Beim Waldschutz weltweit gibt es immer was zu tun. Manche Waldprojekte und Schutzgebiete sind größer, wie im Amazonasgebiet, manche kleiner und unauffälliger – aber egal wie groß sie sind: Alle sind wichtig für den Erhalt von Wäldern, Biodiversität und Klima. Wir stellen fünf wichtige und erfolgreiche Waldschutzprojekte des WWF vor, die sonst selten im Fokus der Öffentlichkeit stehen.
Bolivien: Der Wald der Kinder
Manche Dinge fangen klein an. Und wachsen zu etwas Großem heran. So wie das BOSNI-Projekt des WWF in Bolivien. Der Name ist aus dem spanischen Bosque de Ninos abgeleitet, übersetzt „Wald der Kinder“. Es begann 2010 mit einer kleinen Initiative, um Schulkinder mit der Natur vertraut zu machen. Schulgärten und kleine Waldstückchen wurden angelegt, in denen die Kinder in der Erde wühlen, aber auch säen und ernten konnten. „Doch was dann passierte, ist einfach nur fantastisch“, erzählt Projektleiter Dirk Embert. „Erst haben sich nur drei Schulen beteiligt, dann wurden es immer mehr. Inzwischen sind es landesweit 22.“ Aber damit nicht genug. Die BOSNI-Lehrmethode ist heute ein Unterrichtsfach an allen bolivianischen Schulen – ein nationales Umweltprogramm.
Außerdem entstanden fünf Umweltbildungszentren, eines steht in der Hauptstadt La Paz. Denn alle Menschen und auch Kinder, die keine Schule besuchen können, sollen verstehen, wie gefährdet die natürliche Umwelt und die Wälder in Bolivien sind. Immer mehr Menschen engagieren sich daher – auch dank BOSNI – für den Schutz der Wälder.
Indien: Teekampagne Darjeeling
Den Champagner unter den Tees: So nennen Teeliebhaber den berühmten Tee aus Darjeeling, einem Distrikt des indischen Bundesstaates Bengalen. Doch der Teegenuss hat einen bitteren Beigeschmack. Da, wo an steilen Hängen Tee angebaut wird, wuchs einst dichter subtropischer Regenwald. Durch die Abholzungen erodierte der Boden, nach starken Monsunregen rutschten die Hänge in die Tiefe. Es gab keine Baumwurzeln mehr, die den Boden hätten festigen können.
Anfang der neunziger Jahre startete das deutsche Teeversandhaus „Teekampagne“ eine Renaturierungskampagne „SERVE“ (Save the Environment and Regenerate Vital Employment). 1996 übernahm der WWF Indien das Naturschutzprojekt, das noch von der Teekampagne finanziert wird. Mittlerweile sind auf einer Fläche von ca. 500 Hektar mehr als drei Millionen Bäume angepflanzt worden. Der Naturschutz bringt vielen Familien in der wirtschaftlich schwachen Region bares Geld. Die Menschen arbeiten in den 14 Baumschulen der Umgebung und kümmern sich um die Anzucht der Setzlinge.
Deutschland: Auenwälder an der Elbe
Auenlandschaften sind in Mitteleuropa selten geworden. Einer der größten noch erhaltenen liegt am Mittellauf der Elbe. Hier ist es dem WWF Deutschland gelungen, über 1.500 Hektar zu bewahren. „Auenwälder“, sagt Sven Guttmann, WWF-Referent für die mittlere Elbe, „sind Zentren der Artenvielfalt, bieten unzähligen Tier- und Pflanzenarten einen einzigartigen Lebensraum“. So brüten hier etwa 135 Vogelarten, darunter See- und Fischadler, Trauerseeschwalben und Schwarzstörche. Noch beeindruckender ist die Anzahl der Schmetterlingsarten, mehr als 700 haben Forscher gezählt. Auenwälder schützen aber auch vor Hochwasser. In ihnen wachsen Hartholzbäume wie Weiden, Schwarzpappeln, Ulmen und Eichen, die mit schwankenden Wasserständen und Überflutungen gut zurechtkommen.
Bereits 2001 ging das Naturschutzprojekt Auenwälder an den Start. In den vergangenen Jahren wurde unter anderem ein Deich rückverlegt. Jetzt kann das Hochwasser der Elbe ein Gebiet von 600 Hektar wieder natürlich überfluten. Auch in der Nähe von Dessau fließt die Elbe wieder frei auf einer Länge von 34 km. Die Kosten des Projekts hat zum großen Teil der Bund getragen, den Rest teilten sich das Land Sachsen-Anhalt und der WWF Deutschland.
Indusdelta in Pakistan: Schutz der Mangroven
Auf der ganzen Welt gehen wertvolle Mangroven verloren. Auch im westlichen Teil des Indusdelta in Pakistan, im siebtgrößten Mangrovengebiet der Erde. Seit 2019 pflanzt hier der WWF Pakistan, unterstützt durch den WWF Deutschland, wieder Mangroven an. Mangroven schützen Küstengebiete und Menschen vor Überflutungen. Ihre Wurzeln halten den Boden fest, sodass er trotz eines steigenden Meeresspiegels mitwachsen kann. Sie sind außerdem für den Klimaschutz wichtig, weil sie viel CO2 speichern können.
3.000 Hektar wurden wieder aufgeforstet und 4.000 Hektar degradierter Fläche verbessert. Die Wiederaufforstung ist jedoch ein schwieriges Unterfangen. An vielen Stellen ist der Boden verdichtet bzw. erodiert, sodass Mangroven schlecht wachsen können. Sie brauchen regelmäßig Pflege. „Abgestorbene Setzlinge müssen ersetzt und in Lücken nachgesät werden, damit keine größeren Freiflächen in der Aufforstung entstehen. Außerdem werden die kleinen Pflanzen auch von Verschmutzungen, zum Beispiel durch Plastik, befreit“, erklärt Uwe Johannsen, Koordinator des WWF für Deutschland. Das derzeitige Projekt läuft bis Ende 2024. „Wir hoffen, eine Finanzierung zu finden, um es weiterzuführen“, sagt Johannsen. Denn nur ein langfristiges Engagement kann die Zukunft der Mangrovenwälder sichern.
Zentralannamiten: Schutz der Wälder in Laos und Vietnam
Auf den ersten Blick scheinen sie intakt zu sein, die Regenwälder des Annamiten-Gebirges in Laos und Vietnam sowie die Trockenwälder in Kambodscha. Doch wer genauer hinhört, bemerkt schnell: Im Wald ist es still. Es gibt nur wenige Tiere. „Der Begriff empty forests trifft hier wirklich bald zu“, sagt Stefan Ziegler, Programmleiter des Projekts Greater Mekong beim WWF. „Zwar sind die Wälder auch durch Abholzung gefährdet, aber wesentlich dramatischer ist die Wilderei“. Die Nachfrage nach Wildfleisch in den Städten ist groß.
Ein intaktes Ökosystem braucht nicht nur verschiedene Pflanzenarten, sondern auch eine diverse Fauna. Wildtiere leben vom Wald, aber sie verbreiten auch Pflanzensamen und gelten als die Baumeister des Waldes. Es sind vor allem einfache Schlingfallen aus Draht, die für Schuppentiere, die fast ausgestorbenen Saola-Wildrinder oder Kleideraffen, den sicheren Tod bedeuten. Große Säugetiere wie Bären und Elefanten können sich aus größeren Fallen nicht mehr befreien und fügen sich schlimme, oft tödliche Wunden zu. Allein in den Schutzgebieten zählen Experten und Expertinnen über 12 Millionen Fallen.
Aber es besteht Hoffnung. So konnten zum Beispiel Wildhüter, die mit Unterstützung des WWF ausgebildet wurden, in kambodschanischen Schutzgebieten über 230.000 Fallen aufspüren. Genauso wichtig ist Aufklärung. So startete im März 2022 eine gemeinsame Kampagne des Umweltministerium Kambodschas mit dem WWF und weiteren Partnern. Je mehr Menschen auf den Konsum von Wildfleisch verzichten, desto größer ist die Chance, dass weniger Fallen ausgelegt werden.
- Waldschutz weltweit: 7+1 „Waldwunder“
- Warum Waldschutz nur mit und nicht gegen Menschen funktioniert
- Erfolge im Waldschutz – MEIN WELTWALD Magazin 09