Ohne Sonne wachsen keine Pflanzen, es ist dunkel und mit rund null bis vier Grad kälter als in einem Kühlschrank. Außerdem ist der Wasserdruck sehr hoch. So nennt man den Druck, den Wasser auf etwas ausübt. Du spürst ihn, wenn du im Wasser nach unten tauchst. Den Wasserdruck in der Tiefsee würden wir Menschen nicht überleben. Denn bei einer Tiefe von 10.000 Metern ist der Druck so groß, als lägen mehr als 100 Blauwale auf deinem Körper.
Wer schon mal im Meer geschnorchelt ist, weiß, dass es knapp unter der Wasseroberfläche hell ist. Doch je tiefer man taucht, umso dunkler wird es. Dort zu überleben ist nicht leicht und trotzdem ist die Welt weit unten im Meer voller Leben. Viele Tiere gibt es nur dort. Das macht die Tiefsee so besonders.
Ewige Finsternis
In der Tiefsee gibt es kaum oder gar kein Sonnenlicht mehr. Für viele Forscherinnen und Forscher beginnt sie bereits ab 200 Meter Tiefe. Für andere Expertinnen und Experten beginnt die Tiefsee ab 800 oder 1.000 Meter unter der Wasseroberfläche. Sie reicht, je nach Meer, Hunderte oder Tausende Meter hinab.
Es ist nicht leicht, die Tiefsee zu erforschen. So weit unten im Meer herrscht ein sehr großer Wasserdruck – zu hoch und lebensgefährlich für Menschen. Selbst mit besonderen Tauchanzügen können Menschen nur rund 450 Meter tief tauchen. Darum kommen U-Boote und Roboter zum Einsatz.
Doch Forschungsreisen in die Tiefsee sind sehr aufwändig und teuer. Also kein Wunder, dass die Tiefen der Meere noch größtenteils unerforscht sind. Durch Bilder, Videos und Proben von bisherigen Tauchfahrten wissen wir aber, dass es dort unten unzählige Tiere gibt, die noch gar nicht beschrieben sind.
Schon gewusst?
Im Jahr 1960 schafften es Jacques Piccard und Don Walsh, als erste Menschen mit dem U-Boot Trieste in den Marianengraben zu tauchen – und zwar 10.910 Meter tief. Das ist eine Strecke so lang wie mehr als 100 Fußballfelder hintereinander.
Komm, wir reisen hinab zu den Tieren der Tiefsee:
Schon gewusst?
Der Marianengraben ist der tiefste Punkt der Erde: Von der Wasseroberfläche bis zum Meeresboden sind es 11.934 Meter! Der höchste Berg der Welt, der Mount Everest, misst „nur“ 8.849 Meter und würde in dem Graben versinken.
Leben extrem
Leben in der Tiefsee
Immer wieder werden in den unteren Stockwerken der Weltmeere bisher unbekannte Arten von Fischen, Krebsen, Quallen und anderen Tieren entdeckt, viele von ihnen mit riesigen Augen und langen Fangzähnen.
Sie sind meistens schwarz, durchsichtig oder rot gefärbt. Denn unten im Meer sieht die Farbe Rot wie schwarz aus. Darum sind rote Tiere im dunklen Wasser nicht zu sehen – auch der Vampirtintenfisch im Bild links nicht. Die Tiefseebewohner haben sich ganz unterschiedlich an das Leben tief unten im Meer angepasst.
Fressen im Dunkeln
In der Tiefsee ist außerdem die Nahrung knapp. Deshalb arbeiten viele Fische mit Beleuchtung. Der Tiefsee-Anglerfisch zum Beispiel hat sogar eine Art Angelrute auf seiner Stirn, deren Ende leuchtend vor seinem großen Maul baumelt. Er sieht aus wie ein Leckerbissen und lockt kleinere Fische an. Die landen dann prompt im Anglerfisch-Magen.
Andere Arten fressen Reste von Beutetieren, die von oben herunterrieseln. Manche Fische schwimmen nachts zum Fressen in höhere Bereiche des Meeres. Geht die Sonne auf, tauchen sie wieder ab, bevor sie von Fressfeinden gesehen werden.
Der Schwarze Drachenfisch hat zum Anlocken der Beutetiere einen leuchtenden, wurmähnlichen Köder an seinem Kinn hängen.
Viele sind klein, nur wenige groß
Im Vergleich zu ihren Verwandten weiter oben im Meer sind viele Tiefseebewohner ziemlich klein. Die meisten messen weniger als 30 Zentimeter. Ein möglicher Grund dafür ist, dass sie wenig Nahrung finden.
Es geht in manchen Fällen aber auch anders herum: Manche Arten sind viel größer als ihre Verwandten weiter oben! Wie zum Beispiel die Riesenasseln. Sie können bis zu 50 Zentimeter lang und 1,7 Kilogramm schwer werden – das ist 200-mal mehr als Kellerasseln an Land.
Abtauchen in die Tiefsee
Der bis zu 20 Meter lange Pottwal lebt in allen Ozeanen der Welt und schwimmt immer wieder bis 2.000 Meter in die Tiefsee, um dort vor allem Tintenfische zu jagen – auch den großen Riesenkalmar.
Im Dunkeln leuchten – wie geht das?
Hier ein Lichtblitz, dort schon wieder einer ... In der Tiefsee ist es nicht immer stockdunkel. Viele Bewohner bringen Licht in die Finsternis, indem sie leuchten, so wie dieser Viperfisch.
Das nennt man Biolumineszenz und die funktioniert ähnlich wie bei den Glühwürmchen: Durch eine chemische Reaktion entsteht Energie in Form von Licht.
Manche Tiere leuchten selbst, andere haben leuchtende Bakterien in sich.
Was sind die Schwarzen Raucher?
Dringt am aktiven vulkanischen Meeresboden kaltes Wasser durch Bodenrisse ins Erdinnere, wird es dort stark erhitzt auf über 400 Grad Celsius. Außerdem wird es mit vielen gelösten Mineralen aus dem darunter liegenden Magma angereichert. Dieses heiße Wasser wird dann nach oben ins kalten Meerwasser ausgestoßen und sieht dann aus wie eine Rauchsäule.
Durch das rasche Abkühlen im kalten Meerwasser flocken die Minerale aus dem Wasser aus und lagern sich am Meeresboden ab. Dort bilden sie im Lauf der Zeit bis zu 25 Meter hohe kaminartige Schlote aus Mineralen wie Kupfer, Eisen, Mangan oder Zink. Das sind die Schwarzen oder Weißen Raucher (je nach Mineralen). Mehrere Raucher zusammen sind ein Hydrothermalfeld.
In ihrer Umgebung tummeln sich viele Bakterien, die für einige Tiefseetiere eine wichtige Nahrungsquelle bilden. Deshalb leben dort unzählige Arten. Manche dieser Artenen leben nur dort, darunter der Riesenröhrenwurm Riftia. Er wird bis zu drei Meter lang.
Tiefsee in Not
Manches, was über der Wasseroberfläche passiert, hat sehr schlimme Folgen für die Welt weit unten im Meer.
Überfischung
Manche Fischer werfen ihre Netze hunderte Meter tief in die Meere und erwischen dabei auch Tiefseetiere.
Doch die bekommen seltener Nachwuchs und wachsen langsamer als Tiere, die weiter oben leben. Werden also zu viele Tiefseebewohner einer Art gefangen, kann sich ihr Bestand nicht mehr erholen.
Erderhitzung
Wenn es auf der Erde immer wärmer wird, steigt die Temperatur in den Meeren – auch in der Tiefsee. Das bringt ihre Bewohner in Gefahr, denn die sind an das kalte Tiefseewasser gewöhnt. Durch die Erderhitzung verändern sich auch die Meeresströmungen.
Verschmutzung der Meere
Unzählige Tonnen Plastikmüll landen jedes Jahr in den Meeren. Dieses Plastik sinkt irgendwann in die Tiefsee hinab. Dort wird es von den Tiefseebewohnern gefressen oder lagert sich am Meeresboden ab. Das kann der Tiefsee schaden und die Artenvielfalt zerstören.
So wurde 2020 im Marianengraben in 6.500 Metern Tiefe eine bis dahin unbekannte fünf Zentimeter große Flohkrebsart entdeckt, die bereits ein Mikroplastikfädchen in ihrem Körper hatte. Das Entdeckerteam nannte sie deshalb „Eurythenes plasticus“.
Korallenschmuck
Ob als Kette oder Ohrring, viele Menschen stellen aus Korallen Schmuck her. In vielen Urlaubsländern wird solcher Schmuck als Andenken angeboten. Den sollte man nicht kaufen, damit die Bestände von bedrohten Arten, wie den Tiefseekorallen, nicht weiter gefährdet werden. Außerdem ist das Mitbringen vieler Korallenarten verboten.
Bergbau
Unter dem Meeresboden liegen große Erdölfelder. Und auf dem Meeresgrund lagert jede Menge Methanhydrat. Das ist eine Art brennbares Eis, aus dem Energie gewonnen werden kann. Auch Metalle wie Seltene Erden, Kupfer und Platin kommen in großen Mengen in der Tiefsee vor und es wird gerade diskutiert, ob man sie abbauen kann und darf.
Tiefsee in Gefahr
Schon die Planung eines Rohstoffabbaus bringt alles im Wasser durcheinander. Sind ständig Schiffe und Tauchroboter unterwegs, stört der Unterwasserlärm die Meerestiere.
Das gilt ebenso, wenn Maschinen weit unten im Meer Rohstoffe abbauen. Wird dabei der Meeresboden umgegraben, zerstört dies den Lebensraum vieler Tiere für lange Zeit. Denn die Tiefsee braucht sehr lange, um sich davon zu erholen.
Rohstoffe aus der Tiefe
Schon jetzt dürfen Rohstoffe im Meer abgebaut werden. Gefördert werden Erdöl und Gas oder Sand und Kies, teilweise in über 1.000 Meter Tiefe. Doch manche Firmen wollen noch tiefer gehen. Fachleute haben zum Beispiel schon den Tiefseebergbau rund 4.500 Meter unter der Wasseroberfläche untersucht. Ob ein Abbau von Bodenschätzen dort und noch weiter unten irgendwann erlaubt sein wird, weiß niemand.
Der WWF im Einsatz: Unser Plan
Es soll so lange kein kommerzieller Tiefseebergbau erlaubt werden, bis dieser sicher ist. Das heißt, Menschen dürfen kein Geld mit dem Rohstoffabbau verdienen, solange er den dort lebenden Tieren und Pflanzen schaden und ihren Lebensraum zerstören kann. Mit diesem Plan ist der WWF nicht allein: Zahlreiche Unternehmen, Naturschutzorganisationen, Wissenschafts-Institute und andere setzen sich mit uns für das Verbot ein.
So wollen wir gemeinsam die Tiefsee vor der Verwüstung durch Rohstoffabbau schützen, um die unglaubliche Artenvielfalt dort zu bewahren, darunter auch diesen Flohkrebs rechts im Bild.
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