Es war ein Meilenstein für den Waldschutz: Nach jahrelangen Verhandlungen sollte die EU-Waldschutzverordnung (EUDR) Ende 2025 in Kraft treten. Das Gesetz sollte erstmals sicherstellen, dass in Europa verkaufte Produkte – wie Kaffee, Kakao, Holzprodukte, Rindfleisch oder Soja – nicht zur Zerstörung von Wäldern beitragen. Über 1,2 Millionen Bürger:innen, mehr als 200 NGOs und zahlreiche Unternehmen und Wissenschaftler:innen haben sich für die EUDR eingesetzt. Natürlich auch der WWF.

Und jetzt versucht die EU-Kommission, diesen Erfolg auszubremsen: Wegen angeblicher IT-Probleme sollte die EUDR noch einmal um ein Jahr verschoben werden - ein katastrophaler Rückschritt kurz vor der Zielgeraden. Mehr als 30 Millionen Bäume würden wegen der Verzögerung in einem weiteren Jahr verloren gehen. Auch eine generelle Abschwächung des EUDR wurde diskutiert.

Verwässerte Verordnung

Weideflächengewinnung in Kolumbien © Luis Barreto WWF-UK
Weideflächengewinnung in Kolumbien © Luis Barreto WWF-UK

Dazu kommt es jetzt erstmal nicht: Die EU-Kommission hat im Oktober 2025 aber mehrere punktuelle Aufweichungen und Verschiebungen vorgeschlagen. Für kleine Unternehmen sollen die Anforderungen gelockert werden, mit denen sie die Entwaldungsfreiheit ihrer Produkte nachweisen müssen. Gleichzeitig soll für sie die Anwendung der EUDR auf Mitte 2027 verschoben werden. Für alle anderen Unternehmen soll die Verordnung wie geplant am 21.12.2025 gültig werden.

„Statt für Klarheit und Planungssicherheit zu sorgen, schafft die Kommission kurz vor dem geplanten Start neue Unsicherheiten – und gefährdet Klima, Artenvielfalt und fairen Wettbewerb. Jegliche Verschiebung oder Aufweichung bestraft die Vorreiter und belohnt diejenigen, die auf Zeit spielen“, sagt Peer Cyriacks, Programmleiter Wald beim WWF Deutschland.

Der Kampf geht weiter

Auenwald © Juan Pratginestos / WWF
Auenwald © Juan Pratginestos / WWF

Immerhin hat die Europäische Kommission nicht wie befürchtet eine noch weitergehende Abschwächung der EUDR vorgeschlagen, trotz massiven Drucks durch Lobbygruppen.

Wir bleiben dabei: Der Waldschutz darf nicht durch eine Verschiebung und zusätzliche Ausnahmen geschwächt werden. Die Bundesregierung und die EU-Mitgliedstaaten sollten sich im EU-Rat dafür einsetzen, dass die EUDR wie geplant umgesetzt wird. Der WWF wird sich weiter dafür einsetzen.

Nur zu Erinnerung: Entwaldung zählt weltweit zu den größten Treibern der Klimakrise – und die EU hat den zweitgrößten Entwaldungsfußabdruck der Welt.

Warum diese Verzögerung fatal wäre:

1. Klimaschutz und Biodiversität verlieren wertvolle Zeit.
Jeder Tag ohne wirksame Regelung bedeutet, dass Waldflächen zerstört werden – für Soja, Kaffee, Palmöl, Rindfleisch, Holzprodukte und andere Waren, die letztlich in unseren Supermärkten landen. Die EUDR war als historisches Instrument gedacht, um genau diese Verknüpfung aufzubrechen.

2.Signalwirkung und Vertrauensverlust der EU-Institutionen.
Die EUDR war eines der zentralen Vorhaben im Rahmen des Europäischen Green Deals – ein weltweit beachtetes Signal zur Ambition der EU in Klima, Natur- und Artenschutz. Ein Rückzieher auf halbem Weg schwächt die Glaubwürdigkeit der EU.

3. Ungleiches Wettbewerbsumfeld und Belohnung des Zögerns. 
Unternehmen, die bereits Vorbereitungen getroffen haben, in Systeme und Nachverfolgbarkeit investiert haben, würden durch eine Verzögerung bestraft, während solche, die bislang abgewartet haben, belohnt würden.

4. Menschenrechte, indigene Gemeinschaften und soziale Gerechtigkeit. 
Entwaldung und Waldschädigung gehen häufig einher mit Landraub, Vertreibung indigener Völker, Verletzungen von Menschenrechten und sozialen Konflikten. Die EUDR enthält Bestimmungen, die eben auch solche Risiken adressieren. Eine Verzögerung schwächt den Schutz dieser vulnerablen Gruppen weiter.

5. Waldpolitik ist Sicherheitspolitik.  
Die EUDR ist nicht nur ein Umweltgesetz, sondern ein Baustein europäischer Sicherheitspolitik. Sie hilft zu verhindern, dass autoritäre Staaten wie Belarus oder Russland über illegale Importe Sanktionen umgehen und unsere Märkte destabilisieren.  

Werden Sie aktiv und schützen Sie den Wald

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