Eigentlich ist die Ostsee noch ein Ozeanbaby, denn sie entstand vor gerade mal 12.000 Jahren. Die meisten anderen Meere auf der Erde sind mehrere Millionen Jahre alt. Aber nur die wenigsten haben eine so spannende Geschichte wie die Ostsee.

Kreidefelsen auf Rügen an der Ostsee
Kreidefelsen auf Rügen an der Ostsee © WWF

Geboren wurde sie als gigantischer Süßwassersee, gespeist aus dem Schmelzwasser vieler abtauender Gletscher, als die letzte Eiszeit zu Ende ging und es wärmer wurde. Vor rund 12.000 Jahren schwappte dann erstmals Meerwasser in die Ostsee (in Mittelschweden), weil der Meeresspiegel anstieg. Später hob sich das von den schweren Gletschern erleichterte Land im Norden und stoppte wieder den salzigen Zustrom aus dem Atlantik.

Erst vor etwa 8.000 Jahren schwemmten erneut salzige Fluten in den riesigen Süßwassersee, diesmal zwischen schwedischem Festland und dänischen Inseln. Dieser schmale Durchbruch zur Nordsee blieb bis heute die einzige Verbindung der Ostsee zum Weltmeer. Genau genommen sind es heute drei: Sie heißen Öresund, Großer Belt und Kleiner Belt. Und weil von dort nur wenig Salzwasser hineinschwappt, schmeckt das Wasser der Ostsee viel weniger salzig als das der Nordsee.

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Schon gewusst?

Die Ostsee ist 404.345 Quadratkilometer groß – und damit etwas größer als Deutschland. Sie ist durchschnittliche 53 Meter und maximal 459 Meter tief. Sie enthält rund 21.600 Kubikkilometer Wasser – das ist 450-mal so viel wie der Bodensee!

In der Ostsee

Seegraswiese in der Ostsee
Seegraswiese in der Ostsee © Philipp Kanstinger / WWF

Schweinswale, Seehunde, Ringel- und Kegelrobben gehören zu den größten Tieren in der Ostsee. Sie teilen sich ihren Lebensraum mit etwa 100 verschiedenen Fischarten, darunter Dorsche, Heringe, Hechte, Barsche und Flundern. Am und im Meeresboden und an den großen Steinriffen leben Krebse, Muscheln, Schnecken, Seesterne und Würmer.

Am Meeresboden wachsen in geringer Wassertiefe grüne Seegraswiesen. Braunalgen besiedeln die Steinriffe. Beides sind wichtige Lebensräume für viele Meeresbewohner. Viele Tiere bringen ihre Jungen hier zur Welt. Der Nachwuchs kann sich im Dickicht gut verstecken und Nahrung finden. Seegräser betreiben wie die Pflanzen an Land Photosynthese. Sie nehmen Kohlenstoffdioxid aus dem Wasser auf und produzieren Sauerstoff. Seegraswiesen sind also wichtige Unterwasserspeicher von Kohlendioxid und Hotspots der Artenvielfalt.

Was ist eigentlich ... ein Riff?

Der Meeresboden der Ostsee besteht größtenteils aus weichem Sand oder Schlick. Ein Riff in der Ostsee ist eine Ansammlung von Felsen oder größeren Steinen. Stell dir ein solches Riff vor wie ein Gebirge unter Wasser. Auf den harten Untergründen können sich viele Pflanzen und Tiere wie Fische, Krebse, Muscheln und Seesterne ansiedeln, die auf weichem Boden nicht überleben könnten.

Am Strand und in den Dünen

Ostseestrand bei Warnemünde © Ralph Frank / WWF
Ostseestrand bei Warnemünde © Ralph Frank / WWF

Wo Wellen und Strömungen auf Land treffen, entstehen aus angeschwemmtem Sand, Kies und Muscheln Strände. Der Wind weht den Sand landeinwärts. Dieser bleibt zum Beispiel an Pflanzen hängen und häuft sich an. Es bilden sich kleine oder größere Sandhügel, die sich ständig verändern: Dünen. Am Strand und in den Dünen leben verschiedene Tiere. Möwen, Wat- und Wasservögel suchen den Saum nach Nahrung ab: angeschwemmte Muscheln, Schnecken, Krebse und Fische. Viele der Vögel brüten direkt am Strand oder in den Dünen. Ihre Nester bauen sie windgeschützt in Sandkuhlen oder zwischen Pflanzen. Die Pflanzen, die hier wachsen, sind bestens an den teils starken Wind und das salzige Wasser angepasst. Dazu gehören zum Beispiel Strandhafer, Meerkohl und Salzmiere.

Luftaufnahme Greifswalder Bodden © Alexander Wieme / WWF
Luftaufnahme Greifswalder Bodden © Alexander Wieme / WWF

Hinterm Strand gibt's noch mehr Wasser

Stell dir einen tollen Sandstrand vor, davor das Meer, dahinter Dünen und dahinter … noch mehr Meer! Wirklich, kein Süßwasser, steck’ den Finger rein. Das nennt man Bodden – ein Küstengewässer, das vom offenen Meer durch eine Landzunge abgetrennt ist.

An den Steilküsten

Jasmund Kreidefelsen © Christian Ziegler / WWF
Jasmund Kreidefelsen © Christian Ziegler / WWF

Steilküsten haben kaum einen Strandbereich und keine Dünen. Stattdessen dessen erheben sich steile Hänge. Immer wieder brechen Teile der Hänge ab. Die Brandung und der Wind tragen Gestein ab. So verändert sich die Küste ständig.  Vögel wie die Uferschwalbe graben kleine Höhlen in die Küstenwände und bauen dort ihre Nester. Steilküsten bestehen meist aus verschiedenen Erdschichten, die teilweise sehr alt sind. Sie geben spannende Einblicke in die Geschichte der Landschaft – und sind wichtige Rückzugsorte für seltene Tierarten. Die Steilküsten werden auch Kliffe genannt.

Vorsicht!

Es ist gefährlich, Steilküsten zu betreten, weil sie sich ständig verändern und sogar ganze Hänge abrutschen können.

Ostsee in Not?

Die vielfältigen und einzigartigen Lebensräume der Ostsee bieten zahlreichen Arten ein Zuhause. Doch die Ostsee und ihre Tiere und Pflanzen sind bedroht.

Grünalge und Anzeichen von Eutrophierung
Grünalge und Anzeichen von Eutrophierung © Germund Sellgren / WWF Schweden

Überfischung

In der Ostsee leben immer weniger Fische. Das liegt daran, dass seit vielen Jahrzehnten mehr Fische aus der Ostsee gefangen werden, als nachwachsen können. Man spricht dann von Überfischung. In der Ostsee sind durch die Überfischung viele Speisefische selten geworden. Dazu zählen zum Beispiel Ostseedorsch, Hering, Lachs und Scholle.

Klimakrise

Eine der größten Gefahren für die Lebensräume der Ostsee ist die Klimakrise. Durch die steigenden Temperaturen schmilzt das Eis an den Polen. Dadurch steigt weltweit der Meeresspiegel, auch in der Ostsee. In Zukunft könnten viele Inseln und Küstenbereiche überschwemmt werden und damit wertvolle Lebensräume verloren gehen.

Durch die Klimakrise wird auch das Wasser in der Ostsee immer wärmer. Einige Pflanzen und Tiere reagieren empfindlich auf die Änderung der Wassertemperatur. Wird das Wasser zu warm, sterben zum Beispiel die Seegraswiesen und es wachsen immer mehr Grünalgen.

Plastikmüll am Strand
Plastikmüll am Strand © Marina Larina / GettyImages / iStock

Verschmutzung

Lange Zeit galt die Ostsee als eines der am meisten verschmutzten Meere der Welt. Über Abwässer und Flüsse gelangen auch heute noch Industrieabfälle, Dünger aus der Landwirtschaft und große Mengen Mikroplastik in die Ostsee. Der Müll und die Giftstoffe bringen das Ökosystem der Ostsee durcheinander und bedrohen ihre Tier- und Pflanzenwelt.

Schifffahrt

Jedes Jahr durchqueren zahlreiche Fähren, Öltanker, Kreuzfahrt- und Containerschiffe die Ostsee. Die Abgase der Schiffe sowie Öl und Chemikalien, die durch Unfälle ins Meer gelangen, verschmutzen die Luft und das Wasser und vergiften Tiere und Pflanzen. Noch dazu stört der Unterwasserlärm der Schiffsmotoren die Tiere. Besonders betroffen sind solche, die sich an Geräuschen orientieren und auf ihr Gehör angewiesen sind, wie zum Beispiel die Schweinswale.

Geisternetze

Geisternetzbergung Rügen Mikroplastik am Ostseegrund © Andrea Stolte / WWF
Geisternetzbergung Rügen Mikroplastik am Ostseegrund © Andrea Stolte / WWF

Es kann vorkommen, dass Fischer Netze, Reusen oder andere Fanggeräte verlieren, zum Beispiel bei schlechtem Wetter oder wenn sie sich unter Wasser verhaken. Diese herrenlosen Netze bleiben oft jahrelang nutzlos am Meeresgrund. Man nennt sie deshalb „Geisternetze“. Sie stellen eine große Gefahr für Meerestiere dar. Schweinswale, Robben, Vögel, Fische und andere Tiere können sich darin verheddern und ersticken. Mit der Zeit zerfallen die Netze in immer kleinere Plastikteilchen, die von Meerestieren gefressen werden. Die Tiere können davon krank werden und sogar sterben.

Was macht der WWF?

Er setzt sich dafür ein, dass

  • weniger Düngemittel auf den Äckern der umliegenden Küsten eingesetzt werden,
  • weniger Dorsch und andere Fischarten gefangen werden,
  • Schiffe auf der Ostsee mit Lotsen fahren müssen, um Unfälle zu vermeiden,
  • Geisternetze eingesammelt werden,
  • der Klimawandel abgebremst wird, damit die Tieren und Pflanzen in der Ostsee nicht noch mehr Probleme kriegen.

Außerdem hat der WWF mit Wassersportlern und Anglern vereinbart, dass die Nahrungs- und Rastgebiete der Zugvögel im Greifswalder Bodden und im Strelasund nicht mehr gestört werden.

Und natürlich hilft der WWF bedrohten Tierarten wie der Kegelrobbe, sich wieder an der deutschen Küste anzusiedeln. Beim Seeadler hat das schon prima geklappt.

Kegelrobben kommen zurück

Nahaufnahme einer Kegelrobbe an der Ostsee
Nahaufnahme einer Kegelrobbe an der Ostsee © Seppo Keränen / WWF

Kegelrobben werden bis zu 2,30 Meter lang und sind damit die größten Raubtiere Deutschlands. Leider wurden sie lange Zeit verfolgt. Außerdem wurde früher viele Umweltgifte in die Ostsee gekippt. Deshalb gab es dort immer weniger Kegelrobben. An der deutschen Ostseeküste waren sie sogar ganz verschwunden.

Um diese letzten Exemplare zu retten, wurden Schutzgebiete eingerichtet und das Robbenjagen verboten. Auch wurde die Ostsee etwas sauberer, weil die Einleitung bestimmter Schmutz- und Giftstoffe verboten wurde.

Deshalb gibt es heute wieder mehr Kegelrobben – rund 30.000 Tiere in der ganzen Ostsee. Auch an der deutschen Ostseeküste kannst du immer öfter Kegelrobben entdecken. Inzwischen leben dort ungefähr 200 bis 300 Tiere.

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