Jede Institution ist gut beraten sich mit der eigenen Geschichte zu beschäftigen. Auch und gerade, wenn dabei Dinge ans Licht kommen, die wir heute kritisch sehen. Das gilt selbstredend auch für den WWF.

Grzimek hat den Naturschutz einer breiten Öffentlichkeit nahegebracht. Dafür gebührt ihm Anerkennung. Ebenso natürlich haben sich der Naturschutz und seine Werte in den letzten Jahrzehnten gewandelt. Koloniales, rassistisches Gedankengut sollte längst keinen Platz mehr in unserer Gesellschaft haben, selbstverständlich auch nicht in den Modellen, Praktiken und Strukturen des globalen Naturschutzes.

Konzepte auf dem Prüfstand

Indigenes Land Aldeia Jamari © Marizilda Cruppe / WWF-UK
Indigenes Land Aldeia Jamari © Marizilda Cruppe / WWF-UK

Auch die Naturschutzkonzepte von einst stehen längst auf dem Prüfstand. Konventionelles Schutzgebietsmanagement ist zum Aussterben verurteilt – und das ist in diesem Fall auch gut so. Schutzgebiete auszuweisen, ohne die dort lebende Bevölkerung hinreichend zu berücksichtigen, haben Kritiker prägnant „Festungsnaturschutz“ genannt. Aber es funktioniert einfach nicht, Schutzgebiete auszuweisen und dabei die Bewohner zu vergessen. Menschen bewohnen die unterschiedlichsten Regionen – ob im tiefsten Amazonas, in den Steppen der Mongolei, in der Arktis oder der Serengeti. Zum Teil haben sie Gebiete schon besiedelt bevor sie zu Schutzgebieten erklärt wurden. Ihre Rechte gehören geklärt, gewahrt und in einen modernen Naturschutz integriert

Naturschutz für Mensch und Natur

Nachhaltiger Umweltschutz muss gleichzeitig der Natur und den Menschen dienen, die in, mit und von ihr leben. Das ist das Ziel unserer Arbeit – und das ist die Herausforderung, der wir uns stellen. Das Mantra des modernen Naturschutzes heißt ''Inclusive Conservation". Wir unterstützen indigene Völker und lokale Gemeinschaften dabei ihre Territorien so zu verwalten, dass sie und die Natur gleichermaßen profitieren und ihre Rechte entsprechend berücksichtigt werden. Das ist mitunter eine große Herausforderung und ein spannender Balanceakt. Wie integriert man alle Beteiligten auf faire Weise? Wie können alle gleichermaßen profitieren? Und wie ist das bei den jeweiligen Gegebenheiten effizient und nachhaltig umzusetzen? Und wie kann man nachweisen, dass man Positives bewirkt hat, das beiden dient – Mensch und Natur?

Mit diesen Vorgaben werden wir unser Möglichstes tun, um althergebrachtes, konventionelles Schutzgebietsmanagement in integrierten Naturschutz umzuwandeln, der die Rechte von Mensch und Natur berücksichtigt. Das wird seine Zeit brauchen, aber wir sind auf einem guten Weg. Wir werden diesen weiterhin konsequent und mit aller Kraft verfolgen.

  • Ranger in Kenia © Jonathan Caramanus / Green Renaissance / WWF-UK Menschen und Naturschutz

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