Rizkiasari Yudawinata entwickelt seit 2014 mit ihrem eigenen vierköpfigen „Sustainable Finance Team“ Strategien und Richtlinien für nachhaltige Finanzen. Eine anspruchsvolle Aufgabe für eine Frau in Indonesien.

Wenn sie sich morgens an ihren Laptop setzt und mit der Arbeit beginnt, hat sie den chaotischsten Teil ihres Tages bereits hinter sich gebracht. Denn Rizkiasari Yudawinata, auch „Kiki“ genannt, hat drei Kinder im Alter von zehn, fünf und drei Jahren, die sie morgens zusammen mit Ihrem Mann auf den Tag vorbereitet.

Danach kümmert sich die Vierzigjährige als „Sustainable Finance Program Lead“ beim WWF Indonesien darum, den Finanzsektor nachhaltiger zu machen. In einem Land, in dem ein Großteil der Frauen zugunsten der Familie auf eine berufliche Karriere verzichtet, gehört Rizkiasari Yudawinata zur Minderheit.

Von der Uni in den Naturschutz

Rizkiasari Yudawinata © Syauqi Tuasikal
Rizkiasari Yudawinata © Syauqi Tuasikal

Nach der Schule studierte Rizkiasari Yudawinata Jura in Bandung, einer Großstadt etwa zwei Stunden von Indonesiens Hauptstadt Jakarta entfernt. Ihr Vater brachte sie auf die Idee, Naturschutz und Recht zu verbinden. Und die Vorlesungen zum Thema Umweltrecht begeisterten sie. Also bewarb sich Kiki im Jahr 2008, mit dem fertigen Master-Abschluss in der Tasche, beim WWF Indonesien als Praktikantin.

Die junge Frau begann ihr Praktikum im Bereich der Zusammenarbeit mit dem Privatsektor – mit Schwerpunkt auf der Förderung nachhaltigerer Praktiken. Kurze Zeit später wurde ihr eine Festanstellung angeboten. Kiki blieb in dem Gebiet der Markttransformation, konzentrierte sich nun jedoch auf die Land- und Forstwirtschaft.

„Ich glaube, dass alles was wir tun, mit der Umwelt zusammenhängt. Wir brauchen sie, um zu überleben. Und wenn wir die Natur schlecht behandeln, wird es uns nicht gelingen, sie zu erhalten.“

Rizkiasari Yudawinata, WWF Indonesien

Als sie eines Tages mit dem Team für nachhaltige Finanzen im WWF-Netzwerk in Kontakt kam, änderte sich alles. Die Thematik interessierte sie so sehr, dass sie anschließend zahlreiche Schulungen besuchte um ihr Wissen im Bereich Finanzen zu erweitern.

Im Jahr 2014 bewarb sie sich schließlich darum, den Bereich „Nachhaltige Finanzen“ in Indonesien zu initiieren – und bekam den Zuschlag. Ein riesiger Erfolg für eine Frau in einem bisher in Indonesien unerschlossenen Bereich. Und ein Startschuss, nicht nur für den WWF Indonesien, sondern für die Arbeit des WWF in diesem Themengebiet für den gesamten Raum der zehn ASEAN-Staaten („Association of Southeast Asian Nations“).

Bis heute ist Rizkiasari Yudawinata für das „Sustainable Finance Program“ verantwortlich und leitet mittlerweile ein vierköpfiges Team.

Eine starke Frau, die für Nachhaltigkeit kämpft

Rizkiasari Yudawinata mit ihren Kindern © Syauqi Tuasikal
Rizkiasari Yudawinata mit ihren Kindern © Syauqi Tuasikal

“Die Entwicklungsländer haben im Vergleich zu den Industrieländern größere Probleme zu bewältigen, zum Beispiel Armut, Technologie, Nachhaltigkeit, Gesundheitsfragen und so einfache wie sanitäre Probleme. Sie neigen dazu, der Wirtschaft oder dem sozialen Bereich oberste Priorität einzuräumen. Dabei wird der Umweltschutz oft übersehen, weil das Prinzip des „business as usual“ den Naturaspekt nicht berücksichtigt und das Verständnis für die öffentliche Politikgestaltung begrenzt ist.”, erklärt Kiki.

Zu ihren Aufgaben gehört es, Institutionen dazu zu bringen, ökologischere Geschäftsentscheidungen zu treffen. „Ich spreche mit Finanzinstituten, Aufsichtsbehörden und Unternehmen, um herauszufinden, wie sie Nachhaltigkeitsaspekte in ihre täglichen Entscheidungsfindungsprozesse einbeziehen oder in ihre allgemeine Geschäftsstrategie integrieren können. Auf diese Weise können wir sicherstellen, dass auch ihre Kunden ihre Finanzierungen auf eine nachhaltigere Praxis umstellen können.“ 

Die Erfahrung hat gezeigt, dass speziell Banken eine wichtige Rolle spielen, wenn es darum geht, ihre Kunden von der Nichteinhaltung der Nachhaltigkeitsbestimmungen zur Einhaltung zu bewegen.

„Letztendlich hoffen wir, dass die meisten Kredit- und Investitionsentscheidungen, die von Finanzinstituten getroffen werden, auf eine nachhaltigere Weise durchgeführt werden und positive Auswirkungen auf Natur, Umwelt und soziale Aspekte haben.“, erklärt Kiki.

Respekt und Gottes Segen

Als Vollzeit arbeitende Mutter ist für Rizkiasari Yudawinata zweifellos das Zeitmanagement eine große Herausforderung. Daher sind regelmäßige Absprachen mit ihrem Team wichtig: „Wir tauschen uns immer darüber aus, vor welchen Hürden wir stehen und wie wir uns gegenseitig unterstützen können.“

Mindestens genauso wichtig ist eine gute Kommunikation mit ihrem Mann. Kikis Geheimnis: „Respekt füreinander und Kompromisse sind essenziell.“ Als Muslima fügt sie noch hinzu: “Und um Gottes Segen beten, dass er uns die Leichtigkeit gibt, alles zu bewältigen.“

Was sie anderen Frauen und Müttern rät? Versucht erst gar nicht, perfekt zu sein! „Als Mutter habe ich gelernt, dass ich nicht nach Vollkommenheit streben muss, sondern nach guten Ergebnissen. Ich habe auch gelernt, dass ich meine Grenzen bei jedem Schritt, den ich tue, verstehen muss. Also: Glaube an Dich, Deine Familie und Deine Karriere. Und letztendlich: Gib einfach Dein Bestes und akzeptiere Deine Limits.“

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