Der Klimawandel ist bereits in vollem Gange und wir müssen sofort und weltweit handeln, um die globale Erwärmung so niedrig wie möglich zu halten. Darüber hat die Arbeitsgruppe III des Weltklimarats IPCC im April 2014 in Berlin beraten. Zum Glück gibt es Städte auf unserem Planeten, die Klimaschutz groß schreiben und damit gleichzeitig dem Wohl ihrer Bürger dienen. Kann Deutschland das auch?

Grünes Wohlfühlen in Kopenhagen

Weniger Abgase, weniger Energieverschwendung und vor allem weniger kurzsichtiges Handeln: Kopenhagen will als erste Hauptstadt der Welt CO2-neutral werden. Das heißt, dass die Stadt nur noch so viele Treibhausgase ausstößt, wie sie selbst durch Parks und Technik wieder binden kann. Bereits in elf Jahren, bis 2025, will Kopenhagen dieses ehrgeizige Ziel erreicht haben. Das schützt nicht nur unser aller Klima, sondern erhöht auch die Lebensqualität der Stadt enorm.

10 Gründe, warum wir uns in klimafreundlichen Städten wohler fühlen

  1. Grünflächen für alle
  2. Weniger Ärger mit Bus und Bahn
  3. Fahrradfreundlichkeit
  4. Weniger Benzinkosten
  5. Weniger Staus
  6. Weniger Lärm
  7. Weniger Gestank
  8. Weniger Müll
  9. Weniger Energiekosten
  10. Besseres Wasser

Die Pläne von Dänemarks Hauptstadt

Ein Fahrrad in Kopenhagen © Fernando Zarur / WWF
Ein Fahrrad in Kopenhagen © Fernando Zarur / WWF

Kopenhagen will so viele Parks anlegen, dass bald jeder Bürger nur fünf bis zehn Minuten zu Fuß von einer Grünanlage entfernt wohnt. Es soll weniger Ärger mit Bus und Bahn geben: Dänemarks Hauptstadt will den öffentlichen Nahverkehr so verbessern, dass es keinen Grund mehr gibt, ihn nicht zu nutzen. Auch die Elektromobilität wird gefördert und Kopenhagens Radwegenetz wird auf fast 500 komfortable Kilometer ausgebaut.

Schon im kommenden Jahr soll die Hälfte aller Kopenhagener mit dem Fahrrad zur Arbeit oder Schule fahren. Deshalb werden die extrabreiten Radwege im Winter zum Beispiel auch vorrangig vor den Straßen vom Schnee befreit. Kopenhagen setzt außerdem auf Müllvermeidung – wodurch auch die Wasserqualität steigt, auf die Grundsanierung alter Gebäude und den Ausbau von erneuerbaren Energien. Schon heute gilt in Dänemarks Hauptstadt: Windenergie statt Kohlestrom, Erdwärme statt Erdgas.

Es ist nicht alles grün, was glänzt

„Oft mangelt es den Städten und Ländern nicht an ambitionierten Plänen zum Klimaschutz, sondern an der raschen und effektiven Umsetzung der Maßnahmen.“ sagt Denise Loga, Klimaexpertin beim WWF Deutschland. Der Klimawandel und seine negativen Auswirkungen finden bereits statt. Jetzt ist schnelles und konsequentes Handeln gefragt. Denn je länger wir warten, desto schwerer und auch teurer werden die Folgen der globalen Erwärmung sein. Den Klimawandel aufzuhalten, ist die größte Aufgabe unserer Zeit.

Wie im Beispiel Kopenhagen sind Energieversorgung und Energieverbrauch wichtige Hebel, an denen alle Staaten jetzt ansetzen müssen, um ihren CO2-Ausstoß zu verringern. Schnelles Handeln ist nötig, damit nicht Millionen von Menschen durch den Klimawandel ihre Existenzgrundlage verlieren. Das ist eine der Kernaussagen des IPCC – einem von den Vereinten Nationen beauftragten Rat von Klimaexperten: Vom 7. bis 13. April 2014 waren in Berlin hochrangige Wissenschaftler aus aller Welt zusammen gekommen, um den dritten und letzten Teil des aktuellen Weltklimaberichtes (IPCC AR5 WG3) zu veröffentlichen.

Hunderte von Autoren hatten seit 2010 an dem Bericht gearbeitet. Der Weltklimareport des IPCC ist die umfassendste, zuverlässigste und genaueste Auswertung wissenschaftlicher Erkenntnisse zum Klimawandel, die je produziert wurde.

Die Welt stellt die falschen Weichen für die Zukunft

Kohlekraftwerk © Sam Hobson / WWF UK
Kohlekraftwerk © Sam Hobson / WWF UK

Die klare Botschaft des Weltklimarats IPCC in Berlin: Wir müssen uns von Öl, Gas und vor allem der Kohle verabschieden. Die menschgemachten Treibhausgasemissionen haben trotz Gegenmaßnahmen einen neuen Höchststand erreicht. Um die schlimmsten Folgen des Klimawandels zu verhindern, muss der weltweite Ausstoß an Treibhausgasen bis Mitte des Jahrhunderts um 40 bis 70 Prozent sinken, so die Experten. Sie machten außerdem deutlich, dass die Bekämpfung des Klimawandels durch die Verlagerung von Investitionen noch machbar sei. Die weltweiten Kosten für die Reduktion von klimaschädlichen Treibhausgasen seien sehr viel niedriger als ursprünglich erwartet.

„Je schneller Subventionen in fossile Brennstoffe abgebaut werden und in den Ausbau klimafreundlicher Technologien fließen, umso eher können wir von den wirtschaftlichen und sozialen Vorteilen einer Energiewende für Mensch und Natur profitieren“, betont WWF Klimaexpertin Denise Loga. Neben dem dringend erforderlichen, massiven Ausbau erneuerbarer Energien ist ein weiterer wichtiger Schritt die Steigerung der Energieeffizienz – also Energieeinsparungen zum Beispiel durch eine bessere Wärmedämmung von Gebäuden.

IPCC: Klimawandel in drei Akten

Der erste Teil des Weltklimareports wurde bereits im September 2013 veröffentlicht. Er behandelt die wissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels. Mitte März 2014 folgte nach einer Konferenz in Yokohama der zweite Teil. Darin beschäftigen sich die Forscher mit den Auswirkungen der Erderwärmung und erforderlichen Anpassungsmaßnahmen. Ganze Städte müssen umgebaut werden, um gegen Hitze und häufigere Fluten gewappnet zu sein. Die Klimaveränderungen bedrohen auch die Lebensräume von Tier- und Pflanzenarten und können sogar zum Aussterben einzelner Spezies führen. Weltweit versauert das Treibhausgas CO2 unsere Ozeane. Die Erderwärmung lässt den Meeresspiegel ansteigen und führt zu Wassermangel und Ernteeinbußen.

„Bei uns in Deutschland müssen wir in Zukunft vermehrt mit Starkregen, Hitzewellen und in der Landwirtschaft mit Veränderungen des Saatgutanbaus, der Erntezeitpunkte und der Einwanderung neuer Schädlinge rechnen“, erklärt Denise Loga.

Der dritte Teil des Weltklimaberichts behandelt schließlich das Thema Minderung: Um die Folgen des Klimawandels so gering wie möglich zu halten, müssen alle Staaten ihren Ausstoß an Treibhausgasen sofort mindern und wirksame Maßnahmen zum Klimaschutz ergreifen.

Kopenhagen: Vorbild für deutsche Städte?

München will bis 2025 so viel grüne Energie erzeugen, wie die gesamte Stadt verbraucht, und wäre damit weltweit die erste Millionenstadt, die ihren gesamten Strombedarf aus erneuerbaren Energien deckt. Berlin eifert Kopenhagen nach, will bis 2050 klimaneutral werden und damit gleichzeitig die Lebensqualität in der Hauptstadt verbessern. Auch andere deutsche Städte, Landkreise und Gemeinden haben ehrgeizige Pläne. Doch insgesamt setzt Deutschland noch zu stark auf den fossilen Energieträger Kohle und schadet damit seiner Klimabilanz enorm. 

Deutschland ist nicht mehr Klimaschützer Nummer Eins

„Mit dem Beschluss zur Energiewende hat Deutschland einen bedeutenden Schritt in die richtige Richtung getan. Allerdings hapert es momentan an der Umsetzung“, sagt Denise Loga vom WWF. „Die Gewinnung von Energie aus Kohle muss massiv herabgesetzt werden. Gleichzeitig müssen innovative erneuerbare Technologien und vor allem die Energieeffizienz deutlich stärker gefördert werden. Nur so wird Deutschland seine anfängliche Vorreiterrolle im Klimaschutz wiedergewinnen können.“ Ohne eine drastische Verminderung der Treibhausgase steuern wir in rasantem Tempo auf eine Erderwärmung zu, die unwiderrufliche Folgen für Mensch und Natur mit sich bringen wird. Der Klimawandel muss sofort eingedämmt werden, um unsere Lebensgrundlagen zu bewahren.

  • Windkraftrad © Global Warming Images / WWF Modell Deutschland

    Deutschland muss den Ausstoß von Treibhausgasen bis zum Jahr 2050 um etwa 95 Prozent im Vergleich zu 1990 senken. Weiterlesen ...