Seit Anfang des Jahres gilt in Deutschland die Mehrwegangebotspflicht. Das bedeutet, dass viele Restaurants und Cafés für ihre Speisen und Getränke zum Mitnehmen Mehrweg-Behältnisse anbieten müssen. Aber tun sie das wirklich? Wissen die Kund:innen davon? Und können sie tatsächlich ein größeres Angebot an Mehrwegbehältnissen feststellen?

Um das herauszufinden, haben wir Anfang Februar unsere große Mehrwegumfrage gestartet. Mehr als 11.400 Menschen haben geantwortet und uns von ihren Erfahrungen mit dem neuen Mehrwegangebot berichtet.

Kaum mehr Mehrweg: Jahreswechsel verschlafen?!

WWF-Mehrweg-Umfrage: Angebote aufgefallen © WWF
WWF-Mehrweg-Umfrage: Angebote aufgefallen © WWF

Sind Ihnen seit dem Jahreswechsel häufiger Mehrwegangebote aufgefallen? Diese zentrale Frage hat mit über 80 Prozent die überwiegende Mehrheit der Kund:innen in unserer Umfrage leider verneint. Ganz und gar kein gutes Zeugnis für die Betriebe, die eigentlich seit Anfang 2023 vermehrt wiederverwendbare Behältnisse anbieten müssten. Dabei hatten mehr als die Hälfte der Befragten in diesem Jahr schon Speisen außer Haus gekauft. Doch denken sie an ihren letzten Besuch im Restaurant, Café oder Imbiss, haben die wenigsten Teilnehmer:innen der Befragung klare Mehrwegoptionen im Angebot entdeckt.

Immerhin: Die meisten Kund:innen wissen von der neuen Mehrwegpflicht

Über Dreiviertel der von uns befragten Personen hatten bereits von der neuen Mehrwegpflicht gehört und die meisten von ihnen wissen zumindest in etwa, was damit gemeint ist. Nahezu alle Befragten (98,5 Prozent) begrüßen außerdem die Mehrwegangebotspflicht.

Wieviel „to go“ wird gekauft und von wem?

WWF-Mehrweg-Umfrage: To Go Kauf © WWF
WWF-Mehrweg-Umfrage: To Go Kauf © WWF

Demografie unserer Umfrage

Insgesamt kaufen unsere Befragten eher ab und zu Dinge „to go“, als übermäßig oft. Mehr als ein Drittel der befragten Personen wählt nur wenige Male im Jahr etwas zum Mitnehmen, ein knappes Drittel immerhin ein bis zweimal im Monat. Lediglich rund 17 Prozent der Teilnehmenden holen sich nie Take-away. Dabei gehören die Personen, die Essen oder Getränke zum Mitnehmen kaufen, in unserer Umfrage überwiegend zur jüngeren Altersgruppe der 20- bis 40-Jährigen und kommen vornehmlich eher aus städtischen Regionen als aus dem ländlichen Raum. 

„Coffee to go“-Becher versus Pizzaschachtel

Gestapelte Pizzaschachteln © GettyImages
Gestapelte Pizzaschachteln © GettyImages

Vergleicht man Speisen und Getränke in unserer Umfrage, so kaufen unsere Teilnehmer:innen wohl eher ihre Pizza als den Kaffee zum Mitnehmen. Knapp 75 Prozent der Befragten haben in diesem Jahr noch überhaupt keine Getränke außer Haus gekauft. Dagegen scheinen sich Mehrweg-Getränkebecher aber besser etabliert zu haben als wiederverwendbare Boxen für das Essen: Bei mitgenommenen Speisen haben 71,5 Prozent unserer Befragten keine Mehrwegbehältnisse genutzt. Für Getränke außer Haus wurde in mehr als der Hälfte der Fälle zumindest ab und zu Mehrweg gewählt.

Nachholbedarf bei den Anbietern

Mülleimer mit Einwegverpackungen © LIFE e.V.
Mülleimer mit Einwegverpackungen © LIFE e.V.

Das entspricht wahrscheinlich der Wahrnehmung von vielen von uns in ihrem Alltag: Wiederverwendbare Kaffeebecher sind ein immer häufigeres Bild, während Behältnisse für das Essen zum Mitnehmen doch nach wie vor meist zum Wegwerfen gefertigt sind. Hier muss sich sehr viel tun! Dafür spricht auch ein weiteres Ergebnis unserer Umfrage: Egal ob Speisen oder Getränke – wenn in Mehrweg gekauft wurde haben etwas mehr als die Hälfte der befragten Kund:innen das genutzte Geschirr selbst mitgebracht. So vorbildlich und engagiert das ist, zeigt es doch einen weiterhin starken Aufholbedarf der Kaffees, Bistros und Restaurants, auch Kundschaft ohne eigene Boxen und Becher zu versorgen.

Dabei könnte es so einfach sein

Die Mehrheit unserer Befragten kauft Essen und Getränke zum Mitnehmen für den Arbeitsplatz oder für zu Hause. Spontane Situationen draußen, auf dem Weg zur Arbeit oder im Park, bei denen das Mehrweg-Geschirr lästig werden könnte, fallen mit einem Anteil von nur einem guten Drittel weniger ins Gewicht. Restaurants und Cafés sollten sich also ruhig mehr Mehrweg trauen – und ihren Kund:innen zutrauen, die Behältnisse bis zur Rückgabe zu Hause oder am Arbeitsplatz aufzubewahren.

Was sich dringend ändern muss, damit Mehrweg nicht scheitert

Natürlich ist das Angebot von Mehrweg-Behältnissen nur die eine Seite. Es muss auch angenommen werden. Deshalb wollten wir wissen: Was beeinflusst die Entscheidung der Kund:innen für oder gegen Mehrweg am meisten? Dabei wird deutlich, Mehrweg scheitert weder an hygienischen Gründen, noch am Preis. Der Mehrheit unserer Befragten kommt das wiederverwertbare Geschirr weder unhygienisch vor, noch teurer aufgrund von Pfandabgaben. Was der Nutzung von Mehrweg-Geschirr aber im Wege steht, sind unübersichtliche und zu wenige Rückgabemöglichkeiten und ein fehlendes, klar erkennbares Angebot. Denn selbst Restaurants und Cafés, die Mehrwegbehältnisse bereithalten, informieren darüber zu selten zum Beispiel auf Schildern oder Tafeln.

Also, liebe Restaurants und Cafés:

Nehmt doch bitte praktisches Mehrweg-Geschirr endlich ins Sortiment auf, wenn noch nicht geschehen. Informiert eure Kund:innen gut sichtbar darüber. Macht die Nutzung leicht, ohne dass man explizit danach fragen muss. Und bietet vor allem einfache, übersichtliche und vielfältige Rückgabemöglichkeiten. Denn viele Kund:innen werden ein gutes, serviceorientiertes Mehrwegangebot zu schätzen wissen – und unsere Umwelt wird es danken.

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