Baumwolle nachhaltig anbauen, ohne Einsatz genveränderten Saatguts und ohne Bewässerung: Dafür setzt sich der WWF zusammen mit der Initiative Cotton made in Africa (CmiA) in Ländern südlich der Sahara bei dortigen Kleinbetrieben ein.

Baumwollernte © Martin J. Kielmann / CmiA
Baumwollernte © Martin J. Kielmann / CmiA

Ob Kleidung, Bettwäsche oder Handtücher: Baumwolle ist uns hautnah.

Wie können wir sicher sein, dass sie sozial und ökologisch nachhaltig produziert wird? Die globalen Lieferketten sind lang und nicht sehr transparent, da es viele Verarbeitungsschritte benötigt, bis ein fertiges T-Shirt entsteht. Die Aid by Trade Foundation, eine gemeinnützige Organisation aus Hamburg, setzt mit ihrer Initiative Cotton made in Africa (CmiA) am Ursprung der textilen Wertschöpfungskette an:

Bei afrikanischen Kleinbäuer:innen, die Baumwolle anpflanzen, sowie bei den Entkörnungsbetrieben, in denen die Baumwollfaser vom Samen getrennt wird. Das CmiA-Siegel steht für die Einhaltung von sozialen und ökologischen Kriterien bei der Produktion und den ersten Verarbeitungsschritten.

Der WWF begleitet die Initiative seit ihrer Gründung im Jahr 2005, zum Beispiel bei der Ausarbeitung der Kriterien: Diese sehen zum Beispiel vor, dass die beteiligten Kleinbauer:innen im Wechsel mit der Baumwolle auch andere Kulturen wie Leguminosen anbauen. Sie müssen Maßnahmen zum Wasser- und Bodenschutz umsetzen und dürfen keine hochgefährlichen Pestizide einsetzen.

Der CmiA-Standard fördert die Produzent:innen und schützt die Umwelt

Kleinbauern © Sabina Paul / CmiA
Kleinbauern Sabina und Paul © Martin J. Kielmann / CmiA

Die Initiative CmiA kooperiert aktuell mit 23 Baumwollgesellschaften in zehn Ländern der Subsahara. Viele dieser Länder haben große politische und wirtschaftliche Herausforderungen und sind in besonderem Maße von der Erderhitzung betroffen.

CmiA möchte für die beteiligten Produzent:innen eine Verbesserung der Lebensbedingungen erreichen. Diese kleinbäuerlichen Baumwollbetriebe umfassen durchschnittlich weniger als zwei Hektar Land. Die Kleinbäuer:innen bearbeiten ihre Felder überwiegend ohne den Einsatz von Maschinen.

In landwirtschaftlichen Schulungen lernen sie, ihr Land sowohl wirtschaftlicher als auch umweltschonender zu bewirtschaften. Die Verwendung von Pestiziden unterliegt bei Cotton made in Africa strengen Auflagen: Extrem oder hochgefährliche Pestizide sind verboten. Als Alternative zum konventionellen Pflanzenschutz wird in Schulungen Wissen über Herstellung und Einsatz von umweltverträglicheren Bio-Pestiziden vermittelt.

Der Anbau von Baumwolle mit Regenwasser (Regenfeldanbau) ist zudem eine nachhaltigere Alternative gegenüber drei Vierteln des weltweiten Baumwollanbaus, der nicht ohne zusätzliche Bewässerung auskommt.

Die Baumwollgesellschaften wiederum verpflichten sich, ausgewiesene Schutzgebiete zu wahren und die Biodiversität zu fördern. Sie verpflichten sich außerdem, in den Entkörnungsbetrieben Arbeitsschutzmaßnahmen umzusetzen und die Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (Vereinigungsfreiheit, keine Zwangsarbeit/Kinderarbeit/Diskriminierung) einzuhalten.

Vom CmiA unterstützte Landwirt:innen produzieren auch Bio-Baumwolle, die noch höheren Nachhaltigkeitsanforderungen unterliegt. Dieser Anteil liegt bei ca. zwei Prozent des Gesamtvolumens der CmiA-Baumwolle und ist damit noch sehr gering, wird aber in den nächsten Jahren weiter ausgebaut, was der WWF sehr begrüßt und weiterhin mit seinem Engagement bei CmiA unterstützen wird. Die Nachfrage nach „CmiA organic“ in Deutschland und Europa wächst.

„Vor CmiA habe ich die Baumwolle willkürlich angepflanzt, aber jetzt habe ich Kenntnisse über gute landwirtschaftliche Praktiken. Ich denke jetzt darüber nach, wie ich den Boden rechtzeitig für den Anbau der Baumwolle vorbereite, sähe die Baumwollsamen frühzeitig aus, sorge dafür, dass ausreichend viele Pflanzen genügend Platz zum Wachsen haben.“

Miriam Muhindo – Baumwollbäuerin aus Uganda

CmiA und der WWF

Frauen © Martin J. Kielmann / CmiA
Frauen © Martin J. Kielmann / CmiA

Lokale Gemeinschaften können sich zusätzlich für Gemeinde-Projekte bewerben, in denen beispielsweise Schulen gebaut, Brunnen finanziert oder Frauengruppen darin unterstützt werden, zusätzliche Einkommensmöglichkeiten zu generieren, wie die Haltung von Ziegen, Hühnern oder Gemüseanbau. Der WWF beteiligt sich an der Auswahl dieser Projekte.

Der WWF setzt sich auch dafür ein, dass die Kriterien von CmiA weiterentwickelt werden, um die Anbaubedingungen weiter zu verbessern.

Darüber hinaus hat CmiA mit dem WWF ein Pilotprojekt zur Verbesserung der Ernährungssicherheit von Menschen in kleinbäuerlichen Betrieben durchgeführt.

Ziele: Nachhaltige Baumwolle und ein besseres Leben für die Bäuer:innen

Hinter allen Bemühungen stehen große Ziele der Initiative Cotton made in Africa: Der Erhalt des ökologischen Gleichgewichts in Subsahara-Afrika und bessere Lebensbedingungen für Kleinbäuer:innen. Außerdem soll sich der anonyme Rohstoff zu einem wertgeschätzten Produkt, Baumwolle „made in Africa“ entwickeln, das seine Erzeuger:innen in die Lage versetzt, ihre Lebensbedingungen und die ihrer Familien aus eigener Kraft nachhaltig zu verbessern.

FAQ

Wo sind die (zukünftigen) ökologischen und sozialen Herausforderungen für CmiA?

Der Klimawandel hat nicht nur dramatische Auswirkungen auf unsere Umwelt, sondern verschärft insbesondere auch die soziale Not der Kleinbäuer:innen in Afrika. Ungewohnte Hitzewellen, lange Trockenperioden oder Überschwemmungen bedrohen die Menschen im globalen Süden in ihrer Existenz.

Durch verbesserte landwirtschaftliche Anbaupraktiken unterstützt Cotton made in Africa die Kleinbäuer:innen zum Beispiel dabei den Boden optimal zu bearbeiten, um die Bodenstruktur zu verbessern und somit die Wasserspeicherkapazität zu erhöhen. So sind die Baumwollbauer:innen besser gegen lange Trockenperioden oder Starkregen gewappnet.

Neben dem Klimawandel ist der Verlust von Biodiversität eine weitere große globale Herausforderung, mit der sich auch CmiA in den Gebieten südlich der Sahara auseinandersetzen muss. In sozialer Hinsicht gibt es in vielen Regionen deutlich zu wenige Schulen, die Entfernungen zwischen Schulen und Dörfern sind teilweise so groß, dass viele Kinder nicht am Schulunterricht teilnehmen können. Auch gibt es häufig nicht genügend gut ausgebildete Lehrkräfte für den Unterricht in abgelegenen Regionen.

In welchen Ländern ist Cotton made in Africa aktiv?

Cotton made in Africa arbeitet aktuell mit rund einer Millionen Kleinbäuer:innen in zehn Ländern Subsahara Afrikas zusammen. Gut 30 Prozent der afrikanischen Baumwollproduktion ist bereits Cotton made in Africa-zertifiziert. Damit ist sie die größte Initiative für nachhaltigen Baumwollanbau in Afrika.

Welchen Mehrwert bietet Cotton made in Africa für die Bäuer:innen und die Umwelt?

Durch Schulungen in nachhaltigen und guten landwirtschaftlichen Praktiken stärkt CmiA Kleinbäuer:innen darin ihre Ernteerträge zu erhöhen, damit mehr Einnahmen zu generieren und so ihre Lebensverhältnisse und die ihrer Familien aus eigener Kraft zu verbessern.

Laut jüngster Studienergebnisse hat die CmiA-Baumwolle eine sehr gute Ökobilanz: Im Bereich Klimawandel unterbietet CmiA-Baumwolle den globalen Durchschnittswert der CO2-Emissionen für den Baumwollanbau. Dies ist überwiegend dem geringen Düngemitteleinsatz und ausschließlichen Regenfeldbau im CmiA System geschuldet. In Schulungen werden Dorfgemeinschaften außerdem für soziale Themen wie beispielsweise für die Gleichstellung von Mann und Frau oder die Schulbildung der Kinder sensibilisiert.

Um über den nachhaltigen Baumwollanbau hinaus gemeinsam mit Partnern Unterstützung für eine nachhaltige Entwicklung zu leisten, wurde das CmiA Community Cooperation Program (CCCP) ins Leben gerufen. Es fördert Projekte in den Anbauregionen der CmiA-Baumwolle – in den Bereichen Bildung/Schulbau, Gesundheit, Frauenförderung und Umwelt. Alle Projekte werden von CmiA-Partnern vor Ort auf Grundlage einer Bedarfsanalyse und in engem Kontakt mit den Dorfgemeinschaften entwickelt. Ein mit Expert:innen besetzter Beirat tagt zweimal jährlich, um die zu fördernden Projekte auszuwählen. Auch der WWF bringt seine Expertise in diesem Gremium ein. Die ausgewählten Projekte werden gemeinsam mit lokalen Akteur:innen vor Ort umgesetzt.

Warum ist Baumwolle in Afrika eine gute Sache?

Baumwolle dient in Subsahara-Afrika vielen Familien als Einnahmequelle: Die Einnahmen aus dem Verkauf der Baumwolle stellen in vielen Ländern der Region die Hälfte des Einkommens der Kleinbäuer:innen und ihrer Familien dar und werden beispielsweise für Schulgebühren oder Reparaturkosten am Haus eingesetzt.

Außerdem wächst die Baumwolle statt wie in vielen Regionen der Welt nicht in Monokulturen auf großen Plantagen, sondern im Wechsel mit anderen Feldfrüchten, was zur Biodiversität beiträgt und die Fruchtbarkeit der Böden erhält.

Welche Rolle spielen die Partner vor Ort – die Baumwollgesellschaften?

In Afrika arbeiten die Baumwollbäueri:innen eng mit von CmiA verifizierten Baumwollgesellschaften zusammen. Sie sind wichtige Partner von Cotton made in Africa vor Ort und schulen die Kleinbäuer:innen in nachhaltigen Anbaumethoden gemäß CmiA Standard, stellen Inputs wie Saatgut zur Verfügung und kaufen die geerntete Baumwolle wieder auf, um die Faser von den Samen zu trennen und sie zu Ballen gepresst an die textile Kette zu verkaufen. Zusätzlich engagieren sich die Baumwollgesellschaften mit CmiA für die oben beschriebenen Community Projekte.

Was passiert mit der Baumwolle, wenn sie zur Weiterverarbeitung nach Asien verschickt wird?

Nach der Ernte wird die Baumwolle entkörnt, dabei wird der Samen von den Fasern der Baumwolle getrennt. Auch bei diesem Verarbeitungsschritt wird die Einhaltung der Kriterien des CmiA Standards unabhängig überprüft. Anschließend wird die entkörnte Baumwolle zu Ballen gepresst und von Baumwollhändlern auf dem Weltmarkt verkauft.

Die nächsten Verarbeitungsschritte von der Spinnerei über Weben oder Stricken, Färben und schließlich Nähen geschieht weltweit, häufig in Asien aber auch auf dem afrikanischen Kontinent wie bspw. in Uganda. 

Ein Hinweis für Konsument:innen wäre hilfreich, wie und wo sie CmiA-Baumwoll-Produkte erhalten.

Rund 50 Unternehmen und Brands sind Partner der CmiA Initiative und bieten Textilien an, die am Cotton made in Africa Label zu erkennen sind. Mit jedem Kauf können Konsument:innen dazu beitragen, ein Zeichen für die Baumwollbäuer:innen in Afrika, ihre Familien und den Umweltschutz zu setzen. Sie finden eine kleine Übersicht im CmiA-Shopfinder hier: https://cottonmadeinafrica.org/en/about-us/#shopfinder

  • Baumwolle WW138018 © Asim Hafeez / WWF UK WWF unterstützt Cotton made in Africa

    Cotton made in Africa (CmiA) ist ein Siegel für zu 100 Prozent nachhaltige, in Afrika produzierte Baumwolle, die über einer Million Baumwollbauern und ihren Familien ein Lächeln schenkt. Zum Projekt