Die UN-Verhandlungen über ein globales Plastikabkommen in Genf sind am 15. August 2025 ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Einige Staaten haben dem vorgelegten Vertragstext ihre Zustimmung verweigert. Das ist bitter – und gleichzeitig gut so.

Ein Kunstwerk aus Plastik im Rahmen der Verhandlungen in Genf im August 2025
Ein Kunstwerk aus Plastik im Rahmen der Verhandlungen in Genf im August 2025 © IMAGO / KyodoNews

Die Plastikkrise mit ihren verheerenden Folgen für Gesundheit und Natur bleibt weiter ungelöst. Eine kleine Minderheit von Ölstaaten hat es – wie bei den Verhandlungsrunden zuvor – geschafft, ein global rechtsgültiges Abkommen zur Lösung der Plastikkrise zu verhindern.

Es ist mehr als deutlich, dass diese Länder keinerlei Absicht haben, eine wirkungsvolle Lösung zu finden. Die große Mehrheit der Staaten – unter ihnen auch Deutschland – konnte sich nicht durchsetzen. Das Ende der Plastikkrise ist somit vertagt. Die Glaubwürdigkeit des Verhandlungskomitees der Vereinten Nationen für einen globalen Plastikvertrag (INC) ist damit schwer beschädigt.

Wie der weitere politische Prozess aussieht, bleibt für den Moment unklar. In Genf fand die fünfte Verhandlungsrunde statt – und weitere sind eigentlich nicht vorgesehen.

Verhindert wurde jetzt immerhin ein von der UN abgesegneter Freifahrtschein für weitere Jahrzehnte ungebremster Plastikverschmutzung. Für den WWF ist jedoch ein schwacher Vertrag die schlimmste aller Möglichkeiten.

„Der Ausgang der Verhandlungen in Genf ist ein schwerer Schlag für zukünftige Generationen. Wir brauchen jetzt deutliche Führungssignale ambitionierter Staaten, alle politischen Möglichkeiten zu nutzen, ein globales Plastikabkommen weiter voranzutreiben, im Zweifel auch in anderen Foren und Formaten. Alle möglichen Wege müssen in Betracht gezogen werden.“

Florian Titze, Leiter internationale Politik, WWF Deutschland

Dringend nötige Maßnahmen

Die Forderungen des WWF sind und bleiben eindeutig:

  • Globale Verbote: Abschaffung schädlicher Kunststoffe und Chemikalien
  • Kreislaufwirtschaft: Globale Regeln für Produktdesign  
  • Finanzierung: Mechanismen, um Maßnahmen umzusetzen und zu verstärken
  • Zukunftssicherheit: Mechanismen zur Überprüfung und Stärkung des Abkommens im Laufe der Zeit

Die Verhandlungen sind entscheidend für die Zukunft unseres Planeten. Gemeinsam mit seinen Unterstützer:innen wird der WWF weiterhin Druck ausüben, um ein starkes Plastikabkommen zu sichern!

Ernüchternde Zahlen

Affe umringt von Plastikflaschen © Nick Garbutt / naturepl.com / WWF
Affe umringt von Plastikflaschen © Nick Garbutt / naturepl.com / WWF

Seit Beginn der Verhandlungen zum UN-Plastikabkommen im Jahr 2022 wurden über 800 Millionen Tonnen Plastik produziert – mehr als 30 Millionen Tonnen davon landeten in den Ozeanen. Plastikmüll zerstört Lebensräume, gefährdet Tiere und Menschen und vergiftet Ökosysteme. Einmal in die Umwelt gelangt, lässt sich Plastik nicht mehr zurückholen, sondern zerfällt zu Mikroplastik, das überall Spuren hinterlässt – sogar in unserer Nahrung und unserem Körper

Jede Minute gelangen weltweit 21.000 Kilogramm Plastik in die Meere. Die Zeit drängt. Ein ambitioniertes Abkommen, das den gesamten Lebenszyklus von Plastik reguliert, ist die einzige Lösung.

Aktivist:innen weltweit engagieren sich

Der WWF kämpft seit Jahren mit seinen Unterstützer:innen für ein ehrgeiziges Plastikabkommen. Wir haben Millionen Unterschriften gesammelt, waren auf der Straße, haben beraten, lobbyiert und Allianzen mit Wirtschaft und Politik geschmiedet.

Eine vom WWF initiierte Studie zeigte im Vorfeld der Verhandlungen nochmals eindeutig auf, dass die Plastikkrise eine globale Gesundheitskrise mit unübersehbaren Folgen ist. Und natürlich waren wir bei den Verhandlungen vor Ort, wie jetzt auch in Genf, um unsere Forderungen deutlich sichtbar zu unterstreichen.

Rückblick: Petitionsübergabe in Berlin

Zum Start der UN-Verhandlungen in Korea Ende 2024 überreichte Heike Vesper (Vorständin Transformation Politik & Wirtschaft beim WWF Deutschland) der ehemaligen Bundesumweltministerin Steffi Lemke unseren Global Vote, die weltweite Petition des WWF mit beeindruckenden 474.404 Unterschriften. Getreu dem Motto „Kurs halten gegen die Plastikflut“ haben wir der Ministerin als Symbol dafür, dass Menschen aus 150 Ländern ein wirksames und bindendes Abkommen fordern, ein Buddelschiff überreicht.

Ministerin Lemke bedankte sich bei allen Unterstützer:innen und sicherte zu, dass Deutschland weiterhin entschlossen für ein ambitioniertes Abkommen kämpfen wird.

Rückblick auf Korea 2024

Zu Beginn schien es in Busan, als ob viele Staaten bereit wären, ein schwaches Abkommen zu akzeptieren – Hauptsache, es gibt bis Ende der Verhandlungswoche ein Ergebnis. Zusammen mit Greenpeace und Break Free From Plastic machte der WWF in Korea deutlich: Ein schwaches Abkommen ohne verbindliche Maßnahmen ist keine Lösung! Mut statt Kompromisse muss die Devise sein!

Schlussendlich reichte die Zeit nicht mehr. Zu lange hat eine kleine Minderheit von Ölstaaten den Verhandlungsprozess blockiert. Es ist mehr als deutlich, dass diese Länder keinerlei Absicht haben, eine wirkungsvolle Lösung für diese Krise zu finden, und dennoch haben sich die große Mehrheit der Staaten – unter ihnen auch Deutschland – vor Ort nicht durchsetzen können. Nach sieben langen Verhandlungstagen heißt es spät in der Nacht: Das Ende der Plastikkrise wird vertagt, die Staatengemeinschaft wird sich nächstes Jahr erneut treffen.

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