Ende 2025 soll sie in Kraft treten: die EU-Waldschutzverordnung (EUDR). Das Gesetz würde erstmals sicherstellen, dass in Europa verkaufte Produkte – wie Kaffee, Kakao, oder Soja – nicht zur Zerstörung der Wälder dieser Welt beitragen. Die EUDR war nach jahrelangen Verhandlungen ein Meilenstein für den Waldschutz! Die EU-Kommission hat nun jedoch vorgeschlagen, die Umsetzung der Verordnung erneut um ein weiteres Jahr zu verschieben.

Mehr als 30 Millionen Bäume würden wegen der Verzögerung in einem weiteren Jahr verloren gehen. Ein katastrophaler Rückschritt kurz vor der Zielgeraden.

Über 1,2 Millionen Bürger:innen, mehr als 200 NGOs und zahlreiche Unternehmen und Wissenschaftler:innen haben sich für die EUDR eingesetzt. Und jetzt versucht die EU-Kommission, diesen Erfolg auszubremsen: Wegen angeblicher IT-Probleme will die EU-Kommission die EUDR noch einmal um ein Jahr verschieben.

Warum diese Verzögerung fatal wäre:

1. Klimaschutz und Biodiversität verlieren wertvolle Zeit.
Jeder Tag ohne wirksame Regelung bedeutet, dass Waldflächen zerstört werden – für Soja, Kaffee, Palmöl, Rindfleisch, Holzprodukte und andere Waren, die letztlich in unseren Supermärkten landen. Die EUDR war als historisches Instrument gedacht, um genau diese Verknüpfung aufzubrechen.

2.Signalwirkung und Vertrauensverlust der EU-Institutionen.
Die EUDR war eines der zentralen Vorhaben im Rahmen des Europäischen Green Deals – ein weltweit beachtetes Signal zur Ambition der EU in Klima, Natur- und Artenschutz. Ein Rückzieher auf halbem Weg schwächt die Glaubwürdigkeit der EU.

3. Ungleiches Wettbewerbsumfeld und Belohnung des Zögerns. 
Unternehmen, die bereits Vorbereitungen getroffen haben, in Systeme und Nachverfolgbarkeit investiert haben, würden durch eine Verzögerung bestraft, während solche, die bislang abgewartet haben, belohnt würden.

4. Menschenrechte, indigene Gemeinschaften und soziale Gerechtigkeit. 
Entwaldung und Waldschädigung gehen häufig einher mit Landraub, Vertreibung indigener Völker, Verletzungen von Menschenrechten und sozialen Konflikten. Die EUDR enthält Bestimmungen, die eben auch solche Risiken adressieren. Eine Verzögerung schwächt den Schutz dieser vulnerablen Gruppen weiter.

5. Waldpolitik ist Sicherheitspolitik.  
Die EUDR ist nicht nur ein Umweltgesetz, sondern ein Baustein europäischer Sicherheitspolitik. Sie hilft zu verhindern, dass autoritäre Staaten wie Belarus oder Russland über illegale Importe Sanktionen umgehen und unsere Märkte destabilisieren.  

Generelle Abschwächung des Gesetzes?

Laub- und Nadelbäume im Schwarzwald
Laub- und Nadelbäume im Schwarzwald © Claudi Nir / WWF

Eine erneute Verschiebung wäre also katastrophal. Aber damit nicht genug: Politiker:innen aus der Europäischen Volkspartei (EVP) und der CDU in Deutschland haben schon gedroht, die Verordnung nicht nur aufschieben, sondern gleich abschwächen zu wollen.

Besonders gefährlich ist der deutsche Vorschlag einer „Zero-Risk“-Kategorie: Für Importe aus angeblich risikofreien Ländern würden Sorgfaltspflichtprüfungen komplett entfallen. Zentrale Ziele der Verordnung – wie der Schutz vor Walddegradierung und Illegalität – würden damit ausgehebelt und riesige Schlupflöcher geschaffen werden. Die EUDR würde faktisch unwirksam sein.

Wenn heute Wald fällt, dann ist die Antwort nicht: „Wir brauchen mehr Zeit“. Die Antwort muss lauten: „Wir handeln jetzt“.

Der Vorschlag zur Verzögerung der EUDR ist ein politisches Manöver, das auf Kosten unserer Klimaziele, der Artenvielfalt und der Menschenrechte geht.

Werden Sie aktiv und schützen Sie den Wald

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