In einem umfangreichen Report betrachtet der WWF die Waldbrandentwicklung in Deutschland seit 1991: Worin liegen die Ursachen und welche ökologischen Folgen haben die Brände? Wo liegen Brennpunkte? Und was ist daraus für die Zukunft zu lernen? Ein Überblick

Die gute Nachricht zuerst: Deutschland ist zu etwa einem Drittel mit Wald bedeckt (11,5 Millionen Hektar) und der Großteil unserer Wälder ist (bisher) nur in geringem Maße durch Brände gefährdet. Allerdings nimmt im Zuge der Klimaerwärmung die Zahl der Tage mit hohem Brandrisiko deutschlandweit stark zu, verursacht durch häufigere, extrem trockene Sommer, reduzierte Bodenfeuchtigkeit in den Wäldern und sinkende Grundwasserspiegel. Schon jetzt treten die Feuer im gesamten Jahr auf: Seit sechs Jahren ist in Deutschland kein Monat mehr vergangen ohne Flächenbrände in der Landschaft.

Dabei ist das Waldbrandrisiko in Deutschland regional sehr unterschiedlich. Derzeit liegen die Brennpunkte im Bundesland Brandenburg und den angrenzenden Regionen – Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt.

Erfassung der Waldbranddaten

Waldbranddaten werden sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene erfasst. Das European Forest Fire Information System (EFFIS) der EU stellt seit dem Jahr 2000 satellitengestützte Daten zu Vegetationsbränden bereits, seit 2006 auch tagesaktuell. Diese Satellitendaten ermöglichen eine europaweite zeitliche und räumliche Vergleichbarkeit; aufgrund ihrer räumlichen Auflösung erfassen sie jedoch nur Brände ab einer Größe von etwa 30 Hektar.  Parallel dazu veröffentlicht das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) seit 1992 eine jährliche Waldbrandstatistik, die auch deutlich kleinere Brände erfasst. Ältere Datensätze reichen bis 1977 zurück, erfassen jedoch nicht die ehemalige DDR.

Heiße, trockene Sommer zeigen sich in Waldbrandstatistik

Rauchschwaden über Brandenburg © Stiftung Naturlandschaften Brandenburg
Rauchschwaden über Brandenburg © Stiftung Naturlandschaften Brandenburg

In der Waldbrandstatistik schlagen sich die heißen Sommer der letzten Jahre, die mit bedrohlichen Dürren einhergingen, deutlich nieder. 2018, 2019 und 2022 erreichte die Anzahl der Waldbrände den höchsten Stand seit 2003: In diesen drei Jahren standen jeweils mehr als 2.000 Hektar Wald in Flammen – ein trauriger Rekord seit Beginn der Waldbrandstatistik, abgesehen vom Ausnahmejahr 1992 als 4,908 Hektar verbrannten. Im Jahr 2023, dem letzten vorliegenden Datensatz, lag die verbrannte Fläche von 1.240 Hektar rund 157 Prozent über dem langjährigen Mittelwert von 482 Hektar.

Parallelen im Dürremonitor: Bodendürre nimmt dramatisch zu

Moor und Schilf stehen in Flammen.
Moor und Schilf stehen in Flammen © IMAGO / xcitepress

In den vergangenen Jahren lässt sich eine Vervielfachung der Hitzetage mit Temperaturen über 30° Celsius sowie eine Zunahme aufeinanderfolgender Trockentage mit Niederschlägen unter 1 Millimeter beobachten. Die hohe Verdunstung lässt die Vorräte an Bodenwasser sinken, zumal sie nicht in gleichem Maße durch Niederschlag wieder aufgefüllt werden. Die Entwicklung der vergangenen, außergewöhnlich heißen und trockenen Sommer lässt sich im UFZ-Dürremonitor des Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung deutlich ablesen. Die Aufzeichnungen reichen zurück bis ins Jahr 1991 und weisen die Dürreintensitäten in Deutschland im Gesamtboden bis zu einer Tiefe von zwei Metern aus. Die Daten ermöglichen eine Bewertung der Bodendürre in einem bestimmten Zeitraum oder für ein ausgewähltes Gebiet.

Beispiel Brandenburg: die Waldbrandsaison im Extremsommer 2018

Der „verlängerte Sommer“ 2018 zeigte sich in einer anhaltenden Trockenheit von Mai bis November. Bereits die Monate April und Mai waren viel zu warm. Starke Verdunstungsraten und Niederschlagsmengen, die deutschlandweit um 52 Prozent unter dem langjährigen Mittel lagen, reduzierten die Bodenwasservorräte​​​​​​​.​​​​​​​ Diese führte in Brandenburg zu einer katastrophalen Waldbrandsaison mit 491 Bränden (bundesweit: 1.708), davon 415 in Nadelholzbeständen, auf einer Gesamtfläche von 1.663,7 Hektar (bundesweit: 2349 Hektar).

Ursachen für Waldbrände: zu 96 Prozent von Menschen ausgelöst

Brandgefahr: Ein Funke genügt … Schilder warnen vor Gedankenlosigkeit und weisen auf eigentlich Selbstverständliches hin.
Ein Funke genügt … Schilder warnen vor Gedankenlosigkeit und weisen auf eigentlich Selbstverständliches hin © IMAGO / Bernd Maerz

Die häufigste bekannte Ursache für Waldbrände in Deutschland ist menschliches Verhalten. Lediglich 4,2 Prozent der Waldbrände sind natürlichen Ursprungs und diese erlöschen oft schnell wieder, da Gewitter mit Blitzen in unseren Breiten meist mit starken Niederschlägen einhergehen.

Bei 20,6 Prozent der Brände in den Jahren 1992 bis 2023 ließ sich Brandstiftung nachweisen. Ein noch höherer Anteil, nämlich 23,8 Prozent, ist fahrlässigem Verhalten zuzuschreiben: Zu fast zwei Dritteln gehen diese Feuer auf das Konto von Waldbesucher:innen und Camper:innen. Auslöser finden sich außerdem in der Land- und Forstwirtschaft, etwa durch überhitzte Maschinen und Daxenfeuer, sowie durch Bahnlinien und elektrische Leitungen.

Natürliche Waldökosysteme sind robust, Monokulturen anfällig

Mit den Wäldern brennt der Boden.
Mit den Wäldern brennt der Boden. Ohne Pflanzendecke besteht die Gefahr von Erosion und Abtrag © IMAGO / Future Image

Es sind nicht unsere natürlichen Waldkökosysteme, die anfällig für die Feuerentstehung sind. Gefährdet sind vielmehr die von Menschenhand veränderten Wälder. Das gilt insbesondere für die Waldmonokulturen in den östlichen Bundesländern, allen voran in Brandenburg. Hier hat die Forstwirtschaft kühlende Eichen- und Buchenwälder, die an diesen Standorten natürlicherweise vorkommen, großflächig durch Kiefernforste ersetzt. Auf den nährstoffreichen Böden produziert die Kiefer viel mehr Streu, die Bodenfeuern intensive Nahrung bietet.

Grundsätzlich gilt außerdem, dass Feuer bei der Entwicklung der Waldökosysteme in Mitteleuropa und gerade auch in Deutschland nicht natürlich ist – anders als beispielsweise in Nordamerika.

Ökologische Folgelast von Waldbränden

Waldbrandbekämpfung ist Teamwork. Bei Bedarf leisten auch Bundespolizei, THW und Bundeswehr Unterstützung.
Waldbrandbekämpfung ist Teamwork. Bei Bedarf leisten auch Bundespolizei, THW und Bundeswehr Unterstützung © IMAGO / Ruediger Woelk

Bei einem Waldbrand entsteht eine Vielzahl schädlicher Emissionen von Treibhausgasen, Feinstaub und anderen Luftschadstoffen bis hin zu Giften wie Kohlenmonoxid, Furanen und Dioxinen. Ganz unmittelbar wird die Tier- und Pflanzenwelt vor Ort vernichtet. Zu Schaden kommen auch gefährdete und bedrohte Arten wie zum Beispiel die Artengemeinschaften von Baumhöhlen mit Eremiten oder Fledermäusen.

Der freigebrannte Boden wird zudem anfällig für Erosionen – dazu genügt bereits leichter Regen. Das weggespülte Bodenmaterial, wertvoller, humushaltiger Oberboden, fehlt dann dem Waldökosystem und ist potenziell gefährlich für nahe Gewässer. Erodierter Boden büßt an Wasserhaltefähigkeit ein, was die Wiederbewaldung erschwert. Brandflächen sind über Jahre deutlich wasserundurchlässiger und damit trockener als nicht abgebrannte Waldflächen.

Zukünftige Waldbrandprävention durch Waldumbau und Landschaftsgestaltung

Die Feuer der letzten 20 Jahre zeigen, dass schwerpunktmäßig Flächen mit unnatürlich hohem Nadelbaumanteil betroffen waren und dass Laubbaumarten die Brandanfälligkeit und Ausbreitungsgeschwindigkeit reduzieren. Dass sich fast alle Brände, deren Ursachen bekannt sind, auf menschliches Fehlverhalten zurückführen lassen. Und dass Waldbrände stark von Klimaveränderungen, Wetterperiode und Bestandsstruktur des Waldes abhängen.

Als Grundsatz für die Prävention sollte gelten, Waldbrand gar nicht erst entstehen zu lassen oder seine Ausbreitung maximal zu verlangsamen. Dazu müssen wir resiliente Wälder schaffen: durch behutsamen Umbau brandgefährdeter Wälder, durch Laubbaum-Naturverjüngung und unterstützende Laubbaumpflanzungen. Je vielfältiger und strukturreicher sich unsere Wälder zeigen, desto robuster werden sie sich Klimastress, Austrocknung und Bränden erwehren können.

Resiliente Wälder und flankierende Präventionsmaßnahmen

Kiefernwald.
Laubholzverjüngung im Kiefernforst © IMAGO / Bildgehege

Ein Waldumbau, der dem Klimawandel Rechnung trägt, muss mit einer veränderten Forstwirtschaft einhergehen. Dazu gehört die Optimierung des Wasserhaushalts in all jenen Waldgebieten, wo Entwässerungsgräben vorhanden sind oder das Grundwasser über die Maßen genutzt wird. Außerdem eine Anpassung der Wildbestände, um Schäden an jungen Bäumen zu reduzieren, und Totholz, das im Wald verbleiben darf, denn es speichert Feuchte und schützt die Böden vor Austrocknung.

Ebenso wichtig ist ein modernes Feuermonitoring durch computer- und kameragestützte Systeme. Wenn Feuer schnell entdeckt und gelöscht werden können, verursacht eine steigende Anzahl an Bränden nicht zwangsläufig auch einen größeren Flächenverlust. Waldbrände sollten spätestens nach einer Stunde und bei unter einem Hektar Ausbreitung gestoppt sein.

Dringend notwendig sind außerdem Aufklärungskampagnen zur Vorbeugung der häufigsten Brandursache, Fahrlässigkeit, zeitlich begrenzte Betretungsverbote der Wälder während Extremwetterlagen, damit unbeabsichtigte Brände unwahrscheinlicher werden, sowie abschreckende Konsequenzen für überführte Brandstiftende.

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