Indigene Gebiete sind in Brasilien verfassungsrechtlich geschützt. Hier dürfen keine Staudämme gebaut, darf kein Bergbau betrieben und kein Wald für die industrielle Landwirtschaft gerodet werden. Doch unter der Regierung Bolsonaros werden Bauern geradezu ermutigt, illegal den Urwald abzubrennen und sollen verschiedene Gesetzesentwürfe große Infrastrukturprojekte, Viehzucht und Goldabbau auch auf indigenem Land vorantreiben. Seitdem verdoppelt sich die Entwaldung indigener Gebiete nahezu jährlich. Eine große Gefahr, vor allem da die Indigenen Territorien bisher zu den besten Schutzgebieten gehören, auf die sich der Amazonas stützen kann.
Sie nennen sich Munduruku, Paiter Suruí oder Huni Kuin und leben in den Wäldern der Jaguare, Tapire, Anakondas und Faultiere im Amazonas. Hunderte indigene Völker verteidigen hier ihre Heimat im Regenwald. Das müssen sie. Denn ihre Gebiete erscheinen oft wie grüne Inseln inmitten einer Wüste aus Abholzung. Und sie geraten immer mehr unter Druck.
Schutz der letzten echten Wälder
Huni Kuin bedeutet „echte Menschen“, der Zusatz Paiter „das wahre Volk, wir selbst“: Nur zwei der klangvollen Namen, die darauf hindeuten, wie eng diese Völker mit ihrer Heimat verbunden sind. Über 300 verschiedene indigene Völker leben allein in Brasilien, dem Land mit dem größten Anteil am Amazonas-Regenwald. Ihre Territorien bilden eine der wichtigsten Barrieren gegen die massive Entwaldung der kostbaren Region. 97 Prozent der natürlichen Vegetation in den indigenen Gebieten Brasiliens sind bis heute erhalten. Das ist alles andere als selbstverständlich bei einer Gier nach Bodenschätzen und landwirtschaftlichen Flächen, die selbst vor der Verfassung nicht Halt macht.
Die Bedrohung wächst
„Die Erde sagt uns, dass wir keine Zeit mehr haben!“
Txai Suruí ist Indigene vom Volk der Paiter Suruí, Häuptlingstochter, Jurastudentin und Umweltaktivistin. „Wir Indigene stehen im Kampf gegen den Klimawandel an vorderster Front“, sagt sie. „Die Tiere verschwinden, Flüsse sterben und unsere Pflanzen blühen nicht mehr wie früher.“ Txai Surui ist seit diesem Jahr offizielles Mitglied des Beratungsgremiums (conselho deliberativo) des WWF Brasilien.
Ganz besondere Schutzgebiete
Studien zeigen, dass Indigene Territorien die Schutzgebiete sind, die am besten funktionieren und in denen am wenigsten Wald der Säge und dem Feuer zum Opfer fällt. Indigene Gebiete schützen den Regenwald sogar noch besser, als ein Nationalpark es kann.
Über 6000 Indigene Territorien gibt es insgesamt im Amazonasbecken. Sie machen fast ein Drittel der Fläche aus. Die Indigenen Territorien spielen damit eine Schlüsselrolle im Kampf um das Überleben Amazoniens und sichern nicht nur eine überaus lebendige Natur und wichtiges kulturelles Erbe, sondern auch die Süßwasserversorgung weiter Teile Südamerikas und nicht zuletzt unser Weltklima. Mehr denn je brauchen die indigenen Gemeinschaften dafür jeden Beistand, den sie bekommen können.
„Die indigenen Territorien müssen ihrer Bevölkerung aber auch nachhaltige wirtschaftliche Perspektiven bieten, um nach außen hin stark zu sein“
Wie verteidigt man ein Indigenes Territorium?
Zur Überwachung ihrer Gebiete brauchen die indigenen Gemeinschaften Drohnen, Kameras, Boote, Benzin, Internetzugang, Satellitentelefone, Funk- und GPS-Geräte. Zur Durchsetzung ihrer Rechte Anwälte, handfeste Beweise und öffentlichen Druck.
Der WWF leistet im Amazonas Hilfe zur Selbsthilfe, unterstützt die Indigenen in ihren Anliegen, der Verteidigung ihrer Territorien und der Stärkung ihrer Rechte und arbeitet dafür eng mit den lokalen Organisationen und Verbänden zusammen. Die verschiedenen indigenen Völker selbst sind es, die ihre Heimat schützen wollen. Sie müssen Eindringlingen, die hier nach Land und Bodenschätzen suchen, etwas entgegensetzen können, ohne dabei ihr Leben zu riskieren
Was Paranüsse mit dem Schutz indigener Gebiete zu tun haben
„Die indigenen Territorien müssen physisch vor illegalen Eingriffen geschützt werden“, so Dr. Konstantin Ochs, Projektmanager Südamerika beim WWF Deutschland. Abgesehen zum Beispiel von der Ausstattung mit technischem Equipment, Rechtsbeistand und intensiver politischer Arbeit, entwickelt der WWF deshalb gemeinsam mit den Indigenen nachhaltige Einkommensquellen und die Methoden ihrer Vorfahren weiter, um vom Wald zu leben. Wie zum Beispiel das Sammeln von Paranüssen – einer Frucht, die den Umweltschutz geradezu in sich trägt.
Paranuss: Wunderbaum für den Naturschutz
Paranüsse wachsen nicht auf Plantagen. Um Früchte zu tragen, brauchen die Bäume einen gesunden Regenwald. Sie brauchen die anderen Pflanzen um sich herum und bestimmte Bienen, die sie bestäuben. Paranüsse können nur wild im Regenwald gesammelt werden – und man muss den Wald großflächig schützen, um seine Früchte ernten zu können. Der WWF hilft mit entsprechenden Fortbildungen, mit Maschinen zur Weiterverarbeitung und mit besseren Möglichkeiten zum Verkauf, um indigenen Gemeinschaften das so wichtige Einkommen zu ermöglichen und zugleich die Wälder zu schützen.
Größtes Projekt in Südamerika
Der Kampf an der Seite der Indigenen ist das größte Projekt des WWF Deutschland in Südamerika. In den letzten 30 Jahren haben die Indigenen Territorien Brasiliens nur ein Prozent ihrer natürlichen Vegetation verloren. Das darf sich jetzt nicht ändern! Der WWF unterstützt indigene und traditionelle Völker in verschiedenen Regionen des Amazonas-Regenwaldes mit allen Mitteln dabei, sich selbst zu helfen und ihre Rechte durchzusetzen. Für die Artenvielfalt, für den Erhalt eines unschätzbaren kulturellen Reichtums und für unser aller Klima.
Helfen Sie den Indigenen gemeinsam mit dem WWF bei der Verteidigung ihrer Territorien und der Rettung des Amazonas-Regenwaldes!
- Indigenes Land, bedrohtes Land: Kampf um den Amazonas
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