vermitteln praxisrelevantes Wissen im Rahmen von Webinaren und Masterclasses und ermöglichen Einblicke in relevante Tools und Werkzeuge, die nicht nur zur Umsetzung der EUDR sondern darüber hinaus auch zu übergreifendem Engagement zu entwaldungs- und umwandlungsfreien Lieferketten genutzt werden können.

  • Intensiver Soja-Anbau in Brasilien © Edward Parker / WWF WWF-Studie: Wege zu entwaldungsfreien Sojalieferketten

    Die Nachfrage nach Soja steigt und steigt. Und um diese zu befriedigen, gehen einzigartige Lebensräume verloren. Eine neue WWF-Studie zeigt Wege aus der negativen Soja-Spirale. Weiterlesen...

  • Eine Straße trennt Regenwald von einem Sojafeld im Cerrado, Brasilien © Adriano Gambarini / WWF-Brazil Entwaldungs- und umwandlungsfreie Soja-Lieferketten aus Brasilien

    Für die Konsument:innen ist die Wunderbohne Soja oft nicht auf den ersten Blick ersichtlich und steckt doch in vielen unserer Alltagsprodukte. Nicht ohne Folgen: Für den Konsum wird in Südamerika Regenwald gerodet. Weiterlesen ...