Ob salzig, süß oder gemischt: Muscheln leben in fast allen Gewässern. Und das tollste ist: Oft zeigen sie an, ob das Wasser sauber ist – wie eine Wasserpolizei mit großer Klappe.

Muscheln am Strand

Kleine Pilgermuschel
Kleine Pilgermuschel © Alexander Mustard / WWF UK

Die harten Muschelschalen, die du vor allem am Meeresstrand findest, sind nur die leeren Gehäuse verstorbener Muscheln. Lebende Muscheln haben in den Schalen einen Weichkörper, mit dem sie fressen und sich bewegen können. Manche können sogar frei schwimmen wie die Kleine Pilgermuschel im Bild. Das tut sie sogar recht häufig, um einen besseren Futterplatz zu finden. Die Kleine Pilgermuschel frisst Plankton und lebt in der Nordsee und Ostsee genauso wie im Mittelmeer. Ihre Schalen bestehen wie bei allen Muscheln aus Kalk.

Auf dem Foto siehst du die Kleine Pilgermuschel bei geöffneten Klappen. Sie hat gleich mehrere Augen in ihrem Weichkörper – richtig, es sind die blauen kleinen Kugeln an den beiden Schalenrändern. Manche Muscheln besitzen bis zu 200 Augen.

Bauplan der Natur

Muscheln atmen unter Wasser mit ihren Kiemen, ähnlich wie Fische. Herzmuschel und Sandklaffmuschel können tief im Schlick sogar bis zu zehn Tage ohne Sauerstoff aushalten.

Muscheln schließen ihr Gehäuse mit ein oder zwei Schließmuskeln. Ihre Klappen öffnen sie durch ein elastisches, kaugummiartiges Band, das Ligament genannt wird. Es hält wie ein Buchrücken beide Schalen zusammen.

Manche Muscheln, zum Beispiel Miesmuscheln, besitzen einen Fuß. Mit dem können sie wie Spiderman klebrige Fäden erzeugen, mit denen sie sich an Steinen oder Holz festkleben können.

Staubsauger unter Wasser

Sandklaffmuschel
Sandklaffmuschel © IMAGO / Blickwinkel

Einige Muscheln graben oder bohren sich in den Untergrund. Dazu benutzen sie eine Art Doppelschlauch, den sie ausfahren können. So können sie im Sand oder Schlick beim Graben über eine Röhre frisches Wasser mit Sauerstoff einsaugen und über eine zweite Röhre ihr Abwasser wieder ausstoßen.

Was aber treiben Muscheln tief im Schlick? Fressen natürlich. Mit den Saugröhren, mit denen sie atmen, können sie oben aus dem Meeresboden herausragen und auch kleinste Planktontiere aus dem Wasser aufsaugen. Dabei reinigen sie das Wasser. Der Miesmuschel-Filterrekord liegt bei fünf Litern Wasser die Stunde, der Auster-Filterrekord bei 25 Litern.

Zum Vergleich: Eine Auster wiegt etwa 80 Gramm. Stell dir mal vor: Wenn du 40 Kilogramm wiegst, dann müsstest du alle 60 Minuten 12.500 Liter Wasser trinken, um die gleiche Leistung zu schaffen!

Muscheln als Warnmelder

Miesmuschel mit gut sichtbaren fransigen Kiemen © Wolf Wichmann
Miesmuschel mit gut sichtbaren fransigen Kiemen © Wolf Wichmann

Wenn das Wasser stark verschmutzt ist, dann schließen Muscheln für längere Zeit ihre Klappen. Deshalb nutzen Forschende sie als eine Art natürliche Schmutzanzeiger. Muscheln sind deshalb ein idealer Warnmelder!

Dauert die Wasserverschmutzung aber länger, sterben Muscheln ab. Was die Verschmutzung noch verschlimmert. Denn dann wird das Gewässer mit einem Schlag noch dreckiger, weil plötzlich Millionen Muscheln als Wasserfilter fehlen und auch noch verwesen, sich also zersetzen.

WWF Junior Panda

Schon gewusst?

Bei den meisten Muschelarten gibt es Männchen und Weibchen. Die Männchen geben ihre Samenzellen ins Wasser ab, die Weibchen ihre Eizellen. Das funktioniert, weil die Muscheln immer nahe beieinander leben.

Muscheln schützen

Ganz wichtig ist es, den Lebensraum der Muscheln zu erhalten: Das Wasser darf nur wenig verschmutzt sein. Bäche und Flüsse sollten zudem wieder in weiten Bereichen naturnah fließen. Für beides setzt sich der WWF seit langem ein. Mit Erfolg, denn Deutschlands Flüsse sind wieder viel muschelreicher geworden.

Im Wattenmeer kümmert sich der WWF, dass der einzigartige Lebensraum intakt bleibt. Er sorgte außerdem mit dafür, dass dort große Nationalparks eingerichtet wurden, wo auch die Herzmuschelfischerei beendet und die Miesmuschelfischerei begrenzt wurde. In der Ostsee setzt sich der WWF dafür ein, dass Seegraswiesen erhalten bleiben, wo viele Muscheln leben.

Noch mehr Muschel-Wissen

Fossile Muschelschalen
Fossile Muschelschalen Frankreich © IMAGO / Imagebroker

So lange gibt es Muscheln schon!

Muscheln gibt es bereits seit 500 Millionen Jahren auf der Erde, sie gehören zu den ältesten Tiergruppen. Die Zweiklapper haben sich in der langen Zeit perfekt an alle Wasser-Lebensräume angepasst – egal ob salzig oder süß, arktisch kalt oder tropisch warm, flach oder tief.

Heute gibt es etwa 10.000 Muschelarten auf der Welt – von 20 Millimeter-Zwergen bis 1,40 Meter große Riesen! In Deutschland leben rund 37 Arten in Bächen und Flüssen, 7 Arten im Wattenmeer und 5 Arten in der Ostsee.

Fressfeinde

Austernfischer
Austernfischer © Hans Ulrich Roesner / WWF

Sehen Muscheln Fressfeinde wie Kraken oder Seesterne anrücken, schließen sie ihre Schalen, graben sich rasch im Boden ein oder flüchten – durch kräftiges Auf- und Zuklappen ihrer Schalen. Oder in dem sie Wasser einsaugen und schnell wieder ausstoßen.

Manche Tiere können aber auch harte Muschelschalen knacken: Neben Seesternen sind das Krebse, Vögel wie der Austernfischer und der Seeotter im Pazifischen Ozean.

Herzmuscheln werden auch schon mal von Silbermöven komplett verschlungen, im Magen geknackt und die Reste der zerbrochenen Schale als Speiballen wieder ausgespuckt.

Was ist eine Perle?

Pazifische Auster mit Perle
Pazifische Auster mit Perle © IMAGO / Blickwinkel

Eine Perle ist im Kern ein Fremdkörper, meist ein Sandkorn, das die Muschel geschluckt hat, aber nicht mehr ausstoßen kann. Um sich vor ihm zu schützen, bildet sie um ihn herum aus „Muschelspucke“ langsam dünne Schichten aus Kalk und anderen Stoffen. So entstehen wunderschön matt schimmernde Perlen, die als Schmuck getragen werden.

Es braucht etwa zehn Jahre, bis eine erbsengroße Perle entstanden ist. Und es geschieht in der Natur äußerst selten. Deshalb gibt es heute Perlenzuchtanlagen an vielen Küsten der Weltmeere. Dort wird Millionen Muscheln gezielt ein Sandkorn in den Schlund geschmuggelt.

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Schon gewusst?

Perlmutt ist die innere Schicht vieler Muscheln. Sie schillert oft regenbogenfarbig, weil sie aus winzigen Kalkkristallen besteht, die alle das Licht etwas unterschiedlich spiegeln. Auch aus Perlmutt wird Schmuck gemacht.

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