Gänsebraten, Rotkohl, Klöße – auch wenn die Traditionen für das Weihnachtsessen breit gefächert sind, gehört für viele die Weihnachtsgans einfach dazu. Leider aber hat die Haltung unserer Gänse massive Folgen für die Wälder Südamerikas. Die gute Nachricht: Wer ein bisschen genauer hinschaut, kann sein Festessen genießen, ohne dass dafür Regenwald zerstört wird.

Festlich gedeckter Weihnachtstisch von Familie, warme Athmosphäre
Lieber nachhaltig genießen © Dasha Petrenko/iStock/GettyImages

Was wir auf den Teller legen, wirkt weit darüber hinaus. Auch eine herkömmliche Festtagsgans kann indirekt zur Zerstörung von Amazonasregenwäldern und Cerrado-Savanne in Brasilien beitragen.

Der Grund dafür ist die Verwendung von Soja als Futtermittel. Denn Gänse aus konventioneller Mast werden – genau wie Rinder, Schweine und Hühner – unter anderem mit gentechnisch-verändertem Soja aus Monokulturen gefüttert. Die Haltung von Geflügel ist heute ohne importierten Sojaschrot kaum noch vorstellbar.

Jährlich werden vor allem aus Brasilien Millionen Tonnen Soja als Futtermittel in die EU verschifft und dafür riesige Gebiete wertvoller Wälder, Savannen und Grasland in Sojaplantagen umgewandelt. Doch das muss nicht sein!

Gänsebraten nachhaltig genießen

Gehört für Sie die Gänsekeule einfach zu Weihnachten dazu? Oder eher der Kartoffelsalat mit Würstchen? Beides muss keine Waldzerstörung in Südamerika zur Folge haben! Denn kleine Entscheidungen machen den großen Unterschied, ohne den Genuss an Weihnachten zu verderben.

Bio-Gans statt konventioneller Gans

In der ökologischen Tierhaltung werden überwiegend heimische Futtermittel eingesetzt. Soja aus Südamerika ist dort tabu. Wenn es also Geflügel oder Fleisch zu Weihnachten sein soll, genießen Sie Ihren Festtagsbraten bewusst und nachhaltig, indem Sie Bio-Produkte einkaufen. So schützen Sie Regenwälder und unterstützen eine tiergerechtere Haltung.

Weniger, aber besseres Fleisch kaufen

Die Menge macht’s und auch bei Fleisch und Geflügel gilt, Qualität schlägt Quantität. Nicht nur aus gesundheitlicher Sicht und gerade in der von üppigen Speisen geprägten Weihnachtszeit: Wer seltener Fleisch isst, entlastet Klima und Ökosysteme und kann Höfe unterstützen, die nachhaltig wirtschaften.

Vegetarische oder vegane Festgerichte ausprobieren

Zwei Scheiben veganen Linsen-Hackbratens festlich auf einem Teller angerichtet
Veganer Linsen-Hackbraten © vaaseenaa/iStock/GettyImages

Bereiten Sie doch einmal ein köstliches, vegetarisches Festessen zu!

Ob Nussbraten, Seitan-Gans oder herzhaft gewürzter Tofu: Die Auswahl ist groß und überraschend festtagstauglich.

Viele Alternativen haben einen deutlich kleineren Fußabdruck. Denn im Gegensatz zu dem als Futtermittel verwendeten Soja haben Tofu und Sojamilch eben nichts mit der Regenwaldzerstörung zu tun.

Der große Soja-Irrtum

Soja gehört zu den ältesten Kulturpflanzen der Welt und ist eigentlich ein ausgesprochen wertvolles Lebensmittel. Schade, dass Tofu & Co. oft zu Unrecht am Pranger stehen, die Regenwälder Brasiliens zu gefährden. Dabei stammen die Bohnen für unsere Lebensmittel aus ganz anderen Anbaugebieten als jene, die in der massenhaften Tierfütterung landen.

Für Tofu, Tempeh oder Sojajoghurt werden hochwertige, speziell gezüchtete Sorten verwendet, die meist aus Europa stammen – insbesondere aus Italien, Österreich und Frankreich, aber auch aus Süddeutschland – sowie teilweise aus Nordamerika und China. Auch hier lohnt es sich, auf Bio-Produkte und transparente Zutatenlisten zu achten: Europäische Soja ist grundsätzlich gentechnikfrei und erfüllt strenge Standards.

Wer seinen Speiseplan noch vielfältiger gestalten möchte, findet zudem reichhaltige Eiweiß-Alternativen direkt vor der Haustür, etwa Lupinen, Bohnen oder Erbsen aus heimischem Anbau.

Das Umweltproblem von Gans und Braten in Zahlen

Riesige runde, gerodete Fläche hinter Wäldern und Savannen, die gerade gezielt abgebrannt werden
Monokulturen fressen sich in die Cerrado-Wildnis © Myke Sena / WWF Brasilien

Nur ein sehr kleiner Teil der weltweiten Sojaernte landet direkt auf unseren Tellern. Rund 80 Prozent werden zu eiweißreichem Tierfutter verarbeitet – vor allem für Schweine und Geflügel, also auch für die typische Weihnachtsgans.

Direkt nach Palmöl (34 Prozent) steht Soja damit an zweiter Stelle der Rohstoffe, die durch den Konsum in der EU maßgeblich zum Verlust wertvoller Wälder beitragen (32,8 Prozent).

370 Millionen Tonnen Soja werden heute jährlich weltweit angebaut. Größter Produzent ist Brasilien, gefolgt von den USA und Argentinien.

In den nächsten zehn Jahren könnte die Anbaufläche in Brasilien noch einmal um fast 27 Prozent wachsen. Doch schon jetzt fressen sich die Soja-Monokulturen ausufernd in wertvolle Ökosysteme und gefährden Artenvielfalt, Klima und Wasserkreisläufe. Begleitet wird das von einem enormen Pestizideinsatz, zunehmender Bodenerosion, Konflikten um Landrechte und verseuchten Gewässern. Soja für Tierfutter ist damit einer der stärksten Treiber der ökologischen Zerstörung in Südamerika.

Waldfreundliche Weihnachten: Genuss und Verantwortung schließen sich nicht aus

Veganes Rotkohl Gericht, festlich angerichtet
Wir wünschen schöne und naturverträgliche Weihnachten © Nadiia Koval/iStock/GettyImages

Trotz dieser ernüchternden Zahlen darf Weihnachten ein Fest der Freude bleiben. Entscheidend ist, gut informiert zu wählen. Ein Blick hinter die Kulissen lohnt sich immer.

Denn mit bewussten Entscheidungen – sei es bei der Bio-Gans oder beim vegetarischen Menü – lassen sich Festtagsschmaus und Waldschutz gut verbinden. So wird Weihnachten nicht nur köstlich, sondern auch ein bisschen grüner.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen und Ihren Liebsten nun eine besinnliche, schöne und nachhaltige Weihnachtszeit.

Dieser Artikel entstand im Rahmen des Projekts „Tackling the main drivers of deforestation and conversion in Brazil“. Das Projekt ist vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) beauftragt und wird von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH gefördert.

  • Roter Panda © 1Tomm / iStock / Getty Images Tipps für fröhliche und ökologische Weihnachten

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