Tofu, Sojamilch und Sojasoße – das sind Produkte, die Verbrauchern beim Stichwort Soja einfallen. Nicht mit auf der Liste sind allerdings Eier, Milch und vor allem Fleisch. Dabei werden 80 Prozent der begehrten Bohne zu Schrot verarbeitet, das anschließend als Futtermittel in Tiertrögen landet. Schließlich wächst weltweit der Hunger auf Fleisch, und das lässt sich mit den relativ günstigen Soja-Futtermitteln gut produzieren. Die gefragte Soja-Pflanze hinterlässt allerdings auf unserem Planeten deutliche Spuren.

Huehner in der Legebatterie © WWF
Huehner in der Legebatterie © WWF

Sojabohnen werden schon seit tausenden von Jahren in Asien angebaut, aber im Verlauf des vergangenen Jahrhunderts wurde die Soja-Produktion drastisch ausgedehnt. In den letzten sechzig Jahren wurde die Produktion von 27 Millionen Tonnen auf 360 Millionen Tonnen um mehr als das Zehnfache gesteigert. 80 Prozent der Sojabohnen weltweit kommen aus USA, Brasilien oder Argentinien. Für die Ausweitung der Ackerfläche wurden und werden immer noch riesige Wald- und Savannenflächen umgewandelt. Von 2000 bis 2010 wurden 24 Millionen Hektar Land in Südamerika zu Ackerflächen. So gehen einzigartige Lebensräume für Pflanzen und Tiere verloren, fruchtbarer Boden wird zerstört und Wasser verseucht.

Insgesamt werden in Deutschland in etwa 3,5 Millionen Rinder pro Jahr geschlachtet, zudem mehr als 55 Millionen Schweine und etwa 703 Millionen Stück Geflügel. (Stand 2019) Für die meisten dieser Tiere, die zumeist aus intensiver Tierhaltung stammen, ist Soja mittlerweile ein zentraler Bestandteil des Futters geworden. Dies gilt vor allem für Schweine und Geflügel. Und dies ist gerade das Fleisch, welches von den Deutschen am stärksten nachgefragt wird! Insgesamt werden etwa 4,5 Mio. Tonnen Sojaschrot an die Tiere in Deutschland verfüttert.

Verbraucherinformation zu Soja

In der öffentlichen Diskussion in Deutschland spielt das Thema Fütterung bei tierischen Produkten bislang leider eine untergeordnete Rolle. Viel prominenter wird über die Tierhaltung gestritten. Das Thema Tierfütterung ist allerdings extrem relevant für den Fußabdruck unserer Ernährung, weil die ökologischen und sozialen Auswirkungen in den Produzentenländern so immens sind! Um den VerbraucherInnen überhaupt eine Wahl zu ermöglichen, fordert der WWF daher eine Kennzeichnungspflicht zum Futter auf allen tierischen Produkten. Futtermittel mit gentechnisch veränderten Inhaltsstoffen sind zwar kennzeichnungspflichtig – aber nur gegenüber dem Tierhalter, der das Futter kauft. Fleisch, Eier und Milch von Tieren, die mit gentechnisch veränderten Futtermitteln gefüttert wurden, müssen derzeit nicht gekennzeichnet werden!

Nachhaltigkeitskriterien zu Soja

Beim Einsatz von Soja, als nachhaltigeres Eiweißfuttermittel fordert der WWF, dass Minimumanforderungen im Bezug zur Nachhaltigkeit, auch außerhalb der EU, erfüllt sein müssen. Dabei ist nicht jedes Soja aus Übersee per se problematisch. Es gibt bereits Bemühungen, Soja unter nachhaltigeren Bedingungen anzubauen und dies mittels einer Zertifizierung nachzuweisen: entwaldungs- und Gentechnik-frei oder aus biologischem Anbau.

Die WWF-Minimumanforderungen für einen nachhaltigeren Anbau von Soja werden derzeit im konventionellen Bereich von den folgenden Zertifizierungen erfüllt:

  • DonauSoja/Europa Soja
  • ProTerra Certification
  • Roundtable for Responsible Soy – RTRS Non-GMO Credits (RTRS NON-GMO)

ProTerra- und RTRS-Zertifizierungen schreiben Mindestanforderungen in Bezug auf Sozial- und Umweltstandards vor – auch wenn noch erhebliches Verbesserungspotenzial besteht, etwa beim Einsatz von Chemikalien, Entwaldung und Bodenfruchtbarkeit. Ebenso erfüllt Donau Soja/Europa Soja die Minimumanforderungen, mit dem Vorteil der kürzeren Transportwege.

Soja aus biologischem Anbau übersteigt die Minimumanforderungen - daher unterstützt der WWF den Einsatz und die Ausweitung von Bio-Soja. Aus Sicht des WWF ist die ökologische Landwirtschaft, die im Moment nachhaltigste Form der Landwirtschaft:

  • Biokreis e.V.
  • Bioland e.V.
  • Biopark e.V.
  • Demeter e.V.
  • EU-Öko-Verordnung
  • Ecoland e.V.
  • Gäa e.V.
  • Naturland e.V.
  • Verbund Ökohöfe e.V.

Alternative heimische Futtermittel zu Soja

Weissklee © Roel Meijer / iStock / GettyImages Plus
Weissklee © Roel Meijer / iStock / GettyImages Plus

Die angebliche ökonomische Attraktivität von Soja ist trügerisch. “Soja liefert einen hohen Eiweißgehalt für die Tierfütterung und ist zu günstigen Preisen auf dem Weltmarkt verfügbar, ohne dass die ökologischen und sozialen Auswirkungen vor Ort eingepreist sind”, kritisiert WWF-Referentin Maja-Catrin Riecher. Gegen den massiven Import von Soja aus Übersee war die Futtermittelproduktion in Deutschland mit ihren höheren gesetzlichen Standards nicht konkurrenzfähig und heimische proteinreiche Futtermittel wurden verdrängt und fristen bislang nur ein Nischendasein.

Allerdings steigt auf Grund der immer stärkeren negativen Auswirkungen in Nord- und Südamerika erneut das Interesse an heimischen/europäischen Futtermitteln. Soja lässt sich – je nach Tierart – in unterschiedlichster Weise wieder durch andere Futtermittel ersetzen. Der WWF hat hierzu Futtermittelstudien in Auftrag gegeben, die deutlich zeigen, dass immerhin 65 Prozent der heute importierten Sojamenge bereits unter den jetzigen Voraussetzungen und Tierzahlen durch heimische Futtermittel ersetzt werden könnte!

In Bezug auf den Erhalt und die Förderung der natürlichen Bodenfruchtbarkeit und eine notwendige Diversifizierung der Fruchtfolgen sieht der WWF einen notwendigen Schwerpunkt bei der Ausweitung der feinsamigen Leguminosen und Körnerleguminosen.

Nachhaltigere heimische/europäische Eiweißfuttermittel sind für den WWF vor allem:

  • feinsämige Futterleguminosen (u.a. Klee und Luzerne)
  • Körnerleguminosen (u.a. Ackerbohne, Erbse, Lupinen, sowie Soja aus regionaler Erzeugung und DonauSoja)
  • Rapsschrot und Sonnenblumenschrot aus heimischer (regionaler) Erzeugung
  • weitere Nebenprodukte aus der heimischen Ölsaaten- und Ethanolproduktion (DDGS = Dried Distillers Grains with Solubles)

Der WWF verknüpft den Einsatz mit der Forderung nach der Anpassung der Tierzahlen pro Betrieb auf die zur Verfügung stehende (Futter-) Fläche.

Um diese Ziele zu erreichen, hat der WWF u.a. 2014 das „Eiweißforum“ initiiert, dessen Arbeit er bis 2018 koordinierte. Das Eiweißforum wird seitdem von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung fortgeführt. Das Eiweißforum ist eine Dialogplattform für alle Akteure der Wertschöpfungskette für Eiweißfuttermittel. Ziel ist es, gemeinsam Lösungsstrategien zu erarbeiten. Im Rahmen des Forums wurde von den Mitgliedern 2017 ein Positionspapier abgestimmt sowie individuelle Zielvereinbarungen formuliert. Hier ist die Zielvereinbarung des WWF Deutschland.

Aber eine Umstellung zu nachhaltigeren Futtermitteln für unsere Milch, Eier und Fleisch wird nicht funktionieren, ohne eine Reduktion der Tierzahlen und weniger Fleisch auf dem Teller.

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