Auf Initiative des WWF treffen sich seit 2016 Landwirte, Naturschützer und Bodenexperten, um Wege jenseits einseitiger Sichtweisen und festgefahrener Konflikte zu finden. Wie können wir unsere Böden in der Landwirtschaft so bestellen und pflegen, dass auch unsere Enkel noch davon leben können – ja vielleicht sogar besser als wir heute?

Zusammen mit den Mitgliedern des Gesprächskreises und weiteren Unterstützern, veröffentlicht der WWF das Positionspapier „Die gemeinsame Basis für Landbau und Naturschutz ist der lebendige Boden“, das sich sowohl an Landwirte, als auch an Umweltschützer, Politik und Verbraucher richtet. Gegliedert ist das Papier in drei Kernforderungen:

  1. Das absolute Primat der Netto-Bodenerhaltung vor anderen Faktoren im Landbau
  2. Das Prinzip der Wiedererlangung und Verbesserung der natürlichen Produktivität  ökologisch örtlich angepasster Boden-Pflanze-Systeme
  3. Forderungen für gesellschaftspolitische Veränderungen, damit der Boden als gemeinsame Grundlage erhalten werden kann

Landwirtschaft muss auch Naturschutz sein

Düngung auf dem Feld © filmfoto / iStock / GettyImages Plus
Düngung auf dem Feld © filmfoto / iStock / GettyImages Plus

2020 wurde bereits ein Thesenpapier erarbeitet, das eine Analyse und klare Forderungen für einen partnerschaftlichen Umgang mit dem lebendigen Boden enthält: Ziele, Grenzen und Entwicklungsbedarf für eine Landwirtschaft, die notwendigerweise zugleich Naturschutz sein muss. Damit steht die Debatte zwischen Naturschutz und Landwirtschaft zugleich in einem gesamtgesellschaftlichen Kontext der Erhaltung unserer Lebensgrundlagen von Boden bis Klima. 

Im Thesenpapier heißt es u.a.: „Böden sind Natur, die natürliche Ökosysteme und auch Agrarökosysteme trägt. Wir erkennen an, dass das Leben im und auf dem Boden eigene Bedürfnisse hat, deren Kenntnis durch die Bewirtschafter wichtig und deren Erfüllung in der Regel gut für eine nachhaltige Landwirtschaft ist. Dies erfordert ein Bodenbild, das über eine Sichtweise des Bodens als „Rohstoff“ und „Dienstleister“ hinausgeht.

Eine Landwirtschaft, die intensiv mit Monokulturen oder engen Fruchtfolgen arbeitet, die stark chemisch und mechanisch in den Boden eingreift oder mit zu hohen Viehbesätzen pro Hektar wirtschaftet, verringert die Mächtigkeit, Lebensvielfalt und natürliche Produktivität der ursprünglichen Böden. Es ist die Aufgabe von Landwirten und Umweltschützern, diese Abbauprozesse umzukehren und gemeinsam einen wirklich nachhaltigen Landbau zu gestalten. Für die Zukunft sehen wir es als unverzichtbar an, Bodenschutz im Agrarland als Teil des Naturschutzes zu verstehen und einen ökologisch tatsächlich nachhaltigen, an Eigenschaften natürlicher Ökosysteme orientierten Landbau - zwecks Gewinnung von Lebensmitteln - in Forschung und Praxis zu etablieren.“ Hier können Sie das Forderungspapier downloaden.

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