Metalle wie Lithium, Kobalt und Nickel sowie Seltene Erden werden die Treiber der ökologischen Transformation sein, denn diese Minerale und Metalle sind unverzichtbar für die Energiewende. Mit dem Fortschreiten der Klimakrise wird die Notwendigkeit, unsere Energiesysteme umzugestalten, dringender denn je. Erneuerbare Energien spielen eine Schlüsselrolle auf dem Weg zu widerstandsfähigeren und saubereren Energiesystemen.

Wettlauf um Rohstoffe hat begonnen

Bergbaugelände des chinesischen Bergbauunternehmens Zijin Mining in Kolwezi im Süden der Demokratischen Republik Kongo (DR Kongo) © IMAGO-Xinhua
Bergbaugelände des chinesischen Bergbauunternehmens Zijin Mining in Kolwezi im Süden der Demokratischen Republik Kongo (DR Kongo) © IMAGO-Xinhua

Diese Energiesysteme benötigen wertvolle Minerale und Metalle, die als „kritische Metalle“, „Transformationsmetalle“ oder „strategische Rohstoffe“ bezeichnet werden.

Die Energiewende und die Herstellung von Kommunikationstechnologien wie Computer und Smartphones kurbeln die Nachfrage nach diesen Mineralen und Metallen stark an – mit weitreichenden geopolitischen Folgen.

Ein Wettlauf um Rohstoffe hat begonnen. Der Abbau dieser Rohstoffe hat einerseits Wohlstand gebracht, ist aber auch verbunden mit schlechten Arbeitsbedingungen, Vertreibungen, verschmutzten Gewässern, zerstörten Landschaften und degradierten Böden.

Eine Energiewende hin zu erneuerbaren Energien bietet die Chance, das Drehbuch für Rohstoffe neu zu schreiben und dafür zu sorgen, dass die Wertschöpfungsketten inklusiver, ethischer, zirkulär und verantwortungsvoll werden. Daran arbeitet der WWF gemeinsam mit Partner-Organisationen im Rahmen des groß angelegten Projekts der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) „Responsible Mining“ in fünf Ländern in Afrika.

Was sind strategische Rohstoffe?

Tagebaumine für Lithium in Greenbushes, Australien © getty / istock / ZambeziShark
Tagebaumine für Lithium in Greenbushes, Australien © getty / istock / ZambeziShark

Strategische Rohstoffe sind nach Definition der Deutschen Rohstoffagentur (DERA) unter anderem Kobalt, Lithium, Wolfram und Seltene Erden. Ein Rohstoff wird dann als „strategisch“ oder „kritisch“ eingestuft, wenn eine erhöhte Nachfrage zu globalen Versorgungsengpässen führen könnte. Ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage ist bereits bei mehreren Mineralen zu beobachten, wobei Lithium besonders stark betroffen ist.

Der Europäische Rat führt unter anderem Nickel, Kobalt, Lithium und Seltene Erden auf einer Liste „kritischer Rohstoffe“. Diese „kritischen“ oder „strategischen“ Rohstoffe sind in vielen Bereichen des täglichen Lebens präsent und werden in einer Vielzahl von Alltagsgegenständen wie Mobiltelefonen, Computern und Tablets, Windkraftanlagen und Elektromotoren verwendet.

Wo werden diese Minerale und Metalle abgebaut?

Bauxit wird aus einer Lagerstätte im nahegelegenen Mount Mpama gewonnen © Imago-ZUMA-Press
Bauxit, ein wichtiges Aluminiumerz, wird abgebaut. © Imago-ZUMA-Press

Beim Abbau von kritischen Metallen und Mineralen dominieren Australien (Lithium), Chile (Kupfer und Lithium), China (Graphit, Seltene Erden), die Demokratische Republik Kongo (Kobalt), Indonesien (Nickel) und Südafrika (Platin, Iridium).

Schätzungsweise 54 Prozent der für die Energiewende relevanten Mineralen befinden sich auf oder in der Nähe des Landes indigener Völker. Eine frühzeitige und fundierte Einbindung der Gemeinschaften in die Erschließung neuer Lagerstätten ist daher unerlässlich.

Über 80 Prozent der Lithiumprojekte und mehr als die Hälfte der Nickel-, Kupfer- und Zinkprojekte befinden sich auf dem Land indigener Völker. Bei Platin liegen sogar mehr als als 90 Prozent der Vorkommen auf oder in der Nähe von indigenem Land.

Wie blickt Europa auf das Thema?

Auch die EU hat die Bedeutung kritischer Materialien erkannt und 2023 ein Gesetz über kritische Rohstoffe, den Critical Raw Materials Act (CRMA), erlassen. Klares Ziel: die Abhängigkeit der EU von Ländern wie China zu verringern, und die Förderung von Mineralen innerhalb Europas auf 10 Prozent des europäischen Jahresverbrauchs zu erhöhen. Das Gesetz sichert aber auch die Versorgung mit Mineralien von außerhalb Europas durch Abkommen mit Ländern wie Argentinien, Brasilien, Ruanda und vielen anderen.

Um diese Versorgung mit Mineralien zu gewährleisten, fördert der CRMA sogenannte „strategische Projekte“ für die Gewinnung, Verarbeitung und das Recycling dieser Mineralien. Das Problem: Diese Projekte, einschließlich der Bergbauprojekte, werden im Schnellverfahren durchgeführt und können Vorrang vor dem Schutz der biologischen Vielfalt, des Wassers und anderer natürlicher Ressourcen haben.

Die Rechte lokaler Gemeinschaften, die von diesen Projekten betroffen sind – sowohl innerhalb als auch außerhalb Europas – werden nicht geschützt.

Unkontrollierter Bergbau zerstört Lebensgrundlagen

Abbauhalde von Koltan im Kongo © IMAGO / Xinhua Alain Uaykani
Abbauhalde von Koltan im Kongo © IMAGO / Xinhua Alain Uaykani

Der Abbau der wertvollen Bodenschätze bringt zahlreiche Probleme mit sich: Die umliegenden Gemeinden werden nicht in die Planungsprozesse einbezogen, obwohl sie von den negativen Auswirkungen des Bergbaus stark betroffen sind.

So verschmutzen hoch belastete Abwässer aus dem Bergbau die Quellen und gelangen auch in die Flüsse – mit direkten Folgen für die Menschen in den Anrainergemeinden, ihr Vieh, die Wildtiere und auch die Fischbestände. Auch der beim Bergbau entstehende Staub belastet die umliegenden Gemeinden: Durch die Luftverschmutzung nehmen Lungenkrankheiten in der Umgebung von Gruben zu. Kurzum: Er zerstört Lebensgrundlagen und fördert die Kriminalität vor Ort.

Erschreckendes Negativbeispiel ist der Abbau von Kobalt im Kongo. Neben den großen Bergbauunternehmen gibt es viele Kleinminen, in denen sogar Kinder nach dem wertvollen Metall graben. Die Schächte sind schlecht abgesichert, immer wieder kommt es zu schweren Verletzungen und Todesfällen.

Hinzu kommt die Entwaldung: Der Bergbau gilt derzeit als viertgrößter Treiber bei der direkten Entwaldung. Außerdem gibt es die indirekte Entwaldung durch die für die Minen benötigte Infrastruktur. In einem Radius von 70 Kilometern um eine Mine herum kann Entwaldung hauptsächlich auf die benötigte Infrastruktur der Mine zurückgeführt werden.

Diese Infrastruktur ist es auch, die zur Fragmentierung des Lebensraums und den Verlust von Lebensräumen für Wildtiere beiträgt: Straßen zerschneiden die ehemals zusammenhängenden Wanderwege vieler Wildtiere – ganze Landstriche und Ökosysteme werden durch die riesigen Abraumhalden, ihre Infrastruktur und die Umweltverschmutzung zerstört.

Wettbewerb in bisher unberührten Gebieten

Grafische Darstellung des Tiefseebergbaus © WWF INT
Grafische Darstellung des Tiefseebergbaus © WWF INT

Die Suche nach strategischen Mineralen und Metallen könnte zu einem geopolitischen Wettbewerb in Gebieten führen, in denen bedeutende Vorkommen bekannt sind, z. B. in der Arktis und in der Tiefsee.

So wollte Norwegen in der Tiefsee nach Rohstoffen suchen. Ein Vorhaben, das dramatische Auswirkungen auf die kaum erforschten und äußerst empfindlichen Ökosysteme des arktischen Meeresbodens gehabt hätte! Bis Ende 2025 ist das Projekt ausgesetzt, doch wie es nach den Wahlen in Norwegen im September 2025 weitergeht, ist offen. Der WWF fordert seit Jahren ein Moratorium für den Tiefseebergbau.

Auch in der Arktis gibt es riesige Vorkommen an kritischen Rohstoffen wie Nickel, Zink und Seltenen Erden – das weckt Begehrlichkeiten und macht die Region strategisch wichtig. Denn mit dem Auftauen des Permafrostbodens durch die Erderhitzung und eisfrei bleibenden Seewegen werden die begehrten Rohstoffe leichter zugänglich. Entsprechend groß ist das Interesse der Anrainerstaaten an den Bodenschätzen der Arktis.

Die problematischen Aspekte des Bergbaus angehen

Die Arbeiter:innen leben teilweise in schlimmen Zuständen © IMAGO / ZUMA Press
Die Arbeiter:innen leben teilweise in schlimmen Zuständen © IMAGO / ZUMA Press

Metalle und Minerale sind wichtig für die Entwicklung der menschlichen Zivilisation und das Leben, das wir heute führen. Doch der Fußabdruck, den die Gewinnung dieser kritischen Rohstoffe hinterlässt, fordert einen hohen Tribut bei Ökosystemen und den Menschen und Tieren, die darin leben. Da die Bergbauaktivitäten in den kommenden Jahren zunehmen werden, müssen die problematischen Aspekte des Bergbaus angegangen werden.

Die Energiewende, die der Europäischen Union vorschwebt, basiert auf einem Wechsel der Energietärger. Doch sie adressiert nicht das Dogma des unbegrenzten Wachstums und der damit einhergehenden Ungleichheit in den globalen Produktions- und Verbrauchsketten. Das bedeutet, dass  unsere derzeitige Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen einer neuen Abhängigkeit von Mineralen weichen wird. An der Ungleichheit und der Umweltzerstörung ändert das nichts.

Wir brauchen also einen anderen Ansatz im Kampf gegen diese problematischen Aspekte. Wir müssen umdenken und die Primärrohstoffgewinnung so gering wie möglich halten. Stattdessen müssen wir die wertvollen Rohstoffe stärker im Kreislauf behalten, sie sparsamer nutzen, sie wiederverwenden und so die Ressourcen-Abhängigkeit verkleinern; Stichwort: Circular Economy. Gerade bei Metallen ein gangbarer Weg, denn metallische Rohstoffe können bis zu 100 Prozent wiederverwendet werden.

Verantwortungsvoller Bergbau

Der größte Hebel liegt jedoch im Abbau der für die Transformation benötigten Minerale und Metalle selbst. Es muss gelingen, den Abbau wertvoller Rohstoffe verantwortungsvoll zu gestalten.

Hier setzt das Projekt „Responsible Mining“ der Internationalen Klimaschutzinitiative an. Es konzentriert sich auf die Länder Mosambik, Namibia, Südafrika, Sambia und Simbabwe sowie die Demokratische Republik Kongo, in denen wichtige Vorkommen von transformativen Metallen und Mineralen liegen.

Ziel ist die Förderung eines umwelt- und sozialverträglichen, kohlenstoffarmen, inklusiven und transformativen Umfelds für den Abbau von Mineralen, die für die Transformation des Energiesektors in diesen Ländern entscheidend sind.

In einem Teilbereich des Projekts arbeitet der WWF Deutschland gemeinsam mit dem WWF Sambia, dem WWF Zimbabwe und der Zimbabwe Environmental Law Association (ZELA) daran, zivilgesellschaftliche Organisationen, lokale Gemeinschaften und traditionelle Führer:innen dazu zu befähigen, Umweltstandards und Vorteilsausgleich in der Wertschöpfungskette von Mineralen zu beeinflussen und durchzusetzen.

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