Die globalen Treibhausgasemissionen steigen weiter und erreichten 2024 ein Rekordhoch. Die Folgen der Klimakrise wie häufigere Hitzewellen, Dürren und Überschwemmungen sind weltweit bereits deutlich spürbar. Doch es gibt auch positive Meilensteine, die Mut machen. Wir präsentieren die Länder, die in Sachen Klimaschutz und die Energiewende schon vieles richtig machen.

Mit dem Pariser Klimaschutzabkommen hat die globale Staatengemeinschaft im Dezember 2015 Geschichte geschrieben: Im Rahmen der COP21, der 21. zentralen Konferenz der Unterzeichnerstaaten der internationalen Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen hat sich die Weltgemeinschaft völkerrechtlich bindend zu ambitionierten Klimaschutzzielen verpflichtet. Das gemeinsam festgelegte Ziel: Die Erderhitzung auf möglichst 1,5° Grad zu begrenzen.

Zudem sollen alle Staaten Maßnahmen ergreifen, um sich besser an die Folgen des Klimawandels anzupassen und widerstandsfähigere Gesellschaften aufzubauen. Gleichzeitig verpflichtet das Abkommen vor allem wohlhabende Länder, ärmere Staaten bei Klimaschutz und Anpassung finanziell und technologisch zu unterstützen.

Über 70 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen stammen aus der Produktion und Nutzung von fossilen Brennstoffen. Sie sind damit der stärkste Treiber der Klimakrise. Erst 2023 hat sich die globale Staatengemeinschaft auf der COP28 im Rahmen der Globalen Bestandsaufnahme auf Ziele für eine gerechte Energiewende geeinigt: die Verdreifachung der Kapazitäten erneuerbarer Energien, die Verdopplung der Energieeffizienz bis 2030 sowie eine gerechte Abkehr von fossilen Brennstoffen.

Doch während weltweit langsam Fortschritte beim Ausbau erneuerbarer Energien erzielt werden, bleibt der Ausstieg aus fossilen Energieträgern weit hinter den Erfordernissen zurück. Derzeit ist global eine höhere Produktion fossiler Brennstoffe bis 2030 geplant, als mit dem 1,5-Grad-Limit vereinbar wäre. Im Jahr 2024 stiegen die weltweiten Treibhausgasemissionen zudem auf ein Rekordhoch.

Vorreiter und Vorbilder des Klimaschutzes

Doch die Anzahl der Länder rund um den Globus wächst, in denen die Zukunft der erneuerbaren Energie längst begonnen hat. Immer mehr Staaten zeigen, dass eine erneuerbare Energieversorgung und die Elektrifizierung von Sektoren möglich sind – und dabei zugleich Energiesicherheit, Zugang zu Energie und wirtschaftliche Vorteile schaffen können. Es gibt viele, wenn auch oft stillere, Vorreiter der Energiewende und Vorbilder des Klimaschutzes. Hier stellen wir Sie Ihnen vor:

Bhutan: Waldschutz und Wasserkraft

Wassersicherheit ist eine Naturschutzaufgabe © Michael Zika / WWF
Wassersicherheit ist eine Naturschutzaufgabe © Michael Zika / WWF

Bhutan liegt im östlichen Teil des Himalaya-Gebirges und war trotz Nachbarschaft zu China und Indien aufgrund seiner außergewöhnlichen Geografie über Jahrtausende sehr abgeschottet. Holz war traditionell die primäre Energie- und Wärmequelle in dem waldreichen Land, mit steigendem Energiebedarf entwickelte sich jedoch eine Importabhängigkeit von fossilen Brennstoffen.

Seit 2015 hat sich Bhutan das „Bruttonationalglück“ als Staatsziel gesetzt. Zudem wurde Umweltschutz in der Verfassung verankert: Unter anderem hat sich die Regierung dazu verpflichtet, mindestens 60 Prozent der Bewaldung des Landes für immer zu erhalten (2022 waren es noch 72 Prozent) sowie erneuerbare Energiequellen zu nutzen, dabei jedoch Umweltverschmutzung und ökologische Schäden zu verhindern; als fundamentale Pflicht aller Bürger:innen wurde beschlossen, die Natur und Biodiversität des Landes für künftige Generationen zu schützen.

Durch den Schutz seiner Wälder erhält Bhutan seine natürliche CO2-Senke, die im Jahr 2022 9,47 Millionen Tonnen CO2 entsprach, während der Fußabdruck Bhutans bei 3,8 Millionen Tonnen lag. Bhutan ist somit als erstes Land der Welt CO₂-negativ. Das liegt auch daran, dass heute 99 Prozent der Stromversorgung und bereits etwa 28 Prozent des Primärenergiebedarfs von Wasserkraft abgedeckt sind; die verbleibenden 72 Prozent werden allerdings noch je zur Hälfe durch Brennholz und fossile Brennstoffe erzeugt. Negative Auswirkungen von Wasserkraft auf die Umwelt sollen durch verschiedene Gesetze reduziert werden: So gibt es festgelegte Mindestflussmengen und Mindestwassermengen zur Bewahrung der Flussökosysteme und schützende Pufferzonen an Gewässern.

Costa Rica: Klimaschutz durch Wiederaufforstung des Regenwaldes

Faultier in einem Baum in Costa Rica © WWF-US / Keith Arnold
Faultier in einem Baum in Costa Rica © WWF-US / Keith Arnold

Costa Ricas Fokus auf die Agrarindustrialisierung, vor allem auf den Export von Kaffee, Südfrüchte und Rindfleisch, kostete das Land rund die Hälfte seines Regenwaldes. 1986 waren nur noch etwa 29 Prozent der Landesfläche bewaldet und Costa Rica beschloss ein umfassendes, radikales Maßnahmenpaket, das die Wiederherstellung der Natur an erste Stelle setzte. Nicht offiziell genehmigte Rodungen wurden per Gesetz verboten (bis dahin betrachtete die Bevölkerung den Wald als öffentliches Gut), gleichzeitig wurden die Wiederaufforstung des Regenwaldes und eine nachhaltige Landnutzung gezielt gefördert. Ein zentraler Hebel dabei war das „Payment for Environmental Services“-Programm (PES), das Land- und Grundbesitzer:innen finanzielle Anreize zur Erhaltung, Wiederaufforstung und nachhaltigen Nutzung von Waldflächen bot. Zudem wurden Landtitel für Landwirt:innen gesichert - zuvor rodeten diese oftmals Waldstücke, um ihren Besitz des Landes zu demonstrieren. Ein Gender-Aktionsplan stellte sicher, dass benachteiligte Gruppen dabei gezielt unterstützt wurden.

Dank dieses starken politischen Willens ist es Costa Rica als erstem tropischen Land der Welt gelungen, die Vernichtung seines Regenwaldes zu stoppen und umzukehren. Innerhalb von nur drei Jahrzehnten wurden über sieben Millionen Bäume gepflanzt, sodass heute wieder 60 Prozent der Landesfläche von artenreichen Wäldern bedeckt sind. Zudem wurden 26 Prozent der Landesfläche in Nationalparks und Schutzgebiete umgewandelt. Das konsequente politische Vorgehen hat ein fundamentales gesellschaftliches Umdenken ausgelöst: Der Wert intakter Natur ist heute in der nationalen Identität verankert. International gilt Costa Rica als Vorzeigeland für erfolgreichen Waldschutz mit politischen Einflussmöglichkeiten im globalen Klimadiskurs. Im Jahr 2018 hat Costa Rica durch die Veröffentlichung seines Dekarbonisierungsplans sein Engagement für die Erreichung der Klimaziele des Pariser Abkommens unterstrichen: Bis 2050 will das mittelamerikanische Land klimaneutral werden.

Dänemark: Innovationspionier

Windräder an der dänischen Küste.
Dänemark setzt auf erneuerbare Energien © EyeEm Mobile GmbH/iStock/Getty Images

In den 1970er Jahren war Dänemark abhängig von importierten fossilen Brennstoffen (Öl und Kohle), die 90 Prozent der Energieversorgung ausmachten. Doch die Ölkrise löste ein politisches Umdenken aus und auch in der Bevölkerung stieg die Akzeptanz für erneuerbare Energien, die die Energieversorgung sichern würden. Der Danish Energy Plan von 1976 markierte den Beginn der Transformation, die Dänemark durch verschiedene Bausteine strategisch vorangetrieben und dadurch seine Energieversorgung diversifiziert hat.

So wurde die Offshore-Windkraft konsequent ausgebaut, was mehrere internationale Konzerne und Innovationen in diesem Segment hervorgebracht hat. Dänemark gilt heute als das Land, das Windkraft weltmarkttauglich gemacht hat. Erneuerbare Energien machen bereits 88 Prozent der Stromerzeugung aus, gespeist aus Biomasse, Abwärme, Großwärmepumpen und zu 54 Prozent* aus Windenergie (Stand 2022). Die zentralen, früher kohlebasierten Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen wurden seit 1993 gesetzlich verpflichtet, zunehmend Biomasse zu nutzen. Die Dekarbonisierung der Fernwärmeversorgung ist weit fortgeschritten: 2025 kommt das Disctrict Heating bereits ohne fossile Brennstoffe aus und wird zu über drei Vierteln aus  Biomasse und Abfällen erzeugt. Und im November wurde die weltweit größte Meerwasser-Wärmepumpe in Esbjerg in Betrieb genommen. Beschleunigt hat Dänemark die Transformation seiner Energieversorgung durch Energieeffizienzprogramme, Effizienzvorgaben insbesondere im Baurecht sowie Fördermaßnahmen für Gebäuderenovierungen und Heizungsmodernisierungen. Zudem werden Steuern auf CO2-Emissionen durch Kohle, Öl und Gas erhoben und ab 2030 ist eine CO2-Steuer im Agrarsektor geplant, um auch die Emissionen der Viehzucht steuerlich zu erfassen.

Uruguay: Vorreiter der Energiewende

Uruguay setzt auf Windkraft.
Uruguay - ganz weit vorn im Klimaschutz © Getty Images

Noch zu Beginn der 2000er Jahre war Uruguay stark abhängig von importierten fossilen Brennstoffen, die Energieversorgung war teuer mit häufigen Versorgungsengpässen. Ausgelöst durch eine Energiekrise, haben Regierung und Opposition 2008 eine parteienübergreifende Langfriststrategie beschlossen mit dem Ziel, das Energiesystem völlig umzukrempeln und Energieunabhängigkeit zu erlangen. Uruguay ist reich an natürlichen Energiequellen: Neben Wasser gibt es viel Sonne und Wind sowie Biomasse. 

Heute bezieht Uruguay rund 98 Prozent seines Stroms aus heimischen erneuerbaren Quellen. Dabei spielt die staatliche Stromgesellschaft UTE eine zentrale Rolle: Sie vergibt Aufträge, koordiniert Projekte, baut eigene Windparks, wie etwa die Peralta Wind Farm. Allein die Windenergie deckt etwa 40 Prozent des Stromverbrauchs, das ist einer der höchsten Werte weltweit. Ihr Ausbau wird auch staatlich gefördert: Investoren erhalten über 20 Jahre garantierte Einspeisetarife und Steuervergünstigungen, Genehmigungen wurden vereinfacht. Das Ergebnis: 50 Windparks im ganzen Land auf einer Fläche der Hälfte Deutschlands. Auch Solarenergie und Biomasse wurden ausgebaut, um die Stromversorgung zu diversifizieren. Dabei wird Biomasse für die Stromproduktion zu rund drei Vierteln aus Reststoffen der Forstwirtschaft und Fleischproduktion, aus Schwarzlauge, Zuckerrohrbagasse, Reis- und Gerstenhülsen erzeugt. CO₂-Emissionen im Stromsektor werden heute fast vollständig vermieden. Die Versorgung ist sicher, die Preise stabil und niedrig. Selbst von der globalen Energiekrise 2022 blieb das Land weitgehend unbeeindruckt. Inzwischen exportiert Uruguay sogar überschüssige Energie nach Brasilien und Argentinien.

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