Im Ostpazifischen Ozean – vor den Küsten Ecuadors und Kolumbiens - schwimmen Thunfisch-Schwärme häufig gemeinsam mit Delfin-Schulen. Die Gelbflossen-Thunfische schwimmen dabei etwa 100 Meter unter den Delfinen. Dieses Phänomen ist ausschließlich in dieser Meeresregion zu beobachten. Fischer dieser Gegend nutzten daher die leicht sichtbaren Delfine, um die Thunfische zu finden und zu fangen. Das führte in den 1980er Jahren zu dramatisch hohen Beifängen. Mehr als 200.000 Delfine starben jedes Jahr im Thunfischfang. Aufgrund weltweiter Proteste gegen den sinnlosen Tod der Delfine wurde die Fischerei verändert und seit 1999 für diese Region ein strenges Delfinschutzprogramm AIDCP (Agreement on the International Dolphin Conservation Program ) in Kraft gesetzt. Seitdem ist vorgeschrieben:
- Die Netze müssen so konstruiert sein, dass Delfine Fluchtmöglichkeiten haben.
- Taucher sorgen dafür, dass Delfine, die versehentlich doch mit Netzten zusammengetrieben wurden, lebend wieder frei gesetzt werden, bevor das Netz zusammengezogen und an Deck gehievt wird.
- An Bord jedes Thunfischfängers müssen immer unabhängige Beobachter mitfahren und die Einhaltung der Schutzmaßnahmen überwachen und dokumentieren. Die Daten werden an die zuständige Fischereibehörde übermittelt.
Die Delfinbeifänge im Ostpazifik konnten so drastisch reduziert werden. Bei 93 Prozent der Fangausfahrten in 2009 haben die Fischer keinen einzigen Delfin getötet oder schwer verletzt. WWF und Greenpeace erkennen das AIDCP-Delfinschutzprogramm als streng und wirksam an. Der WWF bewertet diese Ringwadenfischerei auf Gelbflossenthunfisch als eine der umweltverträglichsten Thunfisch-Fischereien weltweit, da kaum Beifang bedrohter Arten anfällt. Es gehen große Gelbflossenthunfische in die Netze, da sich in den Schwärmen nur ältere Tiere sammeln, die sich bereits fortgepflanzt haben und zum Erhalt des Bestands beigetragen haben. Die Fischerei schont so Thunfisch-Nachwuchs und andere Meereslebewesen. Zwar sind die Delfinbeifänge in dieser Fischerei drastisch reduziert, für eine Nachhaltigkeits-Zertifizierung sind die Langzeitauswirkungen der Treibjagd auf die Delfinpopulationen aber nicht ausreichend untersucht. Es ist unklar, ob sich die betroffenen Delfinbestände seit den frühen 1990er Jahren ausreichend erholt haben.
Im Oktober 2016 hat der WWF Wiederspruch gegen eine MSC-Zertifizierung aus zwei Gründen erhoben. Es wurde nicht transparent dargestellt, wie der Einfluss der Fischerei auf die geschrumpften Delfinbestände bewertet wurde. Die zugrundeliegenden Informationen wurden daher auch nicht angemessen in der Bewertung der Fischerei einbezogen. Wir gehen davon aus, dass die zur Verfügung stehenden wissenschaftlichen Daten für eine positive Bewertung der Fischerei in diesem Fall nicht ausreichen. Generell unterstützt der WWF den MSC als das zurzeit beste Zertifizierungsprogramm für umweltverträglich gefangenen Fisch. Im Fall der Northeastern Tropical Pacific purse seine tuna fishery sehen wir den MSC Standard aber nicht als erfüllt an.