An Soja führt weltweit, aber auch in Deutschland kaum ein Weg vorbei. Der WWF hat daher die Unternehmensziele der großen Soja-Händler in einer Scorecard untersucht und festgestellt, dass keiner von ihnen ausreichende Maßnahmen ergriffen hat, um ökologische und soziale Probleme zu lösen.

Die Zerstörung von unberührten Lebensräumen, um Agrarrohstoffe wie Soja herzustellen, ist eine der größten Bedrohungen für das Klima, die Tierwelt und unsere Gesundheit. Vor allem Rohstoffhändler, die an der Schnittstelle zwischen dem Anbau und den globalen Märkten stehen und jeweils riesige Mengen an Soja umschlagen, stehen hier in der Pflicht. Der weltweite Handel mit Soja ist in den Händen einiger weniger großer Unternehmen, deren Nachhaltigkeitsziele und Umsetzungspläne völlig unzureichend sind. Die vom WWF erstellte Händler-Scorecard („Bewertungsliste“) beurteilt die Selbstverpflichtungen und Maßnahmen, die einige der größten Sojahändler der Welt ergriffen haben, um Entwaldung, Zerstörung anderer Ökosysteme und Menschenrechtsverletzungen in ihren Lieferketten zu bekämpfen. 

  • Sojabohnen-Ernte © alffoto / GettyImages WWF Sojahändler-Scorecard 2021

    Die Sojahändler-Scorecard zeigt sowohl Fortschritte als auch Lücken bei der Umstellung der Branche auf Soja ohne Entwaldung und Zerstörung natürlicher Ökosysteme auf, indem sie die Leistungen öffentlich bewertet. Weiterlesen...

Wir begegnen Soja täglich

Wursttheke © Getty Images
Wursttheke © Getty Images

An Soja führt auch in Deutschland kaum ein Weg vorbei. Wir begegnen Soja täglich – in Gestalt von Fleisch vom Schwein, Rind, Geflügel oder Zuchtfisch sowie Eiern und Milchprodukten. Den meisten Menschen ist das gar nicht bewusst, da sich Soja vor allem in den Futtermitteln für unsere Nutztiere versteckt. Für die Augen der Konsument:innen schon weniger verborgen ist der Einsatz von Sojaöl in Margarine, Schokolade, Eiscreme, Backwaren, Kosmetika und Seifen. Soja in Form von Tofu, Tempeh, Sojasauce, Soja-Sprossen und veganen Milchalternativen, wie Soja-Joghurt und Soja-Drinks, erklärt hingegen nur einen verschwindend geringen Anteil unseres Soja-Konsums in Deutschland: nur 4 Prozent von der für Lebensmittel in Deutschland benötigten Fläche für Sojaanbau fließen in die genannten Produkte.

Hier ist zu beachten, dass es sich bei den für Tofu & Co. verwendeten Sojas bereits um „besseres“ Soja handelt, um eines, das man mit gutem Gewissen essen und trinken kann. Es ist nicht gentechnisch verändert, aus deutscher/europäischer Produktion und öfters sogar in Bio-Qualität erhältlich. Soja, das für Futtermittel verwendet wird, kommt hingegen meist aus Brasilien oder den USA und wird dort vor allem unter Verwendung von gentechnisch veränderten Pflanzen und Einsatz gefährlicher Pestizide auf riesigen Flächen in Monokulturen angebaut. Zusätzlich geht der Anbau von Soja in diesen Ländern häufig mit der Zerstörung von Tropenwäldern und anderen unersetzlichen Ökosystemen Hand in Hand.

Die Bewertung der Soja-Händler

Soja-Bauern in Brasilien © David Bebber / WWF-UK
Soja-Bauern in Brasilien © David Bebber / WWF-UK

Bei der Auswahl der Unternehmen für die Soja-Scorecard war der Hauptsitz der Muttergesellschaften der Soja-Händler ausschlaggebend. Auch wenn der außerhalb von Deutschland liegt, haben die Ergebnisse eine hohe Relevanz für den deutschen Markt: Die großen Soja-Händler, die die Scorecard bewertet, liefern Soja auch nach Deutschland und haben hierzulande Niederlassungen: u.a. ADM Deutschland, Bunge Deutschland, Cargill Deutschland. Wie die Scorecard zeigt, sind die Selbstverpflichtungen der Unternehmen mangelhaft und deren Umsetzung ungenügend. Nicht nur Soja-Händler sind in der Pflicht, für mehr Transparenz und Nachhaltigkeit zu sorgen. Auch Zwischenhändler, Futtermittelhersteller, Landwirte, Fleischwerke und der Lebensmittelhandel tragen Verantwortung. Auch sie müssen ihrerseits Druck aufbauen, z.B. indem sie Forderungen nach nachhaltigerem Soja an ihre Lieferanten und die gesamte Lieferkette stellen und nachhaltigere Anbaumethoden angemessen honorieren.

Die Ergebnisse der Scorecard zeigen, dass allein mit freiwilligen unternehmerischen Selbstverpflichtungen und unverbindlichen, politischen Zielvorgaben die enormen Herausforderungen nicht gestoppt werden können. Die Strategie der Freiwilligkeit hat ihr Ziel verfehlt. Gesetzliche Rahmenbedingungen sind hingegen dringend nötig, die gleiche Regeln für alle schaffen.

Forderungen des WWF:

An Unternehmen

Deutsche Unternehmen der Soja-Lieferkette sind aufgerufen, sich Unternehmensziele zum nachhaltigen Bezug von Soja zu setzen, in Form einer Selbstverpflichtung im Rahmen der Accountability Framework Initiative, und diese transparent und zeitnah umzusetzen. Überdies sind die Unternehmen aufgerufen, sich für ein starkes EU-Gesetz zu entwaldungsfreien Lieferketten einzusetzen, das gleiche Anforderungen an alle Unternehmen richtet.

An die Politik

Als ersten Schritt fordert der WWF die Bundesregierung auf, sich bei der EU-Kommission für ein starkes EU-Gesetz für entwaldungsfreie Lieferketten einzusetzen. Das Gesetz muss verhindern, dass intakte Natur, Wälder, Savannen und Feuchtgebiete etwa in Ackerflächen verwandelt werden.

An den Finanzsektor

Es ist wichtig, dass Finanzinstitutionen daran arbeiten, die Naturzerstörung und Menschenrechtsverletzungen aus allen Investitionen und Portfolios zu beseitigen.

Empfehlungen für Verbraucher:innen

Einkauf auf dem Markt © boggy22 / iStock / Getty Images Plus
Einkauf auf dem Markt © boggy22 / iStock / Getty Images Plus

Unsere Ernährung in Deutschland hinterlässt einen zu großen Flächen- und Klimafußabdruck. Der muss kleiner werden, da die verfügbaren Ackerflächen weltweit begrenzt sind und zunehmend schwinden werden. Wir müssen unsere Ernährung verändern. Nicht nur aus gesundheitlichen Gründen, sondern auch um Soja nachhaltiger anbauen zu können, müssen wir unseren Fleisch- und Milchverbrauch reduzieren: weniger, aber dafür besseres Fleisch.

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