Die Wälder der Insel Borneo gehören zu den artenreichsten dieses Planeten und beheimaten eine Vielzahl seltener Wildtierarten. Doch dieses Ökosystem ist seit Jahren unter Druck, denn Unternehmen und Kleinbäuerinnen und Kleinbauern roden diese wertvollen Wälder, um Holz und weitere Rohstoffe, wie z.B. Ölpalmfrüchte zu gewinnen. Der WWF will zusammen mit lokalen Gemeinden Alternativen schaffen und Szenarien für eine nachhaltige, in den Naturschutz integrierte, wirtschaftliche Entwicklung aufzeigen.

Die Region Borneo

Aufforstung mit Gaharu Tee in Batang Ai © Hari Arti Khalsa / WWF
Aufforstung mit Gaharu Tee in Batang Ai © Hari Arti Khalsa / WWF

Auf eine Initiative des WWF hin haben die Staaten Indonesien, Malaysia und Brunei Darussalam 2007 die „Heart of Borneo“-Erklärung („Herz von Borneo“) verabschiedet und damit ein grenzübergreifendes Netzwerk aus Schutzzonen und nachhaltig genutzten Wäldern im Inneren der Insel festgelegt.

Diese 22 Millionen Hektar große Waldlandschaft dient auch als Korridor für Wildtierarten wie Orang-Utan, Nebelparder und Zwergelefant, und stellt damit eine ökologische Verbindung zwischen den nationalen Schutzgebieten von Brunei Darussalam, Malaysia und Indonesien her.

Der HoB-Korridor ist eines der wichtigsten Schutzgebiete weltweit und trägt gleichzeitig zur sozioökonomischen Entwicklung der lokalen und indigenen Bevölkerung bei.

Projekt zum Verhindern der Waldrodung

Um die voranschreitende Rodung dieser artenreichen Wälder zu verhindern, hat der WWF von 2016 bis 2021 ein vom Bundesumweltministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit gefördertes Projekt umgesetzt. Die Aktivitäten erstrecken sich von Kapuas Hulu im Nordwesten Kalimantans, dem indonesischen Teil Borneos, bis ins Zentrum von Sarawak, einen Bundesstaat im malaysischen Borneo. Insgesamt umfasst das Gebiet ca. zwei Millionen Hektar, was in etwa der Fläche von Rheinland-Pfalz oder Sachsen-Anhalt entspricht.

Im Rahmen des Projektes setzte sich der WWF, gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung und den zuständigen Behörden, für eine „Green Economy“ ein, bei der der Naturschutz im Zentrum einer nachhaltigen Entwicklung der lokalen Wirtschaft steht.

Definition "Green Economy"

Der Green Economy Report des United Nations Environment Programme (UNEP) definiert eine grüne Wirtschaft als „eine Wirtschaft, die zu einem besseren Wohlbefinden des Menschen und sozialer Gerechtigkeit führt und gleichzeitig Umweltrisiken und ökologische Engpässe erheblich verringert". Green Economy kann somit als wirtschaftliches Paradigma angesehen werden, das Wachstum, Einkommen und Beschäftigung fördert, ohne das natürliche Kapital von Ökosystemen und biologischer Vielfalt zu gefährden. Eine grüne Wirtschaft fördert eine wirtschaftliche Entwicklung, die das Naturkapital schützen, die Ressourceneffizienz steigern und einen nachhaltigen Konsum fördern kann.

Was macht der WWF zum Schutz der Wälder?

Workshop Kautschukanbau © Victor Fidelis Sentosa / WWF
Workshop Kautschukanbau © Victor Fidelis Sentosa / WWF

Ziel der Aktivitäten war es, die Gefährdung für die verbleibenden Wälder zu verringern, indem lokale Gemeinschaften auf abholzungsfreie Industrien (oder grüne Industrien) setzen. Hierzu werden gemeinsam mit indigenen Gemeinden „grüne“ Businesspläne entwickelt (z.B. nachhaltige Kautschukproduktion, Pfefferanbau oder auch Tee), und anschließend in Pilotprojekten umgesetzt, mit dem Ziel, sie zukünftig auf andere Regionen des Heart of Borneo zu übertragen. Zusätzlich wurden Regierungsinstitutionen in der nachhaltigen Landnutzungsplanung unterstützt und das Management natürlicher Ressourcen auf Nachhaltigkeit geprüft.

Was hat der WWF in dem Projekt erreicht?

Plantage auf Borneo © Aaron Gekoski / WWF US
Plantage auf Borneo © Aaron Gekoski / WWF US
  1. Lokale Gemeinden wurden durch Schulungen unterstützt, technische Kapazitäten aufzubauen sowie Arbeits- und Geschäftspläne zu entwickeln und umzusetzen. Im Rahmen des Projektes haben sie mit der nachhaltigen Bewirtschaftung ihrer natürlichen Ressourcen, in Anlehnung an ein Green Economy-Konzept für die ganze Region, begonnen. Folgende Pilotprojekte wurden umgesetzt: 
    • eine Gaharu-Tee-Plantage im Batang Ai, Sarawak
    • nachhaltige Kautschukproduktion in Kapuas Hulu
    • nachhaltige Pfefferproduktion in Song-Katibas, Sarawak
    • Ökotourismus-Initiativen in Sarawak und Kapuas Hulu
  2. Im Rahmen von Schulungen wurden technische Kapazitäten innerhalb der lokalen Verwaltungen und anderer wichtiger Interessengruppen zu nachhaltigem Landmanagement und Raumplanung aufgebaut, lokale Regierungen wurden zu Green Economy Konzepten beraten, zudem wurden in enger Zusammenarbeit mit lokalen staatlichen Akteuren und unter anderem Landnutzungs- und Aktionspläne erarbeitet, eingebettet in die lokale Gesetzgebung, und Workshops abgehalten.
  3. Das Bewusstsein für umweltfreundliche Geschäftspraktiken bei Holz- und Palmölproduzenten im Projektgebiet wurde durch die Vernetzung mit Kunden und
  4. Investoren, die an Nachhaltigkeit interessiert sind, erhöht.
  5. Das Panda CLICK! Programm wurde mit den lokalen Gemeinden in Sarawak und in Kapuas Hulu durchgeführt und mit einer Ausstellung abgeschlossen. Panda KLICK! ist ein Fotografie-Workshop, in dem den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Umgang mit Digitalkameras für z.B. Nah-, Portrait- aber auch Landschaftsaufnahmen nahegebracht wird. Nach einem Einführungsworkshop halten die neu ausgebildeten Fotografinnen und Fotografen ihre Umgebung fest, und damit auch ihre täglichen Aktivitäten, ihre Kultur und Traditionen. Zum Ende des Programms fand ein Abschlussworkshop statt, um die Erfahrungen gemeinsam zu reflektieren und über das Green Economy-Konzept zu diskutieren.

Auf der Projektwebseite www.globallandusechange.org wird das Green Economy-Projekt im Herzen Borneos ausführlich in englischer Sprache dargestellt.

Das Projekt war Teil der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI). Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) fördert die Initiative aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestags.

So unterstützen Sie unsere Arbeit zum Schutz der Wälder

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